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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
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Blei. Immer wieder sanken sie herunter, und es gehörte große Willens- und Muskelkraft dazu, sie wieder zu heben.
    Das Licht vor ihr nahm zu.
    Die Halle, in die sie hineinstolperte, erstrahlte in einem lindgrünen Licht. Sie war von unzähligen Pflanzenstauden erfüllt, die wie Stachelkugeln wirkten und zum größten Teil ebenfalls versteinert waren. Nur zwei der Stauden lebten. Sie waren grüne Oasen inmitten einer düsterroten, toten Wüste.
    »Ar …vid!«
    Ihr Mentalpartner taumelte auf eine der beiden grünen Stachelkugeln zu. Duryea hatte den Eindruck, als richteten sich die Spitzen auf Arvid aus.
    »Nein! Arvid, nicht!«
    Es war bereits zu spät. Arvid Alarone stolperte, verlor das Gleichgewicht und stürzte mitten in die Staude hinein. Schmerz detonierte in Duryea. Trübe Nebel legten sich vor ihre Augen. Sie merkte nicht, daß sie weitertaumelte, kippte … und ebenfalls inmitten der Staude landete. Die Stacheln bohrten sich durch ihre Kombination hindurch in die Haut.
    Dann kehrte die Dunkelheit zurück.
     
    *
     
    ZWISCHENSPIEL IV
    Am dritten Tag ihrer Wanderung gerieten die beiden einsamen Gestalten in einen Schneesturm von bis dahin nicht für möglich gehaltener Heftigkeit.
    Sie gruben sich ein. Über ihnen tobte der Eiszyklon hinweg. Seine rasende Stimme war mal wütender, dann wieder versöhnlicher. Die beiden Männer lagen dicht aneinandergekauert in der Eishöhle, um sich gegenseitig zu wärmen. Sie schwiegen. Und sooft der Mann ohne Gedächtnis auch versuchte, Einzelheiten im Gesicht seines Begleiters zu erkennen, so oft legte sich der Schleier davor, der die Züge bis zur Unkenntlichkeit verzerrte.
    Nach zwei Tagen ließ der Sturm endlich nach. Sie brauchten einen weiteren Tag, um sich durch die Schneemassen hindurchzuwühlen, die der Zyklon über ihnen abgeladen hatte.
    Erst da stellten sie fest, daß sie ihr Ziel erreicht hatten.
    Einen Kilometer voraus wuchs ein gewaltiger Baum in den wolkenlosen Himmel. Es war der größte Baum, den der Mann ohne Gedächtnis jemals gesehen hatte. Wäre der Himmel bedeckt gewesen, so wäre seine weit ausladende Krone sicher von den Wolken verborgen worden. Und an den kolossalen Stamm dieses Baumes der den Himmel stützt schmiegte sich eine kleine, unscheinbare Holzhütte.
    »Der Lenker.«
    Sein Begleiter nickte.
    Noch bevor sie die Hütte erreicht hatten, öffnete sich die Tür, und ein uralter Mann trat hinaus in den Schnee. In seinen Augen glomm die Weisheit von Jahrhunderten, von Jahrtausenden, von Ewigkeiten.
    Der Lenker sagte kein Wort, als er sie ins Innere seines bescheidenen Heims geleitete. Als sie sich gesetzt hatten, blickte er den Mann ohne Gedächtnis an.
    »Kannst du mir helfen?« fragte er schließlich und brach die Stille.
    »Hast du dich selbst immer noch nicht wiedergefunden?« antwortete der Lenker mit einer Gegenfrage. »Du hattest einige Tage Gelegenheit dazu …«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Sieh an deine Seite. Der Mann, den du auf deiner Wanderung trafst und der dich bis hierher begleitete. Erkennst du ihn nicht …?«
    Der Mann ohne Gedächtnis wandte seinen Kopf zur Seite. Wieder war der Schleier vor dem Gesicht des anderen. »Nein, ich …«
    »Sieh genauer hin. Du mußt sehen und verstehen wollen!«
    Und der Schleier begann, sich zu lichten. Die Farbe der Haare seines Begleiters veränderte sich. Aus Schwarz wurde Braun, aus Braun Gelb, aus Gelb Blond. Erste Konturen des Gesichts wurden erkennbar. Und dann …
    Der Mann ohne Gedächtnis schrie auf und krümmte sich zusammen. Das Gesicht seines Begleiters … Es war sein eigenes. Sie beide waren ein und dieselbe Person. Doch sein Begleiter, sein anderes Ich … Er zwang sich, ihn wieder anzusehen. Der Blick aus den Augen war wissend. Etwas im Innern des Mannes ohne Gedächtnis zerbrach. Der Schock der beginnenden Erkenntnis brachte Schmerzen, die er kaum zu ertragen in der Lage war. Dann …
    … veränderte sich die Umgebung. Er wurde fortgezerrt, hinein in ein weißes Nichts, in dem keine Konturen existierten. Jemand führte ihn zurück in Richtung seiner eigenen Wirklichkeit … Ein vertrautes, zernarbtes Gesicht lächelte ihm entgegen: Lyda Mar.
     
    *
     
    Das Erwachen glich einer Neugeburt. Duryea Ankrum schlug die Augen auf und blickte an eine hoch über ihr befindliche Decke, in der einige Pflanzenfasern lumineszierend schillerten. Ruhe erfüllte sie. Sie lauschte dem Gesang vielfältigen Lebens. Neben ihr stöhnte jemand. Sie sah zur Seite.
    »Arvid!«
    Ihr Mentalpartner
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