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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler
Autoren: Harald Münzer
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Techniker hatte das Gefühl, einem historischen Moment beizuwohnen, als der Kommandant zu sprechen begann.
    »Ich eröffne hiermit die Beratung des Krisenstabes«, sagte Hermano Lotz.
     
    *
     
    Die Sammler:
    Die Informationsabgabe ist beendet.
    Bis zum Bersten mit PSI-Energie aufgefüllt verlassen wir traurig die PSI-Aura unseres Heimatplaneten und schwingen uns durch die tobenden Kristallzyklone hinauf ins Weltall. Langsam bleibt die Atmosphäre der überschweren Welt hinter uns zurück, und die Kälte des absoluten Nichts umfängt uns. Der Weltraum scheint uns willkommen zu heißen, und plötzlich begreifen wir, daß eigentlich dies unsere Heimat ist und nicht jener nach kosmischen Maßstäben so winzige Planet, auf dem unser Geschlecht seinen Ursprung hat. Kraftvoll streben wir hinaus in die unendliche Weite des Raumes.
    Sternwärts!
    Die Traurigkeit verfliegt. Wir sind jung, und die Galaxis steht uns offen. Wir können sie ganz nach Belieben durchstreifen, denn der neue Auftrag, den wir von den PSI-Auren erhalten haben, schreibt uns kein bestimmtes Einsatzgebiet vor.
    In sieben verschiedene Richtungen streben wir davon. Das Band, das zwischen uns besteht, dehnt sich immer weiter aus, wird schwächer, reißt aber nicht. Es bleibt selbst dann noch bestehen, als die zunehmende Entfernung das Gefühl des Wir abschwächt und aus dem siebengeteilten Wir langsam sieben verschiedene Ichs werden. Sieben eng miteinander verbundene, aber doch unterschiedliche Sammler entstehen.
    Als sich unsere sieben Ichs bereits sehr deutlich herauskristallisiert haben, nehmen wir ein letztes Mal einen direkten PSI-Kontakt miteinander auf. Wir wünschen einander Glück bei unserer schwierigen Mission. Wer von uns wird es sein, der die verschwundenen Knospen des Baumes findet und ihnen die flehende Botschaft der PSI-Auren übermittelt? Wer von uns wird es sein, der die Knospen des Baumes bewegen muß, ihr freiwillig gewähltes Exil aufzugeben und wieder in dieses System zurückzukehren, in dem die Auren geduldig auf sie warten?
    Diese Gedanken lassen das Entsetzen, das wir während des Informationsaustausches empfunden haben, plötzlich erneut in uns aufkeimen. Und wir erinnern uns wieder daran, was uns die Auren mitgeteilt haben. Zugleich fallen uns auch wieder die Überlegungen des alten Sammlers ein, der uns geboren hat.
    Wie sehr er sich doch getäuscht hat, als er glaubte, die Auren würden uns auf eine Mission der Rache und der Vernichtung aussenden! Aber natürlich lag dieser Schluß nahe, denn der alte Sammler mußte ja aufgrund der unzureichenden Informationen, die ihm zur Verfügung standen, fast unweigerlich auf den Gedanken kommen, daß eine unbekannte Macht – ein unerbittlicher Feind – die PSI-Auren und das PSI-Netz angegriffen hatte.
    Doch wir, die Nachkommen dieses Sammlers, kennen nun die furchtbare Wahrheit. Nicht ein unbekannter Feind aus den Tiefen des Alls hat die großartigen Experimente der Knospen zum Scheitern verurteilt, sondern die Knospen des Baumes selbst!
    Noch einmal strömen die Bilder durch unser Bewußtsein, die die Auren uns gezeigt haben, während sie uns mit PSI-Energien aufluden.
    Noch einmal sehen wir das frevelhafte Experiment einer kleinen Gruppe von Knospen, die trotz der Warnungen und Ermahnungen ihrer Artgenossen geglaubt haben, mit Kräften spielen zu können, die nicht aus diesem Universum stammten. Wir sehen, wie eine ungeheure Flut alles zerstörender, nachtschwarzer Energie über das System hereinbricht und zwei der Auren vernichtet. Wir sehen, wie auch die Frevler selbst dieser Hölle zum Opfer fallen und sich in etwas unsagbar Schreckliches verwandeln – in eine neue, degenerierte Lebensform, die nun ihr Dasein in den Wattzonen des Planeten Gleichgewicht fristet, von einem immensen Haß gegen alle anderen Lebewesen erfüllt.
    Die Auren haben uns auch ein Bild dieser neuen Lebensform gezeigt, und der Ekel, der uns bei diesem Anblick erfüllt hat, ist unbeschreiblich gewesen.
    Ockergelbe, sich durch den Schlamm windende Stränge … Stumpfe, von fast schwarzen Deckblättchen umgebene Knospenherzen, in denen nur noch winzige goldene Einsprengsel von der Schönheit künden, die den normalen Knospen des Baumes eigen ist …
    Und neben dem Ekel spüren wir auch so etwas wie Mitleid. Sicherlich war das Verbrechen jener Knospen groß, aber haben sie es denn wirklich verdient, von den entfesselten Energien aus dem fremden Kontinuum so schrecklich entstellt zu werden?
    Wie gewaltig der Frevel
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