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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen
Autoren: Conrad C. Steiner
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stürzen. Schlimmer noch Konzil und Graue Garden würden sich bald nicht mehr an den vereinbarten Waffenstillstand halten, da die Terranauten ihren Teil der Vereinbarung, eine neue Yggdrasil, ja ebenfalls nicht erfüllten.
    Am 12. März 2502 kehrte der Riemenmann Llewellyn 709 vom Planeten Veldvald zur Terranauten-Basis auf Aqua zurück und brachte neue, deprimierende Nachrichten. Der Versuch, mit der GARIBALDI unter Logenmeister Hadersen Wells über die Weltraumstraßen des Raum-Zeit-Stroboskops nach Rorqual vorzudringen, war gescheitert. Wells und einige seiner Logenmitglieder hatten den Tod gefunden, die GARIBALDI ging verloren. Ein rätselhafter Fremder, der sich unter dem Namen Luther Straightwire in Wells’ Loge eingeschlichen hatte, hinterließ den Terranauten eine ernstzunehmende Warnung, keine weiteren Experimente mit dem Raum-Zeit-Stroboskop zu unternehmen, da dieses Transmittersystem offenbar gestört war.
    Fast gleichzeitig traf auf Aqua ein Kurier des Konzils ein, der die Terranauten nachdrücklich an ihr Versprechen erinnerte, eine neue Yggdrasil zu liefern. Angesichts dieser aussichtslosen Lage entschloß sich Asen-Ger zu einem Schritt, den er bisher aus persönlichen Gründen nie gewagt hatte. Er flog zum Planet der Drachenhexe …
     
    *
     
    Wie jeder Morgen auf Adzharis war auch dieser anfänglich trüb und nebelverhangen. Als Nell Ohara aus ihrem tiefen und kräftigen Schlummer erwachte und mit der Rechten nach der weichen Schulter ihrer Gefährtin tastete, griff sie ins Leere. Sie wurde schlagartig hellwach und schleuderte die Decken beiseite.
    Welche Närrin sie doch war.
    Die Macht der Gewohnheit schien stärker zu sein, als sie angenommen hatte. Jayna war doch gar nicht mehr da. Sie war schon vor einer Woche gegangen, und es bestand kein Grund zu der Annahme, daß sie einander je wiedersehen würden.
    Nell stieß einen leicht melancholischen Seufzer aus, reckte sich und warf einen gelangweilten Blick aus dem Fenster ihres Hotelzimmers. Tief unter ihr breitete sich die Kyriain Bay aus. Das Wasser war klar und blau, und man konnte aus dieser Höhe beinahe bis auf seinen Grund hinabsehen. Dicht über der Oberfläche schwebten noch vereinzelte Nebelfetzen dahin, aber sie waren bereits im Begriff, sich aufzulösen. Bald würde die Sonne über den Horizont klettern und Chrama, den einzigen Mond dieser Welt, auf den Platz verweisen, der ihm während der Helligkeitsperiode gebührte.
    Dutzende von kleinen Fischerbooten durchpflügten mit gesetzten Segeln die Wellen. Hier und da war auch ein altmodischer Raddampfer zu sehen, der Touristen von den Inneren Welten des Sternenreiches zur Poseidonis-Plattform hinausbrachte. Sobald der Morgennebel sich hob und die Sonnenstrahlen sich auf dem Wasser brachen, würden die Fischer auf die unzähligen Nachbarfjorde zuhalten. Dort lagen ihre bevorzugten Fanggründe, denn wie überall an den Küstenstreifen des Kontinents Nambur bestand auch die die Kyriain Bay umgebende Seelandschaft aus vorwiegend seichtem Gewässer. Schon deswegen konnten die Fjorde von den Fangeinheiten der Barnum Seafood Inc. nicht angelaufen werden. Daß die Einheimischen überhaupt über Arbeit und Brot verfügten, hatten sie nur dem großen Tiefgang der schweren Flotten des planetenumspannenden Konzerns zu verdanken.
    Für die Fischer der Kyriain Bay mochte dieser Tag genau der richtige sein, aber nicht für Nell Ohara. Ein Blick auf den automatischen Wandkalender überzeugte sie davon, daß sie das Hotel heute würde verlassen müssen. Ihre finanziellen Mittel waren fast aufgebraucht; es hatte keinen Sinn, noch länger die Zeit in dieser kleinen Stadt zu vertrödeln. Mit Jayna war es aus, sie hatte sich für einen Mann entschieden, der auf seiner Heimatwelt offenbar eine hohe Position einnahm – er sollte sogar Manag sein, hieß es. Jayna hatte sich von Gold und Geld schon immer stark beeinflussen lassen. Jetzt hatte sie endlich das, was sie immer haben wollte.
    Nell stand auf, sprang unter die Dusche, kämmte flüchtig ihr langes Haar, warf einen Blick in den Spiegel und streckte der zierlichen Blondinen, die ihr entgegensah, herausfordernd die Zunge entgegen. Seit ihrem siebzehnten Lebensjahr – also seit fast acht Jahren – verdiente sie sich nun ihren Lebensunterhalt damit, daß sie kleine Gruppen von wohlhabenden Abenteurern und Sonntagsjägern durch das Versiegelte Land führte. Sie lebte nicht schlecht dabei, denn natürlich diktierte die Tatsache, daß ihr Tun ungesetzlich war,
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