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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
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sah sie an. Sein Gesicht war noch immer abgezehrt und zeigte deutliche Spuren der zurückliegenden Anstrengungen, aber es war ebenso wie ihr eigenes von einer tiefen Ruhe erfüllt. Das Trübe in seinen Augen hatte sich verloren.
    »Ich habe dich lange gesucht«, sagte Arvid leise und berührte mit seinen Fingern sanft ihre Lippen. Die Berührung löste in der Psychomechanikerin etwas aus, das sie so lange vermißt und entbehrt hatte.
    »Wir sind wieder zusammen.«
    Sie umarmten sich. Sie küßten sich. Sie liebten sich.
    Und sie waren nicht allein.
    Das mentale Band, das sie einst in ihrer Jugend zwischen sich geschaffen hatten, besaß nicht länger nur zwei Pole, die dadurch zu einem einzigen geworden waren. Jetzt beinhaltete es eine unübersehbare Anzahl weiterer Faktoren, und jeder einzelne Bestandteil nahm an ihrem Glück teil.
    Und Duryea Ankrum begriff.
    Plötzlich kannte sie die Ursache der Veränderungen, die mit den Stummen Treibern vorgegangen war. Nur widerwillig löste sie sich aus der Umarmung.
    Myra! rief sie in den biopsionischen Äther, und die Variökologie wiederholte um ein Vielfaches stärker: Myra!
    Die Antwortsignale waren verwirrt und ungläubig. Bist du es, Duryea? Ja, du bist es. Bei Yggdrasil! Wo steckst du? Wir haben dich vermißt. Wir brauchen dich hier. Dringend!
    Myra, ich kann dir jetzt nicht alles erklären. Aber sorg dafür, daß alle Stummen Treiber, die von der Veränderung betroffen sind, so schnell wie möglich nach Surin gebracht werden. Peile meinen Standort an.
    Aber, warum …?
    Keine Zeit, Myra. Beeil dich. Sonst sind die Stummen verloren.
    Und die Variökologie wiederholte: Sonst sind die Stummen verloren …!
     
    *
     
    »Ich erkläre hiermit die außerordentliche Sitzung des Treiberrats für eröffnet«, sagte der Sprecher, und seine Worte wurden von den Lautsprechern an den Wänden der Ratshalle in Neu-Thule verstärkt. Das Murmeln der etwa vierzig Treiberräte verstummte. Vierzig – ein Vertreter für je einhundertfünfzig auf Sarym ansässige Menschen, die Surinen sowie die Stummen natürlich mit einbezogen. »Ich erteile dem stellvertretenden Vorsitzenden Asen-Ger das Wort.«
    Asen-Ger räusperte sich. »Ich darf hiermit erklären«, sagte er fest, »daß die Krise, die sich durch die Veränderung einer Reihe von Stummen Treibern ergeben hat, beendet ist. Alle Betroffenen weisen inzwischen einen Rückgang der entsprechenden Hirnveränderungen auf.« Er warf der Psychomechanikerin Duryea Ankrum einen auffordernden Blick zu. Sie erhob sich.
    »Ihnen allen«, begann sie, »geht in Kürze noch ein ausführlicher Bericht zu. Ich möchte Ihnen im Augenblick nur einen groben Überblick geben.« Es war mucksmäuschenstill. »Wir haben die Stummen Treiber bisher in drei Kategorien unterteilt: in zwei, die teilweise oder noch ganz über ihre ehemaligen PSI-Fähigkeiten verfügen, und in eine dritte, die sie ganz verloren hat. Diese Einteilung ist falsch. Auch die dritte Gruppe besitzt noch rudimentäre psionisch aktive Gehirnsektoren, wie jeder Mensch, auch der nicht PSI-Begabte. Jeder Mensch hat gewissermaßen eine – wenn auch teilweise nur ansatzweise vorhandene – PSI-Aura. Bei den Betroffenen Stummen Treibern jedoch war die Gehirnoperation, die Valdec an ihnen durchführen ließ, erfolgreicher, als die entsprechenden Chirurgen selbst ahnten. Bei dieser Minderheit nur wurde nämlich der Faktor PSI vollständig ausgelöscht! Diese Stummen sind psionisch vollkommen tot. Keine individuelle PSI-Aura mehr, gar nichts. Und das machte sie zu Fremdkörpern für das PSI-Netz in diesem Sonnensystem, zu Fremdkörpern innerhalb der Variökologie Surins. Was insbesondere für die biopsionisch Begabten unter uns ein grünes Paradies war, war für sie die Hölle.«
    »Valdec hatte Graugardisten auf Sarym stationiert!« rief jemand aus dem Plenum. »Warum geschah ihnen nichts?«
    Duryea lächelte. »Weil der chirurgische Eingriff, der die Graugardisten erst zu Graugardisten und damit zu absolut gehorsamen Befehlsempfängern machte, nicht die individuelle PSI-Aura zerstörte, von der ich eben schon sagte, daß sie jeder Mensch besitzt. Außer den Stummen der Untergruppe der Dritten Kategorie. Bei ihnen erfolgte zum einen eine allergische Reaktion – das scheint uns Psychomechanikern eine passende Analogie zu sein –, und zum anderen führten die hier auf Sarym ständig auf sie einströmenden biopsionischen Energien zu einer Hirnveränderung, die zum Tode geführt hätte, wären wir
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