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Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Titel: Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen
Autoren: Robert Quint
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blickte verstohlen auf den als Schmuck getarnten Communer an ihrem linken Arm. Wo blieb dieser Bolter?
    Emmer terChannedy plapperte unbeeindruckt von ihrem Schweigen weiter und seine gurrende Stimme verriet, daß er schon einige Gläser des starken Bitterlikörs von Syrta genossen hatte.
    »Hallo, Helena«, rief jemand. Sie drehte sich um und erblickte Scroter Jesitsch, einen beleibten Servis, der mit dem Import von yonadischen Süßholzschnecken ein Vermögen gemacht hatte und seit einem Jahr zu dem Freundeskreis von Helena Koraischowa zählte. Die feisten Arme des Servis waren um einen jungen Mann geschlungen, der melancholisch dreinblickte und schön war.
    Vermutlich seine einzige Qualität, dachte die falsche Koraischowa spöttisch.
    Sie lächelte Jesitsch und seinem derzeitigen Gespielen huldvoll zu und ging weiter, näherte sich wie zufällig dem offenen Tor, durch das frische, kühle Luft drang. Draußen war es bereits dunkel.
    »Du bist so still, Helena«, bemerkte terChannedy besorgt. »Fühlst du dich nicht wohl?«
    Eine perfekte Tarnung, auch wenn sie anstrengend ist. Die rothaarige Frau lächelte. Wer würde vermuten, daß sich hinter der genußsüchtigen, dekadenten Manag Koraischowa die Herrin der Grauen Garden verbarg?
    »Es ist nichts, Emmer«, erklärte sie laut. »Bist du so lieb und holst mir ein Glas Narkowein, ja?«
    Der Servis, froh, ihr ungemütliches Schweigen durchbrochen zu haben, nickte hastig und eilte davon. Die Graue sah ihn mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck nach. Er wird zu anhänglich, dieser Narr. Und dann diese Wahnidee mit dem Partnerkontrakt …
    Die Musik wurde jetzt lauter, hektischer, und die Explosionen der Laser-Lightshow ähnelten einem funkelnden Stakkato, das in den Augen irrlichterte. Es wurde Zeit für den Auftritt der Gaukler.
    Wo blieb dieser Bolter?
    Im gleichen Moment summte der Communer. Die Graue erstarrte. Das verabredete Signal! Etwas wie Nervosität keimte in ihr auf und verwundert fragte sich die Graue, weshalb dieser Mann – den sie nie zuvor gesehen hatte – sie so beschäftigte. Aber sie hatte gelernt, auf ihre Ahnungen Rücksicht zu nehmen. Vielleicht hatten sie etwas mit den genetischen Manipulationen zu tun, die die Wissenschaftler der Garde bei ihr im frühen embryonalen Zustand vorgenommen hatten, dem uralten Befehl der Grauen Arda folgend…
    Du bist wie ein Schatten, Vorfahrin. Und obwohl du tot bist, lebst du in mir weiter. Wie in meiner Mutter, wie in meiner ungeborenen Tochter.
    Sie runzelte die Stirn, als sie an das ungelöste Problem ihrer Nachfolgerin dachte. Auf der fernen Welt Shondyke ruhten in den Kältesafes mehrere Dutzend ihrer Eizellen, bereit zur Befruchtung, sobald die Garde-Wissenschaftler den optimalen Paarungspartner gefunden hatten.
    Dann trat der Mann durch das Tor.
    Er war groß und schlank und seine ledrige Haut verriet den sengenden Atem der kosmischen Strahlung, der er jahrelang ausgesetzt gewesen war. Der Mann war nicht mehr jung, aber seine Bewegungen wirkten frisch und geschmeidig und seine Augen blitzten in verhaltenem Spott, als er das hektische Treiben im Festsaal betrachtete.
    Dann sah er sie an.
    Gefahr!
    Der Gedanke war ein Blitz, der in ihrem Bewußtsein wetterleuchtete, und sie schrak zusammen, ohne zu wissen, welcher Art diese Gefahr war.
    »Sie sind Helena Koraischowa«, sagte der lederhäutige Mann mit den funkelnden Augen und streckte ihr seine Hand entgegen. Sein Händedruck war fest und selbstbewußt, ganz anders als die schlaffen Berührungen der Servis und Manags, die sie kannte. »Mein Name ist Hinnersen Bolter.«
    Die Graue lächelte. »Ich freue mich, daß Sie meine Einladung angenommen haben, Hinnersen«, erklärte sie mit warmer Stimme und spürte prickelnde Erregung. Warum beeindruckt er mich so? Was geschieht mit mir? Was? »Sie sind erst vor kurzem auf der Erde gelandet?«
    Er schien sich innerlich vor ihr zurückzuziehen. Wachsamkeit prägte jetzt seine Bewegungen. Die Graue registrierte es deutlich und plötzlich keimte Mißtrauen in ihr auf. »Vor einer Woche«, sagte er gelassen, und erst jetzt ließ er ihre Hand los. »Zwanzig Jahre habe ich die Galaxis durchstreift. Zwanzig Jahre sind genug.«
    Er sprach seltsam abgehackt, schien jedes seiner Worte abzuwägen. Verbarg er etwas? Oder war dies die normale Reaktion eines Mannes, dem die Erde nach so langer Zeit verändert und fremd erscheinen mußte? »Sie müssen mir von ihren Reisen erzählen, Hinnersen. Leider habe ich nur wenig
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