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Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet
Autoren: Andreas Weiler
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stabilisierte sich langsam wieder, und sie sank wieder hinab, aus der Zone der Hitzeböen heraus.
    »Bleibt zusammen, meine Kinder!« rief sie, und der Lautlose Schrei hallte über das Felsenland.
    Der Himmel erglühte stärker. Tropfen aus heißem Licht fielen der Oberfläche von Letzter Schlaf entgegen. Tropfen, die alles durchdrangen, die Zeit beschleunigten, den Raum krümmten.
    Der Angriff der Anderen wurde zurückgedrängt, und Mehr-Blatt begriff, daß sie sehr viel Glück gehabt hatte.
    »Sie ist nahe!« ertönte ein Klageruf. »So schrecklich nahe. Werden wir es bis zum Sammler schaffen?«
    »Natürlich, meine Kinder.«
    Sie schwebte weiter, über auseinanderfließende Granitfelsen hinweg. Über Spalten, die bis zum Kern des Planeten hinunterzureichen schienen.
    Zwei-Blüte schwebte an die Seite ihrer Vatermutter.
    »Spürst du die Signale der anderen Fremden?« fragte sie. Mehr-Blatt bejahte.
    »Sie haben sich offenbar getrennt«, überlegte Zwei-Blüte. Auch in ihr waren Angst und Verwirrung und Denkauflösung, aber sie hielt sich gut unter Kontrolle. Mehr-Blatt war stolz.
    »Derjenige Fremde mit der Ausstrahlung, die so sehr der einer Anderen ähnelt«, fuhr Zwei-Blüte fort, während sie ihr zusammengebrochenes PSI-Kissen stabilisierte, »ist weiter unten. Die anderen aber sind ebenfalls auf dem Weg zum Sammler. Wir müssen uns beeilen.«
    »Ja«, stimmte Mehr-Blatt zu, »wir müssen uns beeilen.«
    Und sie lauschte. Und sie sondierte. Und sie analysierte. Auch wenn das die Angst weiterschürte. Und sie gelangte zu einer Erkenntnis.
    Die überlebende Knospe hatte Kontakt mit dem Fremden aufgenommen, dessen Ausstrahlung ihr so ähnlich war. Eine Potenzierung der Kräfte.
    Die anderen Renegaten spürten es ebenfalls.
    »Schneller!« rief Mehr-Blatt lautlos. »Schneller. Wenn wir den Sammler erreicht haben, sind wir in Sicherheit. Dann können wir Letzter Schlaf verlassen, und die Anderen werden uns niemals finden.«
    Sie schwebten über die Grundlose Schlucht hinweg, dann über die sich daran anschließende Ebene, deren Gestein an vielen Stellen kochte. Schließlich erreichten sie den Fluß. Einige Helfer kauerten am Ufer und nahmen sofort Demutshaltung an, als sie ihrer Schöpfer ansichtig wurden. Mehr-Blatt beachtete sie nicht. Sie öffnete ihre Zellularaugen und betrachtete die Fremden, die auf einem schwankenden Gefährt versuchten, das gegenüberliegende Ufer des kochenden Flusses zu erreichen. Sie würden es nicht schaffen. Eine Flutwelle aus kochender Gischt mußte sie in wenigen Augenblicken davonschwemmen und verbrennen. Eine Gefahr weniger.
    Dann aber wandten sich Mehr-Blatts Gedanken in eine ganz andere Richtung.
    Vielleicht, überlegte sie, gibt es eine Möglichkeit, sich vor der Anderen zu verstecken. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, schon jetzt unsere Spuren zu verwischen.
    »Konzentriert euch, meine Kinder!« rief sie mit der Lautlosen Stimme.
    Sie gehorchten. Und Mehr-Blatt lenkte die vereinigte Kraft, formte daraus die Vorstufe zu einem Protransfer, der Körper und Gedanken in ein einziges Multi-Engramm verwandelte, und tastete nach den Denksphären der Fremden …
     
    *
     
    Es war eine Wand aus kochendem Wasser.
    Aschan Herib tauchte die Manövrierstange ins Wasser, berührte damit den Grund und schob das Floß näher ans Ufer heran. Doch er wußte, daß sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen konnten. Die Flutwelle kam zu rasch näher. Und an ein Schwimmen in der siedendheißen Gischt war nicht zu denken. Sie würde ihre Körper binnen Sekunden verbrühen. Kein angenehmer Tod.
    Es war, als dehne sich die Zeit.
    Das Rauschen der näherrollenden Flutwelle war nur noch ein schwaches Flüstern. Der kochende Schaum war plötzlich in der Zeit eingefroren.
    »Was ist das?« brachte Suzanne Oh leise hervor. Aus großen Augen blickte sie an der Wand aus Wasser empor. Der rückwärtige Teil des Floßes hatte sich bereits etwas emporgehoben, erfaßt von der Welle. Doch die Gischt hoch über ihren Köpfen kam nicht herunter. Die Tropfen schwebten in der Luft und bewegten sich nicht. Der Fluß war eine erstarrte, silberweiße Fläche. Aschan Herib zerrte an der Manövrierstange, konnte sie jedoch nicht mehr einen einzigen Millimeter bewegen. Ennerk Prime erhob sich vorsichtig. Das Floß schwankte nicht mehr. Es lag auf der erstarrten Gischt, wirkte wie festgebacken. Behutsam setzte Prime einen Fuß aufs Wasser. Es war so fest und hart und kühl wie Granit. Er schluckte.
    »Ich weiß nicht, wie
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