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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch
Autoren: Erno Fischer
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lediglich sein, wie du an die betreffende Person herankommst und wie du sichergehst, daß sie dir nicht bei der ersten besten Gelegenheit unterwegs den Hals herumdreht.«
    »Da habe ich schon meine Mittel«, versprach Cantos. »Wen schlägst du vor.«
    »Chan de Nouille!«
     
    *
     
    Helena Koraitschowa rekelte sich auf dem kreisrunden Bett und warf mit einer lässig anmutenden Geste ein Kissen genau in das weitgeöffnete Maul des Krokodils im warmen Tümpel. Erwartungsgemäß schnappte das gefräßige Tier zu. Das Daunenkissen – ein Luxus, den sich nur wenige leisten konnten – zerplatzte. Die Daunen schwebten wie Schneeflocken umher.
    Das Krokodil erwachte vollends aus seiner Lethargie und tauchte ins Wasser. Pfeilschnell zerpflügte es die bisher stille Oberfläche, erreichte das gegenüberliegende Ufer und schnellte auf das Trockene – bis wenige Zentimeter vor die ausgestreckte Hand Helenas.
    Sie lachte und streckte ihre Hand weiter vor – in das Maul des gereizten Krokodils.
    Hinter der Koraitschowa entstand ein Geräusch, das nicht in die Szene paßte. Das nervöse Tier reagierte auf seine Weise darauf: Das große, mit messerscharfen Zähnen bewehrte Maul klappte mit einem trockenen Knall zu.
    Es dauerte nur winzige Sekundenbruchteile, doch diese genügten Helena vollkommen, ihre Hand rechtzeitig in Sicherheit zu bringen!
    Wütend hieb sie die geballten Fäuste auf den Schuppenschädel des Krokodils, bis ihr klar wurde, daß sie dem Tier damit keinen Schaden zufügen konnte. Geschmeidig glitt sie vom Bett, das genau neben dem sumpfig riechenden Tümpel stand.
    »Mit dir beschäftige ich mich noch!« schwor sie mit bebender Stimme. Für das Tier stellte diese Drohung nicht viel dar, aber für einen Menschen hätte sie tödlich geklungen.
    Helena Koraitschowa war Chan de Nouille, die »Große Graue«, die Eigentümerin der Grauen Garden. Sie stammte direkt von der Grauen Arda, der Gründerin der mächtigsten und effektivsten Armee und Polizeitruppe in der gesamten Menschheitsgeschichte, ab. Auf Shondyke, dem wichtigsten Planeten der Grauen Garden, war Chan de Nouille aus einer tiefgefrorenen Eizelle der Grauen Arda durch künstliche Befruchtung mit der Samenzelle eines besonders befähigten Gardisten gezeugt worden. Das Kind wurde während seiner Jugend durch spezielle Trainingsprogramme, die von der Grauen Arda selbst entwickelt wurden, auf seine Aufgabe vorbereitet.
    Erst sehr viel später wurde Chan, wie ihre Vorgängerinnen auch, die Gestaltung ihres Lebens selbst überlassen. Da entschied sie sich, in der Tarnexistenz der Helena Koraitschowa das Leben auf der Erde zu genießen und für das Konzil der Konzerne nur in elektronischen Masken als Chan de Nouille aufzutreten.
    Sie warf das hüftlange, brandrote Haar zurück und wandte sich dem Störenfried zu.
    Ein Mann stand in der Tür, aufrecht, stolz, wie der kampferprobte Recke aus dem Bilderbuch.
    Er hatte es gewagt, mit seinem Eintreten das Spiel mit dem Krokodil zu stören.
    Chan de Nouille trat vom Tümpel zurück und stieß ein Zischen aus. Gleichzeitig errichtete der Computer eine stabile Trennwand zwischen Tümpel und Schlafzimmer.
    Mit scheinbar glühenden Augen und wiegenden Hüften ging Chan de Nouille auf den Mann zu.
    Der verschränkte die Arme vor der mächtigen Brust, daß die Muskelstränge von Bizeps und Trizeps dick wie Stahlseile hervortraten, und blickte der ungewöhnlichen Frau entgegen. Es war ihm nicht anzusehen, was er dachte.
    Er sieht verdammt gut aus, dachte sie, und das weiß er auch. Ich sollte ihn zur Truppe zurückschicken. Er ist ein fähiger Hauptmann der Garden, auch wenn er nur ein Grauer Treiber ist, ohne die übliche Gehirnoperation, die aus Menschen seelenlose Kampfmaschinen macht. Er ist nicht seelenlos und mir dennoch sklavisch ergeben. Nicht durch eine Operation wurde das bewerkstelligt, sondern durch seine unvernünftige Zuneigung zu meiner Person. Obwohl ich mich erst seit Tagen mit ihm abgebe.
    Ihre Wut verrauchte, noch ehe sie ihn erreicht hatte. Kaum stand sie vor ihm, als seine Hände an ihre Schultern flogen und sie festhielten wie in einem Schraubstock. Dann bewies der Mann, daß er doch zu Gefühlsregungen fähig war.
    »Warum hast du das getan, Helena?« blitzte er sie an. »Ich dachte, dein Arm …«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung entzog sie sich seinem eisernen Griff.
    »Du machst dich lächerlich, Gerna! Außerdem hast du das Spiel gestört. Ich war gerade dabei, dem Krokodil meinen Willen
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