Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Titel: Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer
Autoren: Erno Fischer
Vom Netzwerk:
hatten eine komplizierte Symbolsprache entwickelt, besaßen aber nicht die geringste Vorstellung von vokalen Begriffen wie etwa »laut« und »leise«. Die Fühler erzeugten im Bewußtsein des »Empfängers«, der die Bewegungen verstand, ein relativ genaues Abbild der Wirklichkeit. Eine vereinfachte Symbolik wurde sogar als Schrift benutzt. Es gab darüber hinaus Unterhaltungssendungen per Bildschirm, natürlich ohne Ton, aber mit speziellen Fühlern auf den Geräten, die elektronisch haargenau gesteuert werden konnten.
    Es waren künstliche Fühler.
    Die Veränderten hatten längst begriffen, daß die seltsamen Gebilde, die überall aus den Wänden in der Zentrale ragten, nichts anderes als ebenfalls Fühler waren, die sich entsprechend gewisser Meßdaten sofort veränderten und den »Höraugen« der Besatzung entsprechende Hinweise lieferten. Diese Mitteilungsfühler der Meßeinheiten und des Bordcomputers waren natürlich nur eine Ergänzung für die eigentlichen Datenanzeigen per Schirm. Aber sie ermöglichten eine größere Übersichtlichkeit und gestalteten die Zentrale in einer eigenartigen, um nicht zu sagen eigenwilligen Ästhetik.
    Es war skurrile Carma-Ästhetik!
    Was Wunder, wenn die Loge bei all diesen Unterschieden zum Menschsein große Schwierigkeiten hatte, die Denkweise eines Carmas zu begreifen. Deshalb machte sich Quendolain nun doch nicht daran, unterstützt von der Loge den Carma in ihrem Sinne umzufunktionieren. Der Schaden, den sie dabei anrichten konnte, war möglicherweise zu groß.
    Sie schickte dem Carma einen Lähmimpuls, vergleichbar mit einem posthypnotischen Befehl, der dem Carma verbot, die Menschen noch einmal anzugreifen.
    Sie wußte dabei selbst, daß auch dieses Vorgehen einen erheblichen Unsicherheitsfaktor barg. Der Carma würde möglicherweise den hypnotischen Befehl irgendwann unbemerkt überwinden und doch wieder alles daransetzen, seinem Feindbild zu genügen.
    Quendolain knirschte ein zweites Mal mit den Zähnen.
    Das Schlimme daran ist, dachte sie im Verbund mit den Logenmitgliedern, daß wir dem Carma nicht einmal böse sein können. Seine Haltung ist durchaus akzeptabel, wenn auch unangebracht. Man müßte die Völker der Galaxis dazu bewegen, über die Menschheit eine bessere Meinung zu verbreiten. Aber wie, da doch die Menschheit selbst alles tat, ihr negatives Image zu vergrößern und die Feindschaft aller anderen galaktischen Rassen zu schüren?
    Es war für die Loge ein besonderer Schock gewesen, durch den Carma von den gegenwärtigen Vorgängen zu erfahren.
    Und ausgerechnet sie hatten eine entscheidende Schlüsselposition eingenommen – völlig unerwartet und gewiß auch unbemerkt von der Menschheit, um die es letztlich ebenfalls ging …
     
    *
     
    Vor vielen Jahrtausenden ihrer Zeitrechnung hatten die Carmas zunächst die Planeten Crandis, Lohma und Fahrm besiedelbar gemacht. Damals schon war die Planetengemeinschaft von ihrer Ursprungswelt Coul verwaltet worden. Das hatte sich auch nicht geändert, als die anderen Planeten folgten und schließlich die Zahl zweiundzwanzig voll war.
    Ein stattliches Planetenreich, beschränkt auf einen relativ kleinen Raumsektor, in dem man die Verbindung von einer Welt zur anderen auch ohne überlichtschnelle Raumschiffahrt aufrechterhalten konnte.
    Dennoch waren die Carmas technisch ausgereift. Sie hatten eine komplizierte, hochentwickelte Kultur und ein Gesellschaftssystem, das man mit dem Adjektiv »demokratisch« versehen konnte – obwohl die Carmas in der Praxis darunter etwas anderes verstanden als die Menschen. Nicht nur ihre Lebensbedingungen, ihr Erscheinungsbild und ihr Verhalten waren von denen der Menschen völlig verschieden: Demokratisches Verständnis im Sinne des Wortes gehörte gewissermaßen zur Grundmentalität der Carmas.
    Es gab keine eigentlichen Führer. Ein jeder Carma wurde auf dem Posten seiner Neigungen und seiner Veranlagungen eingesetzt, wobei der Wert eines Individuums sich nicht an seiner Funktion, sondern an seiner Einmaligkeit als Teil eines Ganzen ermaß.
    Diese Carma-Philosophie hatte sich so bewährt, daß die Carmas sie praktisch als Naturgesetz begriffen. Es hatte anfangs Schwierigkeiten gegeben, als die Carmas mit anderen Völkern der Galaxis konfrontiert worden waren. Dabei hatten sie lernen müssen, daß andere Individuen auch andere Wertvorstellungen und ein anderes Weltverständnis hatten. Die Carmas hatten sich als überraschend flexibel erwiesen. Flexibel und tolerant! Sie hatten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher