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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
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wird deine Fragen beantworten.«
    »So sei es.«
    Bald darauf brachen sie auf.
     
    *
     
    Gegen Mittag fand Duryea Ankrum die erstarrte Begleiterin ihres Mentalpartners. Die Frau mit dem verfilzten, blonden Haar lag zusammengekrümmt inmitten des Schwammooses. Einige schwarze Traumhaken umschwirrten sie, ließen sich kurz auf ihren nackten Armen nieder, schwebten dann aber wieder davon, ohne ihre Haken in die Haut der Bewegungslosen gebohrt und Träume induziert zu haben.
    Die Psychomechanikerin ließ sich an ihrer Seite nieder und untersuchte sie rasch. Die Augen der Blonden waren weit aufgerissen. Ihr Atem ging flach und unregelmäßig.
    Katatonie. Aber nicht wie bei den Betroffenen des zweiten Stadiums. Dies hier ging weiter, umfaßte mehr. Duryea überlegte kurz, schätzte das Risiko ab und teilte ihr Ich, um die Egosphäre der Stummen zu berühren. Fast im gleichen Augenblick schreckte sie zurück. Sie hatte Chaos gesehen, Auflösung, Zersetzung. Diese Frau war dem Tode nahe. Die Psychomechanikerin kannte nichts, was ihr noch hätte helfen können. Sie hatte Bilder von der Variökologie gesehen. Aber es waren andere Bilder als die, die vor ihren eigenen Augen waren. Bilder des Schreckens und Ekels und Abscheus. Bilder der Angst.
    Sie erhob sich wieder.
    Die Schwäche in ihr hatte in den letzten Stunden zugenommen. Über das quasipsionische Band, das sie mit ihrem Mentalpartner verband, strömte weiter Kraft aus ihr heraus und in Arvid hinein. Vielleicht war das der Grund, warum er nicht auch hier lag. Vielleicht war das die Ursache, warum er weitermarschiert war: Seine eigene Energie war längst ebenso erschöpft wie die seiner Begleiterin, die er hier zurückgelassen hatte.
    Was trieb ihn so an? Was ließ ihn nicht zur Ruhe kommen? Auch in der erstarrten Frau auf dem Schwammoos war noch ein Schatten dieses diffusen Verlangens. Dieses Verlangen hatte die beiden Stummen immer weiter in die Variökologie Surins hineingeführt. Obwohl genau diese Variökologie die Schmerzen brachte – und den Abscheu und den Ekel.
    Duryea Ankrum taumelte weiter. Gleichzeitig mit der Kraft, die aus ihr herausströmte und Arvid Alarone half, nahmen die Schmerzen zu. Auch sie war jetzt – manchmal – in der Lage, die ferne Stimme zu hören, der Arvid entgegeneilte. Sie versuchte einen Teiltransfer in das Ich ihres Mentalpartners, doch sie war bereits so geschwächt, daß es ihr nicht gelang. Sie ahnte nur, daß Arvid diesem Ziel inzwischen sehr nahe war.
    Zwei Stunden später erreichte sie die Region, die sie schon einmal zuvor gesehen hatte. Hier ragten die Bäume und baumähnlichen Pflanzen weit über das sonst auf Surin übliche Maß von ungefähr vier Metern hinaus. Es war der Pilzwald. Die grünen Stämme der Pflanzenriesen, manchmal drei bis vier Meter durchmessend, waren mit Kolonien von Kugelalgen bewachsen, die wie Teppiche oder Decken aus weichem Grün wirkten. Andere Borken hingegen waren mit den Pilzen besetzt, die dieser Region der Variökologie ihren Namen gegeben hatten. Das Licht der Sonne Norvo war wie ein goldgelber Farbregen, der in breiten Strömen bis hinunter auf den Boden mit dem Schwammoos sickerte. Und hier bildete selbst der Boden das Miniaturabbild eines dichten Waldes. Fleischige Lianenableger wiegten sich im lauen Wind, und ihre oberen Knospen zitterten leicht, während sich die winzigen Luftkammern öffneten und jeweils einige Dutzend mikroskopisch kleiner Teilsporen freigaben.
    Hier war nicht nur alles grün. Am Boden, besonders an den Stümpfen ehemaliger Baumriesen, wuchsen Violettblumen, die es nur hier im Pilzwald gab. Woanders waren sie vollkommen unbekannt, und Duryea fragte sich für einen Augenblick, ob die hiesige Existenz dieser Violettblumen nicht auch ein Indiz für den fortschreitenden Zerfall des Zusammenhalts der Variökologie waren. Die Ökowächter hatten viel zu tun, um die Südtiere, die nach Surin vordrangen, zu erlegen. Doch über Hunderte von Jahren hinweg, seit dem Zeitpunkt, als die Knospen des Baumes Gleichgewicht verlassen hatten, hatte niemand existiert, der eine solche Funktion hätte wahrnehmen können. Das grüne Paradies starb einen langsamen, sich vielleicht noch über Jahrtausende hinziehenden Tod. Der Zusammenhalt jedoch würde schon viel eher verlorengehen.
    Weiter. Immer weiter. Der mentale Strom, den sie von Arvid Alarone empfing, war mal schwächer und dann wieder stärker. Er war seinem Ziel inzwischen sehr nahe.
    Der Abend dämmerte.
    Duryea Ankrum wußte, daß
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