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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen
Autoren: Conrad C. Steiner
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die Preise. So, wie sie das Geld verdiente, zerrann es ihr allerdings auch wieder unter den Fingern, denn wenn sie in ihrem Leben eines nicht gelernt hatte, dann das, wie man seine Barschaft zusammenhält. Daß sie ebenso oft pleite wie gut bei Kasse war, machte ihr allerdings nicht viel aus. Vermögen war dazu da, um ausgegeben zu werden – und außerdem gab es ja hin und wieder neue Aufträge. Die reichen Nichtstuer, die bereit waren, alles dafür zu geben, wenn sie dafür nur einen echten Drachen erlegen durften, runzelten in der Regel nicht einmal die Stirn, wenn sie erfuhren, wie teuer sie dieser Spaß kommen würde.
    Und Nell Ohara langte zu, wo immer sich eine Gelegenheit zum Geldverdienen bot. Ein nicht unbeträchtlicher Teil ihrer Einkünfte versickerte allerdings in den unergründlichen Taschen der Beamten, die ihre Tätigkeit eigentlich hätten unterbinden müssen. Aber da ein anspruchsvolles Leben auf Adzharis ebenso teuer war wie auf der Erde, konnte sich im allgemeinen jeder, der ihnen ein gutes Angebot machte, ihrer Sympathie erfreuen. Natürlich gab es auch unbestechliche Ordnungshüter auf Adzharis, aber sie schienen ebenso dünn gesät zu sein wie weiße Wale. Nell hatte sich im Laufe ihrer Karriere ein Netz von Beziehungen aufgebaut, das sie pflegte. Ein einziger Versuch, ohne die Unterstützung der öffentlich bestellten Sachwalter auszukommen, hatte in einem Fiasko geendet. Seither unternahm, sie keinen Schachzug, ohne sich zuvor das Wohlwollen eines Wächters erkauft zu haben; sie liebte das Leben in der freien Natur über alles und war um keinen Preis bereit, es gegen das eintönige Dasein in einer der drei Großstädte Namburs einzutauschen.
    Nachdem sie sich angezogen und ihr kleines Bündel geschnürt hatte, eilte sie in die Halle hinunter, bezahlte ihre Rechnung und trat auf die Straße hinaus. Der Morgen wurde allmählich heller und wärmer. Der Himmel hatte sich aufgeklart, und die Sonne erzeugte Trockenheit und Wohlbehagen. Es waren nur wenige Menschen unterwegs; hauptsächlich kleine Händler, die an der Strandpromenade ihre Buden aufstellten und auf die ersten Touristen warteten. Möglicherweise würden die einheimischen Fischer heute einen reichhaltigen Fang mit nach Hause bringen.
    In der kleinen Hafenkneipe, in der Nell ihre Geschäfte abzuwickeln pflegte, wenn sie in der Kyriain Bay weilte, hielten sich bis auf den wohlbeleibten, glatzköpfigen Wirt lediglich sechs oder sieben ältere Fischer auf. Als Nell an ihnen vorbeiging, hörte sie, daß die Männer sich große Sorgen über das Kraftfutterprogramm der Barnum Seafood machten. Ihre Ausbeute wies immer öfter starke genetische Schäden auf, aber dem Konzern schien dies keine allzu großen Sorgen zu bereiten. Der Fischbedarf der Gesellschaft wuchs von Tag zu Tag, und sie sah offenbar keine andere Möglichkeit der Ertragssteigerung, als den großen Ozean, in dessen Mitte Nambur lag, mit synthetischer Nahrung vollzupumpen. Die kleinen Fische wuchsen zwar nun schneller heran, aber ihre Nachkommen wiesen mehr und mehr die Dimensionen von Monstrositäten auf.
    Es war Nell während ihres dreiwöchigen Aufenthalts in der Kyriain Bay nicht entgangen, daß es unter den einheimischen Fischern gärte. In den zahlreichen anderen Fischerdörfern lagen die Dinge ähnlich, und sie zweifelte nicht daran, daß es über kurz oder lang zu einem Aufruhr kommen mußte.
    Und daß die Fischer unzufrieden waren, hatte gute Gründe. Ihre Vorfahren waren einst als freie Humos nach Adzharis gekommen, aber da es Barnum Seafood binnen zweier Generationen gelungen war, die Kontrolle über den gesamten Planeten an sich zu reißen, stellten sie nun nichts anderes mehr dar als Zulieferer einer gewaltigen industriellen Maschinerie, die ihnen nicht nur die Preise diktierte, sondern ihnen auch noch die Fanggebiete zuwies. Die großen Flotten der Barnum Seafood grasten den Ozean in seiner Gänze ab. Die seichten Küstengewässer waren alles, was den einheimischen Fischern noch geblieben war – und jetzt schickte sich die sogenannte Kraftnahrung, die der Konzern täglich in Mengen von hunderttausend Tonnen ins Meer kippte, an, ihre Fanggründe zu verseuchen.
    Die Frage war nur, ob sie stark genug waren, gegen die Macht Barnums angehen zu können. Die Graue Garnison von Adzharis war zwar nicht sonderlich stark und konzentrierte sich hauptsächlich auf die drei großen Städte, aber dennoch war es sicherlich ein Fehler, ihre Kampfkraft zu unterschätzen. Daß die
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