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Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet
Autoren: Andreas Weiler
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ein deutlicher Hinweis.«
    Davids Nervosität nahm zu. Er war seinem Geheimnis nahe, das spürte er ganz deutlich. Und er sagte: »Man nennt mich den Erben der Macht. Und ich weiß, daß diesem Erbe eine wichtige Bedeutung im Hinblick auf die Lange Reihe zukommt. Ich selbst aber weiß nicht, wer und was ich bin. Ich bin auf der Suche nach meinem eigenen Ich.«
    Verwunderung.
    »Kannst du es denn nicht sehen? Du bist der Träger des Monochords.«
    Wieder diese seltsamen Worte. Nur eine Umschreibung? Oder mehr?
    »Was bedeutet das?« fragte er.
    Etwas berührte seine Gedanken. Etwas tastete und prüfte und sondierte.
    »Nein, du kennst deine Bestimmung tatsächlich noch nicht.« Verwunderung. Und war da nicht auch eine Spur von Hoffnung? »Du bist mehr als falsches Leben, David. Und in deinem Ich verbergen sich Tiefen, die sich dir noch nicht eröffnet haben. Du bist aus Verzweiflung geboren, Erbe der Macht. Ein Weltenbaum wurde deinetwegen zum Verräter. Aber vielleicht war dieser Verrat notwendig. Vielleicht …«
    Der goldgelbe Schimmer detonierte in einer Kaskade aus vielfarbenem Licht. Der Mistelkörper schwankte. Überraschung. Ein Hauch von Verwirrung und Bestürzung.
    »Ich kann sie nicht mehr wahrnehmen!« rief Schön-Duft. »Die Renegaten … sind verschwunden.«
    Vangralen stöhnte. »Der Sammler …«
    »Nein«, widersprach die Knospe sofort. »Nicht der Sammler …«
    Der Lichtglanz stabilisierte sich wieder.
    »Wirst du mir helfen, David, die von den Renegaten ausgehende Gefahr zu beseitigen und die Entropieballung möglicherweise zurückzudrängen?«
    David zögerte nicht. »Ja.« Er half sich damit auch selbst. Denn wenn keine Entropiegefahr mehr bestand, mußte die Einkapselung des quasiintelligenten Steuerzentrums des Sammlers relativ einfach aufzuheben sein. Er schob die bohrenden Fragen in sich zuerst einmal beiseite. Etwas anderes war im Augenblick wichtiger.
    Vangralen deutete nach oben auf den Fels. »Und wie, bitte schön, sollen wir da hindurchkommen?«
    »Die in dir wohnende Kraft, Erbe der Macht«, sagte Schön-Duft, »ist größer, als du glaubst. Ich allein würde bei einem Transfer zuviel Kraft vergeuden. Kraft, die ich bei der bevorstehenden Auseinandersetzung mit den Renegaten dringend benötigen werde. Mit dir zusammen aber …«
    »Was, zum Teufel«, brummte Vangralen, »ist ein Transfer?«
    Die Knospe antwortete nicht. Der Lichtschimmer dehnte sich aus, umhüllte auch die beiden Terranauten. Das bohrende Pochen in ihren Gedanken ließ nach. Die psionische Kraft kehrte zurück. Ein Rinnsal, das rasch anschwoll und zu einem Sturzbach aus neuer Energie wurde.
    »Die Neutralblase«, sagte Schön-Duft, »wird euch vor den auflösenden Kräften weitgehend schützen.« Ihr Körper begann sich aufzulösen. Und ebenfalls die von Vangralen und David. Sie schwebten hinauf, wie von Geisterhänden getragen. Und die granitenen Felsen waren plötzlich kein Hindernis mehr.
    Das ist der Transfer, dachte David. Und er spürte die suchenden, mentalen Arme von Schön-Duft.
    Doch nirgendwo stieß die Knospe des Baumes auf ein Gedankenecho der Renegaten …
     
    *
     
    Der Sammler war ein gewaltiger, aus einer Bodensenke aufragender Berg aus Pflanzengewebe. Die borkige Außenschale war an einigen Stellen geborsten, doch die Verletzungen waren nicht sonderlich groß und nicht ernst. Narda, Ariane, Suzanne, Ennerk und Aschan schritten langsam die Hänge hinab.
    »Seht ihr?« frohlockte Mehr-Blatt. »Sie findet uns nicht. Die Andere hat tatsächlich unsere Spur verloren. Bald sind wir in Sicherheit. Und von einem anderen Ort aus werden wir dann versuchen, mit einem Weitsprung die Große Mutter zu erreichen.«
    Der Boden bebte jetzt in immer kürzeren Intervallen. Die Luft war mit Schwefeldämpfen und Kohlenwasserstoffen gesättigt. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis diese Welt starb. Vielleicht nur noch wenige Stunden.
    Nein! rief eine Stimme. Verschwinde. Löse dich auf!
    Mehr-Blatt drängte das Fremd-Ich wieder zurück.
    Und Narda wurde zurückgeschleudert in den finsteren Kerker inmitten ihres eigenen Bewußtseins. Sie sammelte neue Kraft, schlug dann erneut zu und hieb die Lanze aus ihrem verdichteten Ich weit hinein in das andere Denken, das von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte. Ihre Beine zitterten für einen Augenblick, dann wurde sie ein weiteres Mal zurückgeworfen. Ihre Verzweiflung nahm zu.
    Suzanne! rief sie. Ennerk!
    Der Schmerz war nur eine ferne Stimme. Die nun in ihr wohnenden
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