Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
spaltenähnliche Öffnungen führten ins Innere des Buckels hinein. Duryea, die kaum noch die Augen offenhalten konnte, horchte in sich hinein, war aber nicht in der Lage, einen biopsionischen Kontakt zu der Knospen-Anlage herzustellen. Das ließ nur einen Schluß zu: Die organische Anlage war tot, abgestorben, zumindest zum überwiegenden Teil.
    Doch da war etwas anderes, das sie vernahm. Das sich bis zur Grenze des Erträglichen verstärkende Drängen in Arvid Alarone, der sich nun ganz in ihrer Nähe befinden mußte. Selbst der Rennbaum strahlte nun sein biopsionisches Äquivalent von Aufregung aus, als er seine Laufwurzeln an den Stamm zog und dann wieder streckte.
    »Dank dir«, murmelte Duryea halblaut und stieg aus dem Äste- und Zweigegeflecht heraus. Unter ihren Füßen war nicht das vertraute und weiche Schwammoos, sondern harter Boden. »Du hast mir sehr geholfen.«
    Der Rennbaum zitterte mit den Ästen und wandte sich um, um aus dem niedrigen Korridor, in den er Duryea gebracht hatte, wieder hinauszukriechen.
    Die Psychomechanikerin verlor keine Zeit und marschierte tiefer in den Buckel hinein. Manchmal zweigten rechts und links andere Gänge ab, doch sie kümmerte sich nicht darum. Sie spürte deutlich, daß sie mit diesem Gang ihrem Mentalpartner immer näher kam.
    Einmal blieb sie stehen und legte ihre Hand prüfend auf eine der Wände. Sie war steinhart und kalt. In der sie umgebenden Dunkelheit konnte sie nichts erkennen, aber sie glaubte, einzelne strangähnliche Gebilde und so etwas wie Borke ertastet zu haben.
    Und weiter hinein. Nach einigen Minuten tauchte voraus ein weicher Lichtschimmer auf, wie ein Wegweiser in der Finsternis.
    Arvid!
    Er antwortete noch immer nicht, obwohl er jetzt in unmittelbarer Nähe sein mußte. Die Signale, die sie erreichten, waren gedankliches Chaos und unglaubliche Erschöpfung.
    Der Lichtschimmer stammte von einigen Strängen an den Wänden, die zu einem größeren pflanzlichen Geflecht gehört hatten, das aber zum überwiegenden Teil abgestorben und versteinert war.
    »Also noch nicht ganz tot«, murmelte Duryea und stolperte weiter, ohne innezuhalten.
    Sie kam durch mehrere Kavernen, und am Boden waren einst kegelförmige Gebilde gewachsen, die nun aber ebenfalls versteinert waren. Sie hatten Ähnlichkeit mit Blumen, die sich nach oben hin verjüngten, dann wieder verdickten und deren oberer Teil aus einem geschlossenen Kelch oder einer Knolle bestand.
    In anderen Hallen entdeckte sie Staudenpflanzen, mehrere Meter hoch, von einer rötlichen Tönung, ebenfalls tot und so hart wie Granit.
    Dann entdeckte sie Arvid.
    Er lag zusammengekrümmt vor einer der Wände, in denen noch einige Pflanzenfasern lebten und ein lumineszierendes Licht verbreiteten. Er gab keinen Laut von sich. Seine Arme und Beine zitterten.
    Duryea vergaß ihre Müdigkeit für einen Augenblick und stürmte ihm entgegen.
    »Arvid!«
    Seine Stirn war schweißbedeckt, die Augen weit geöffnet. Er erkannte sie nicht. Sie nahm ihn in die Arme und schüttelte ihn. Keine Reaktion. Sie versuchte, mit ihrem Teil-Ich in seinen Geist einzudringen, doch sie scheiterte. Dazu war sie bereits viel zu schwach. Sie schob die Hände unter seine Achseln und half ihm in die Höhe.
    Duryea war wie betäubt. Hier war er, ihr Mentalpartner, den sie drei Jahre für tot gehalten hatte. Jetzt hatte sie ihn wiedergefunden. Nur, um bei seinem wirklichen Tod hilflos zusehen zu müssen …?
    Hier, in unmittelbarer Nähe, war das quasipsionische Band so stark und unzerreißbar, wie sie es aus der Zeit des Glücks in Erinnerung hatte.
    Duryea Ankrum handelte, ohne die Konsequenzen für sich selbst in Betracht zu ziehen.
    Sie öffnete ihren Geist, soweit sie konnte. Sie ließ die in ihr verbliebene Kraft heraus und spürte, wie sie sich in Arvid neu manifestierte.
    Alarone schrie auf. Merkwürdig verzerrt hallte der qualvolle Laut von den Wänden wider. Und während sich der Stumme aufraffte und in einen weiteren Korridor hineintaumelte, stürzte Duryea zu Boden und verlor für eine oder zwei Minuten das Bewußtsein. Als sie wieder zu sich kam, war es nur der Gedanke an ihren Mentalpartner, der sie wieder auf die Beine kommen ließ.
    Sie war erledigt, wenn nicht ein Wunder geschah. Sie würde sterben zwischen den pflanzlichen Wänden; die vielleicht bereits vor Äonen hier ihr Leben ausgehaucht hatten.
    Die Beine gehörten jemand anderem. Sie ließen sich nur unter größten Mühen bewegen. Die Augenlider waren so schwer wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher