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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos
Autoren: Conrad C. Steiner
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war, und betrat das Haus auf der gegenüberliegenden Seite. Ein verschmitztes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie durch die engen Korridore schritt und hin und wieder Kommandos schwitzender, Kisten und Kästen schleppender Männer ausweichen mußte, die die Treppen hinunterhasteten. Die einzelnen Gebäude der Burg leerten sich mit zunehmender Geschwindigkeit, denn noch heute sollte die GARIBALDI nach Aqua aufbrechen, um einen Teil der Pitcairn-Bewohner von hier fortzubringen. Terranauten, an ihren weißen Armbinden als Organisatoren erkennbar, liefen mit flatternden Ladelisten umher und kontrollierten jedes Gepäckstück, das an Bord gebracht wurde. Thorna sah manches bekannte Gesicht, aber niemand schien genügend Zeit zu haben, mit ihr ein eingehendes Wort zu sprechen.
    Meinetwegen, dachte sie.
    Als sie das Zimmer erreichte, das sie mit vier anderen – zum Glück momentan abwesenden – Mädchen teilte, war im gegenüberliegenden Gebäude die Konferenz bereits in vollem Gange. Thorna öffnete das Fenster, postierte sich so, daß niemand sie sehen konnte, und setzte das Fernglas an die Augen.
    Zwei Sekunden später schweifte ihr Blick über die teilweise besorgt blickenden Gesichter der Männer und Frauen, die sich an einem großen, runden Holztisch versammelt hatten. Sie sah Yoal Corcoran, der zur Zeit auf Pitcairn die Position des Burgkommandanten einnahm; Zandra van Heissig, Arlene Chi, Collyn, Angila Fraim und David terGorden. Der Mann mit dem faltigen Gesicht und den struppigen Augenbrauen, den sie nur von der Seite sehen konnte, schien Rowl Hellinger zu sein. Ihm gegenüber hatte das Wesen Platz genommen, das mit David terGorden angekommen war. Es waren noch acht oder neun andere Menschen anwesend, von denen Thorna jedoch nur die Rücken sah.
    Sie richtete das Fernglas auf die Eingangstür, die im gleichen Augenblick aufgestoßen wurde. Claude Farrell trat ein, schüttelte David terGorden die Hand und ließ sich neben ihm auf einem Stuhl nieder. Anhand seiner Lippenbewegungen konnte Thorna erkennen, daß er »Spät kommt er, doch er kommt« sagte.
    Das Gespräch, das sich nun anbahnte, wurde von allen Beteiligten mit großer Leidenschaft geführt. Thorna sah, daß einige der Anwesenden in geradezu beschwörendem Tonfall auf David einredeten. Farrell, der die ganze Zeit über dasaß und an einer schwarzen Zigarre saugte, stand plötzlich auf. Er machte ein nachdenkliches Gesicht und schien gegen irgend etwas starke Bedenken zu haben. Als er David ansprach, konzentrierte sie sich voll auf die Bewegungen seiner Lippen.
    »… im Augenblick nicht raten«, sagte Farrell. »Die Situation … unübersichtlich … Die Malaiara … größte Besorgnis … Sie … von Schlimmerem als nur klimatischen Veränderungen gesprochen …«
    David terGorden schien sich jedoch – was immer auch seine Pläne sein mochten – nicht umstimmen zu lassen. Er sprach erneut auf die Anwesenden ein, und irgendwie bekam Thorna dabei mit, daß er sie verzweifelt davon zu überzeugen versuchte, daß er selbst Rorqual zum jetzigen Zeitpunkt auf keinen Fall verlassen wollte.
    Als sie das Fernglas absetzte, um darüber nachzudenken, blitzte auf der gegenüberliegenden Scheibe ein Lichtreflex auf. Erschreckt wich Thorna zurück. Erst als sich das Phänomen wiederholte, wurde ihr klar, daß sie unmöglich der Verursacher sein konnte.
    Aber das bedeutete …
    Schnell kehrte sie an das Fenster zurück und schaute nach unten. Nichts. Soweit sie sehen konnte, waren die Fenster geschlossen. Und doch … Ihr wurde schwindlig, als sie im gleichen Augenblick einen dunklen Schatten wahrnahm, der sich von oben her über sie legte. Blitzschnell zog sie den Kopf zurück.
    Der unbekannte Beobachter, der wie sie ein Interesse daran hatte, was im Konferenzraum gesprochen wurde, mußte sich genau im Raum über ihr befinden. Thorna dachte nach. Wer wohnte dort? Sie kannte nur einen Mann, der dort untergebracht war, aber natürlich mußte er Zimmergefährten haben. Der Mann hieß Shawn McCarthy, aber er konnte es nicht sein, denn Thorna hatte ihn noch vor wenigen Minuten auf dem Burghof gesehen. McCarthy war als Organisator eingesetzt worden und konnte sich nicht dort oben aufhalten.
    Thorna legte das Fernglas auf ihr Bett, öffnete die Tür und ging auf den Korridor hinaus. Die gegenüberliegenden Räume schienen bereits leer zu sein. Sie hörte Stimmen und das Ächzen eines Mannes, der sich gerade einen schweren Stoffballen auf den Rücken lud. Sollte
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