Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch
Autoren: Erno Fischer
Vom Netzwerk:
können: Mitleid. Cantos wußte, daß es sinnlos war, die Große Graue zu töten. Ihr Tod hätte nur ein Machtvakuum geschaffen, in das sich die Manags und Queens gierig gestürzt hätten. Die Garden würden zerfallen, und einzelne Konzerne würden offen mit ihren Garden gegeneinander kämpfen …
    An dieser Stelle stoppte Cantos seine Gedankengänge, denn sie brachten ihm nichts ein. Er war hier, um den Machtfaktor Chan de Nouille zu benutzen, nicht, um ihn auszuschalten.
    Cantos konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
    »Ja, unser Ziel liegt außerhalb der Galaxis, Chan de Nouille!«
    Diesmal war der Spott verschwunden. Er provozierte sie nicht mehr, wie es vorhin geschehen war. Jetzt sprach er ernst wie mit einem Gesprächspartner, den er völlig akzeptierte.
    »Sie sind ein Scheusal, Cantos, obwohl Sie sich gern als Freund der Menschheit aufspielen. Das haben Sie vorhin bewiesen. Jetzt scheinen Sie sich an mich gewöhnt zu haben.«
    »Das ist kaum möglich, Chan de Nouille. An Sie kann sich niemand gewöhnen – es sei denn, er ist von Ihrem Format, aber dann wäre er ein tödlicher Feind und Konkurrent, den Sie ausmerzen würden. Wie viele Intelligenzwesen haben Sie schon auf dem Gewissen?«
    »Geht es jetzt wieder los?«
    »Ich möchte gern mein Wissen über Sie vervollständigen, Große Graue.«
    Das rote Zyklopenauge musterte sie aufmerksam. Prompt fühlte Chan de Nouille sich unbehaglich.
    Sie wollte etwas sagen, kam jedoch nicht dazu, denn in diesem Augenblick durchlief das Schiff ein deutliches Zittern.
    Alarmiert richtete sie sich auf. Sie lauschte, als würde sie irgendwo das Platzen der Wandungen erwarten.
    »Es ist nichts, Chan de Nouille. Der Computer hat mir soeben mitgeteilt, daß wir das erste Ziel unserer Etappe bald erreichen. Das Rütteln sollte Sie nicht kümmern. Ich darf Ihnen versprechen, daß es noch schlimmer werden wird. Und was Ihre Bemerkung betrifft, ich hätte mich an Sie gewöhnt, so will ich jetzt doch noch antworten: Das, was wir gemeinsam durchführen werden, erfordert ein hohes Maß an Zusammenarbeit. Deshalb will ich mich bemühen, die Fronten nicht zu sehr zu verhärten.«
    »Auf jeden Fall sind die Fronten durch unser Gespräch deutlich geworden, nicht wahr?«
    »Kommen wir zu Ihrer Person zurück. Wir werden uns zunächst über Sie unterhalten. Dann bin ich bereit, auch über mich selber Informationen zu geben. Nehmen Sie das bitte wörtlich: über mich selber! Das heißt, daß Informationen über meine Heimatwelt weitgehend ausgeklammert bleiben. Wer weiß, vielleicht ergibt sich noch mal eine Gelegenheit für Sie, Genessos kennenzulernen? Es hängt ganz vom Ausgang unseres Ausflugs ab. Sie müssen wissen, daß wir nicht nur die Galaxis verlassen, sondern … Nun gut, fangen wir an: Sie sind die Eigentümerin der Grauen Garden, nicht wahr? Ihr Alter ist allgemein unbekannt. Ich sehe, Sie sind schlank, gutaussehend, im Sinne der menschlichen Ästhetik. Oh, vielleicht sind Sie sogar noch mehr als gutaussehend. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß Sie die Sinne manches männlichen Terraners verwirren. Dann Ihr hüftlanges, brandrotes Haar. Also, wenn Sie mich fragen:
    Ich finde das äußerst unpraktisch!«
    »So, finden Sie?«
    »Ja; finde ich. Sehen Sie, wenn es wirklich einmal zum Kampf kommt, könnten Sie sich leicht mit den langen Haaren irgendwo verheddern. Mein grünlicher Flaum ist wesentlich praktischer.«
    »Die Haare hindern mich ganz und gar nicht. Es kommt halt auf die Frau an, die eine solche Haartracht trägt.«
    Sie beugte sich vor und griff sich mit beiden Händen in das dichte Haar. Blitzschnell drehte sie es zu einer straffen Rolle und band es hinter dem Hinterkopf hoch.
    Es geschah so schnell und so präzise, daß Cantos nicht genau sehen konnte, wie Chan de Nouille das Kunststück fertigbrachte, aber innerhalb von Sekunden ruhte das rote Haar wie eine glühende Wolke auf ihren Schultern und ihrem Nacken.
    Die Große Graue federte auf. Das Haar wallte, löste sich jedoch nicht.
    Im nächsten Augenblick flog sie auf Cantos zu – wie ein Geschoß. Ein erneuter Angriff!
    Cantos blieb nicht sitzen. Er wich aus und griff nach der heranwirbelnden Frau. Sie schien im Moment wesentlich mehr als nur zwei Arme und zwei Beine zu haben. Ihre Fäuste wirbelten, doch keine traf ins Ziel. Cantos bewegte sich so schnell wie ein Gedanke und nahm sich des wirbelnden Körpers noch während des Fluges an.
    Chan de Nouille fühlte sich mit Brachialgewalt herumgedreht. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher