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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System
Autoren: Henry Roland
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Bildschirm langsam nach links, bis er genau ins Profil der linken Aufnahme paßte. »Naturgemäß überrascht es nicht, daß diese Röntgenaufnahme vom Schädel Straightwires genau in seinen Kopf paßt. Erstaunlich wird die Geschichte allerdings …«, Llewellyn 709 betätigte Tasten, und der Schädel glitt über den Bildschirm nach rechts, »… wenn sein Schädel gut zwanzig Jahre nach seinem Tod in einen anderen Kopf paßt.« Auf der Mattscheibe fügte sich das Röntgenbild der Schädelknochen tadellos in die Umrisse der fleischlichen Hülle. »Keine zwei Schädel sind gleich. Der Umriß eines Schädels ermöglicht eine Identifizierung so gut wie Fingerabdrücke, Speichel, Gewebe oder Hirnwellenfrequenzen.«
    »Und was hat das zu bedeuten?« Wells verkniff die Augen. »Daß Straightwire nicht tot ist, weiß ich selbst. Er steht oben auf der Zentralebene.« Er hob die Schultern. »Sicher, das ist merkwürdig, aber vielleicht hat er damals seinen Tod vorgetäuscht, um mit seiner peinlich gewordenen Vergangenheit abzuschließen. Vielleicht war’s ihm ein inneres Bedürfnis, einen radikalen Schlußstrich zu.«
    »Nein, nein …« Fast hätte Llewellyn 709 die Hände gerungen. Eine Reihe unruhiger Bewegungen brachte sein goldenes Riemengeflecht zum Rascheln. Er wandte sich wieder dem Logenmeister zu. »Unzweifelhaft, Logenmeister, ganz unzweifelhaft ist Luther Straightwire seit zwanzig Jahren tot. Sonst könnte das Röntgenbild seines Schädels nicht in sein damals aufgenommenes Porträt passen. Das ist nicht das Problem. Die Frage lautet: Wieso paßt das Röntgenbild auch in den anderen Kopf, zu dem der Schädel überhaupt nicht gehört?«
    Wells runzelte die Stirn. »Also, ist Straightwire nun tot oder nicht?« Er pochte bei jedem einzelnen Wort mit seinen Fingerkuppen auf die Tischplatte.
    »Ja, er ist tot. Seit zwanzig Jahren. Aber andererseits auch wieder nicht.« Llewellyn stand auf und deutete auf den Bildschirm. »Sie sehen’s doch selber!« brauste er auf. Ruhelos begann er, im Versammlungsraum der GARIBALDI hin und her zu wandern. Die Stabilität seiner Nerven hing an moleküldünnen Fäden. Das Singen des psionischen Wetterleuchtens rings um Veldvald fräste an seiner Geduld. »Drücken wir’s mal folgendermaßen aus: Euer Logenmitglied, das sich Luther Straightwire nennt, sieht dem wirklichen, längst toten Luther Straightwire als zwanzig Jahre älteres Ebenbild so ähnlich, daß man ihn auch vor einem Röntgenschirm nicht entlarven könnte. Und nun müssen wir uns selbstverständlich fragen, warum.«
    »Er ist ein Agent des Konzils. Oder der Grauen.«
    Llewellyn wirbelte herum. An der Tür stand Maury Jacques; sie war lautlos eingetreten. Ihre Wangen waren vor Erregung fleckig, und sie preßte die Lippen aufeinander. »Maury!« fuhr Wells sie an. »Ich habe dich ausdrücklich gebeten, den Ausgang unserer Unterredung …«
    »Und ich habe keine Lust, mich wie ein Kind behandeln zu lassen. Es gibt nichts, worüber ihr reden könntet, das ich nicht hören dürfte.« Ruckartig drehte sich die untersetzte, junge Frau dem Riemenmann zu. »Jetzt ist doch alles klar«, behauptete sie voller Triumph.
    »Nein.« Ungnädig schüttelte Llewellyn 709 den Kopf. »Das ist es ja eben. Nichts ist klar. Wir wissen bloß, daß euer Logenmitglied, das sich Straightwire nennt, nicht ist, wofür er sich ausgibt. Die Gründe dafür sind uns noch vollkommen unbekannt.«
    »Wir müssen ihn sofort unschädlich machen«, sagte Maury, als habe sie ihn nicht gehört.
    »Maury, komm zur Vernunft«, griff Wells ein. »Es liegt doch nichts gegen ihn vor. Im Gegenteil, er hat sich in unserer Loge bewährt. Wollte ich jetzt auf einmal anfangen, ihn nach seiner Vergangenheit auszuhorchen, er würde mir mit vollem Recht entgegenhalten, es ginge uns ein trübes Ektoplasma an, was er vor zwanzig Jahren getan hat.«
    »Die Lage ist unerträglich, solange dieser Mann in unserer Loge bleibt«, erwiderte Maury mit schrillen Anklängen von Hysterie.
    »Sie ist unerträglich dank deiner dümmlichen Eifersucht!« schnauzte Hadersen Wells. »Was geht’s überhaupt dich an, was deine Schwester und er …?«
    »Hört auf mit dem Geschrei«, ordnete Llewellyn streng an. »Wir haben keine Zeit.« Einen Moment lang stand er verkrampft da, lauschte in den Andrang psionischer Schwingungen hinaus. Aber niemand kehrt zurück … Mit einer entschlossenen Bewegung schaltete er den Monitor aus und entnahm dem Apparat den Speicherkristall mit den Bildern jenes
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