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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch
Autoren: Erno Fischer
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bekam eine neue Richtung und flog zur Liege zurück.
    Ein einigermaßen normaler Mensch hätte sich sämtliche Knochen im Leib gebrochen, doch die Große Graue kam auf wie eine durchtrainierte Raubkatze. Sie warf sich herum und lachte Cantos zu.
    »Haben Sie keine Lust, in die Garden einzutreten?« Ihr Atem war nur unwesentlich beschleunigt.
    »Nein, kein Bedarf«, antwortete er. »Wissen Sie, ich müßte dann meinen Flaum grau färben, und das würde mir nicht passen.«
    Ihre Nasenflügel bebten. Ihr Blick tastete über seinen Körper, daß er glaubte, ihn spüren zu müssen.
    »Was würde geschehen, wenn ich mich in dich verlieben würde, grünes Ungeheuer? Würde dann eine Art Mann aus dir werden?«
    Ihr Blick blieb an einer bestimmten Körperstelle hängen.
    Cantos fühlte sich weder unbehaglich noch belustigt. Er war geschlechtslos – wenigstens körperlich. Die Reaktionen und das Verhalten dieser Frau bewiesen ihm immer deutlicher, daß Chan auch nach den Maßstäben der Menschen krank sein müßte. Er verdrängte Karel Krystans Haß und zuckte nach Art der Menschen die Schultern.
    »Darüber unterhalten wir uns später. Jetzt sind Sie erst mal an der Reihe. Wir waren bei der Informationsstunde, Chan de Nouille. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Das erwähnte ich schon.«
    Sie ließ das Haar, wie es jetzt war; erst einmal hatte sie dem Außerirdischen ausreichend ihre Stärke bewiesen. Sie würde auch ihm noch ihre Überlegenheit beweisen. Wie sie der ganzen Menschheit ihre Überlegenheit beweisen würde – auch wenn sie nur eine Clon war …
    »Ich bin einverstanden, Cantos, daß wir uns gegenseitig kennenlernen, bis die geheimnisvolle Stunde der Wahrheit anbricht. Gehört auch zu Ihrer Informationsfülle über mich, daß ich sehr grausam sein kann?«
    Sie blinzelte unschuldig.
    Cantos ließ sich nicht provozieren. Er wartete ab.
    »Tja, ich lebe unter dem Decknamen Helena Koraitschowa als Konzilsmanag mit sehr viel Geld in der Frauenstadt Edinburgh auf Terra. Dort kennt man die schöne Helena nur als sehr extravagant, mit ungewöhnlichen Methoden, die allerorten sprießende Langeweile zu vertreiben.«
    »Dabei kann es durchaus vorkommen, daß der eine oder andere Liebhaber zum Ergötzen der grausamen Helena abgeschlachtet wird, wenn er frech geworden ist oder wenn sie seiner einfach überdrüssig ist.«
    »Oh!« machte Helena alias Chan de Nouille und wirkte scheinbar überrascht. »Dann wissen Sie sicherlich auch, daß die Grauen Garden seit ihrer Gründung durch die Graue Arda als Söldnerarmee in Privatbesitz sind und nur an das Konzil vermietet werden? Ich besitze aufgrund der noch immer gültigen Konzilsverträge aus dem Jahre 2274 keine direkte Befehlsgewalt über die Garden, kann aber in allen wichtigen verwaltungstechnischen Fragen – dazu gehören auch Rekrutierung und Truppenstärke – die letzte Entscheidung treffen.«
    »Vorbehaltlich einer besseren Regelung – besser für Sie, nicht wahr?« Cantos sprach ruhig und akzentuiert. Chan de Nouille bemängelte, daß er nicht mehr jedes Wort mit seinem schmallippigen Mund formte, sondern ihn einfach zu einem rosa Schlund öffnete, aus dem die Worte drangen wie aus einem perfekten Lautsprecher.
    Sie sagte jedoch nichts in dieser Richtung, sondern fuhr fort: »Ich habe auch so erheblichen Einfluß auf die Grauen Garden. Im Gegensatz zu früheren Erben der Arda nutze ich diese Macht aus, um damit politischen Druck auf das Konzil und den Konzilsvorsitzenden auszuüben.«
    »So geschehen gegen Valdec. Wie funktioniert das eigentlich zur Zeit?«
    »Sie sollten mich nicht dauernd unterbrechen, sonst erfahren Sie zu wenig! Schließlich ist unsere Zeit bald abgelaufen, nicht wahr?«
    »Schießen Sie los, was Sie noch zu sagen haben, Chan. Sieht so aus, als wollten Sie keine Geheimnisse vor mir haben, aber ich bemerke nur, daß Sie sich auf allgemein bekannte Dinge beschränken. Falls es sich noch ändern sollte, wäre ich Ihnen dankbar.«
    Sie lächelte freundlich, obwohl diese Freundlichkeit nicht glaubwürdig war, wenn man sie einmal durchschaut hatte. Unbeirrt führte sie weiter aus: »Ich wurde wie alle Erbinnen auf Shondyke aus einer tiefgefrorenen Eizelle der Grauen Arda durch Befruchtung mit der Samenzelle eines besonders befähigten Gardisten künstlich gezeugt. Das künstlich geschaffene Kind wurde dann während der Jugend durch spezielle Trainingsprogramme, die von der Grauen Arda selbst entwickelt wurden, auf seine Aufgabe vorbereitet. Nun,
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