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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen
Autoren: Conrad C. Steiner
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daheim mit Erfahrungen prahlen zu können, die in seinem Bekanntenkreis niemand vorweisen konnte? Ein Konzilsbeauftragter, der Erhebungen über das Leben der Drachenhexen anstellen wollte?
    Neben dem geheimnisvollen Mann war ein Mädchen abgebildet, dessen Gesicht Nell nach Luft ringen ließ. Jayna! Aber das war natürlich Unsinn. Mehr als eine oberflächliche Ähnlichkeit war nicht vorhanden. Dennoch – das Antlitz der Fremden zog Nell mit magischer Kraft an. Sie musterte die fraulichen Formen des Mädchens und kam zu dem Schluß, daß es jünger war, als es aussah. Die dichte braune Haarmähne verlieh der Fremden das Aussehen einer kampfbereiten jungen Löwin. Sie hatte braune, intelligent blickende Augen, einen hübsch geformten Mund mit vollen Lippen und trug eine dunkelgrüne Kombination mit einem breiten Gürtel. Ihr Alter war ebenso schwer zu schätzen wie das des Mannes. Auf alle Fälle war sie Nells Typ.
    »Na schön, Igor«, sagte sie seufzend und gab dem Grauhaarigen das Foto zurück. »Ich muß gestehen, daß ich deinen Argumenten nur schwerlich etwas entgegensetzen kann. Sag mir, wo ich die Leute finde.«
    Igor lächelte. »Ich wußte, daß du letztendlich doch noch zur Vernunft kommen würdest«, meinte er und packte das Geldbündel wieder aus.
     
    *
     
    Das Barnum-System bestand aus sechs Planeten, von denen fünf öde, atmosphärelose Gesteinsbrocken ohne Leben waren. Der einzige bewohnbare Planet – Adzharis oder Barnum II – war eine erdgroße Welt. Ihre Schwerkraft überragte die Terras um knapp zehn Prozent. Für die Einheimischen bedeutete der Gravitationsunterschied praktisch nichts; unsportliche Charaktere – etwa jene, die als Touristen nach Adzharis kamen – litten unter den herrschenden Verhältnissen nur dann, wenn sie besonders fettleibig waren. Auf den schlanken, über zwei Meter großen Mann, der kurz nach Nell Oharas Ankunft an den Swimming-pool des Hotels trat, traf dies sicher nicht zu. Mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze kam er die marmornen Stufen hinunter, schenkte Nell ein freundliches Lächeln und schüttelte ihr die Hand.
    »Mein Name ist …«
    »Sagen Sie bloß nicht Smith«, unterbrach Nell ihn und deutete auf einen einsam auf der Terrasse stehenden Sonnenschirm. »Wollen wir uns nicht setzen? Ich heiße Nell Ohara. Igor hat Ihnen meinen Besuch angekündigt.«
    Der Fremde lachte. Sie nahmen Platz. Das Hotel lag etwa fünfzig Meter über dem Meer an einem mit grünen Büschen bewachsenen Felshang. Der Ausblick war grandios. Auf den perlenden Wogen dümpelten mehrere Dutzend Luxusjachten, über ihnen spannte sich der Himmel in einem herrlichen Hellbau. Es war ruhig und still; daß Transit City nur zehn Kilometer von den Küstenhotels entfernt lag, merkte nur der, der sich die Mühe machte, den Kopf zu heben, denn hin und wieder konnte man von den Hotelterrassen aus die Flugbahn der Zubringerschiffe verfolgen. Adzharis wurde ständig von gigantischen Containerschiffen umkreist, die die tägliche Fischausbeute zu den Sternen brachten. Der Planet rotierte in 28,16 Stunden einmal um seine Achse; demgemäß lang waren auch seine Helligkeitsperioden.
    »Sie wissen, wer ich bin?« fragte der Fremde.
    »Ich kenne Ihr Gesicht«, gab Nell zu, »aber ich weiß nicht, mit welchem Namen ich es in Zusammenhang bringen soll. Sind Sie jemand, den man kennen müßte?«
    Die Frage schien den Mann zu erheitern. Sein Lachen war nicht unsympathisch, entschied Nell, außerdem hatte er hübsche Zähne. Er maß sie mit einem prüfenden Blick und sagte dann: »Kommen wir zur Sache, Nell. Ich darf Sie doch so nennen?«
    »Sicher.« Nell sah sich um. »Wo ist das Mädchen, das zu Ihnen gehört?«
    Der Fremde schmunzelte. »Nennen Sie mich Ansgar. Meine Tochter werden Sie gleich kennenlernen. Wollen Sie einen Drink?«
    Nell lehnte nicht ab. Ansgar hatte kaum ihr Glas gefüllt, als das Mädchen auf die Terrasse hinaustrat. Sie trug ein enganliegendes weißes Kleid und hatte ihr Haar zu einem Zopf geflochten. Nell schenkte ihr einen kurzen Blick und senkte verwirrt den Kopf. Irgend etwas an den braunen Augen der anderen irritierte sie. Das Mädchen schien bis in die Tiefen ihres Herzens hineinsehen zu können. Besaß sie etwa PSI-Kräfte? Nell beschloß auf der Stelle, fortan ihre Gedanken stärker im Zaum zu halten.
    »Namen«, sagte die junge Frau und nahm neben ihr Platz, »sind einer alten Phrase zufolge angeblich nichts anderes als Schall und Rauch. Nennen Sie mich – Gerith.«
    »Gern.«
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