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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler
Autoren: Harald Münzer
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schon in seinen heißen Aufwinden bis an die Grenzen der Kristallwolken hinaufgeschraubt, um so genug Schwung für das letzte Stück des Weges zur Quelle zu gewinnen?
    Und wenn die Quelle mir wohlgesonnen ist, wird sie mir vielleicht die schönsten Bilder von allen zeigen – mich selbst, tausendfach zu mir zurückgespiegelt …
    Ein scharfer, warnender Impuls. Oinji wußte nicht, wer ihn da gewarnt hatte, aber der Impuls war aus nächster Nähe gekommen.
    Warum eine Warnung? Was …?
    Die Gaskerne, die dem weit aufklaffenden Flammenmaul des Vulkans entströmten!
    Entsetzt begriff Oinji, daß er genau auf einen Schwarm dieser Gaskerne zutrieb – auf einen Wirbel aus tödlichen Edelgasen, die bei einer Berührung auf der Stelle den Tod brachten.
    Erneut wollte er seine Steuerhäute einsetzen, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen, aber schon jetzt erkannte er, daß er auch diesmal wieder viel zu langsam reagieren würde. Er hatte sich in seinen Suchtträumen verloren, und dafür würde er nun bezahlen müssen. Mit seinem Leben! Im nächsten Augenblick traf ihn ein wuchtiger Stoß und schleuderte ihn auf eine neue Bahn. Hatte er bereits den ersten Gaskern berührt? Löste sich seine Außenschale vielleicht bereits in diesem Moment auf und gab sein verletzliches Inneres dem Wüten des Sturms preis?
    Aber der erwartete Schmerz, die erwartete Agonie kamen nicht.
    Oinji kämpfte die Panik nieder. Nein, das, was ihn gerammt hatte, konnte kein Gaskern gewesen sein!
    Mühsam orientierte er sich. Und plötzlich spürte er, daß direkt neben ihm ein anderer Orkansegler in den aufgewühlten Luftmassen schwebte. Der PSI-Schmarotzer strahlte einen Impuls des Dankes an seinen Artgenossen ab. Doch damit gab er auch zugleich seine Identität zu erkennen.
    Voller Verachtung wandte sich der andere ab und glitt davon – mitten hinein in den Wirbel der mörderischen Gaskerne. Oinji empfing den kalten, schmerzhaft klaren Todesimpuls seines Artgenossen und erschauerte ob des Hasses und des Abscheus, die daraus sprachen.
    Sein Retter hatte sich selbst umgebracht, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, Oinji gerettet zu haben!
    Oinji, den Ausgestoßenen.
    Oinji, den PSI-Schmarotzer.
     
    *
     
    Das stille, schlammige Gewässer, auf dem Aschan Herib die Kolonie der Seerosenquallen entdeckt hatte, erwies sich bald als toter Seitenarm eines großen Flusses, und dieser Fluß – den die Surinen Schlangenfluß nannten, weil er in weitausholenden Schleifen die endlosen Schwammbaumwälder des Nordkontinents durchschnitt – mündete seinerseits schon nach knapp dreißig Kilometern in den Ozean.
    Während der gesamten Dauer der Flußfahrt stand Lyda Mar an der organischen »Reling« der Seerosenqualle und starrte gebannt hinüber zu den immer weiter zurückweichenden Ufern. Wie schon so oft seit ihrer Ankunft auf Sarym wünschte sie sich auch jetzt wieder einen Recorder, um die mannigfaltigen Eindrücke aufzeichnen zu können.
    »Warum wehrst du dich eigentlich so heftig dagegen, eine Mittlerin zu sein, wenn dich unsere Welt doch so sehr fasziniert?« ertönte plötzlich die tiefe, klangvolle Stimme Damon Credocks dicht neben ihrem Ohr. »Gerade die Mittlerfähigkeit wird dich doch in einen viel stärkeren Einklang mit der Ökologie Saryms bringen!«
    Lyda zuckte zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt, daß Credock neben sie an den aufgewölbten Blattrand getreten war. Instinktiv rückte sie ein Stückchen von Credock ab – was bei dem schwankenden Untergrund gar nicht so einfach war. Bei jedem Schritt gab die schwammige Oberfläche des Blattes nach, ähnlich wie das Schwammoos der Wälder von Sarym. Lyda mußte sich an der organischen Reling festhalten, um nicht 2u stürzen.
    Damon Credock beobachtete ihre Reaktion mit nachdenklichem Gesichtsausdruck.
    »Wir brauchen Nahrung und Wasser«, fuhr er dann fort. »Ich hatte mir gedacht, daß du dich vielleicht darum kümmern könntest.«
    Lyda schluckte. Einen Augenblick lang spürte sie so etwas wie Haß auf den freundlichen Mittler. Warum mußte er sie nach all den gescheiterten Experimenten bloß immer wieder zu heuen Versuchen drängen, die doch sicherlich nur mit einem erneuten Fehlschlag enden würden? Warum konnte er sie nicht endlich in Ruhe lassen?
    Lyda war schon seit jeher nur ein unterdurchschnittliches PSI-Talent gewesen. Sie besaß zwar ein sehr hohes PSI-Potential, aber sie hatte dieses Potential nie richtig auszuschöpfen gelernt. Vielleicht war ihr auch hier die narianische
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