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Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Titel: Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns
Autoren: Carl Priest
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schaltete er ihn wieder ein. Sofort war das kleine Büro vom Summen und Knistern der Geräte erfüllt, solange, bis sich die Techniker eifrig an die Arbeit machten und eine Teilanlage nach der anderen ausschalteten. Schließlich brachen die Felder in den Toren zusammen, und den Versuchsraum erfüllte nur noch Schweigen.
    Der Sträfling hing in den Armen der beiden dunkelgrau uniformierten Wächter, bis das Tor erlosch. Dann erwachte er aus seiner Trance.
    »Sie kommen«, sagte er leise, und dann brüllte er es, so laut, daß alle zusammenzuckten, und selbst Valdec einen leichten Schauer seinen Rücken hinablaufen fühlte. »Sie kommen! Sie steigen aus ihren Gräbern und werden uns erschlagen! Alles ist tot, aber die Toten sind lebendig! Helft mir, sie rufen mich, sie suchen …«
    Er brüllte nur noch zusammenhanglose Wortfetzen. Valdec kannte das von früheren Versuchen her, aber diese Schreckensvisionen von Ameisenheeren, Toten, die aus Gräbern stiegen, Dämonen, die die Versuchspersonen peinigten, erschreckten ihn immer wieder.
    Der Versuchsleiter blickte ihn betreten an, nachdem der wild um sich schlagende Mann hinausgebracht worden war. Bevor er etwas sagen konnte, meinte Valdec: »Zweifellos eindrucksvoll, aber nicht das, was ich mir vorgestellt habe.« Sein Gesicht war ausdruckslos. »Auf der Erde werden Sie hoffentlich bessere Ergebnisse bringen, Summachen Homan.«
    Er schaltete den Bildschirm ab und lehnte sich wieder zurück. Die graue Scheibe starrte ihn an, als ob sie ihn verhöhnen wollte. Die ganze Atmosphäre auf dem Mond hatte eine deprimierende Wirkung auf ihn, stellte Valdec fest. Er war froh, daß in Zukunft alle Versuche in Berlin ablaufen würden, in New Berlin, seiner ganz persönlichen Hauptstadt.
    Er stand auf.
    Eine der Wachen drückte den Öffnungsmechanismus der Tür, und flankiert von vier Männern, schritt er durch den langen, metallenen Flur des riesigen Gefängnisses der Startrampe für seinen Ringo-Raumer entgegen. Ja, er konnte froh sein, das hier hinter sich zu lassen.
     
    *
     
    Leroy 102 wußte, daß sie ihn angepeilt hatten.
    Er hatte einen Fehler begangen, als er Valdecs Funkverbindung zum Mond abgehört hatte. Er hatte seine eigene Anlage nicht gut genug abgeschirmt. Er wußte zwar endlich, daß Valdec zum letzten Transmitterversuch auf den Mond geflogen war, und daß alle Versuche in Zukunft in Berlin stattfinden würden. Aber er ahnte bereits, daß seine Deckung doch nicht gut genug gewesen war. Er hatte einfach schon zu lange Valdecs Gespräche belauscht. Eigentlich hätte er mit dem Tod seines Chefs, Growan terGorden, die Arbeit aufgeben sollen. Aber er hatte weitergemacht, um vielleicht irgendwann einmal Growans Erben David helfen zu können.
    Und jetzt hatten sie ihn angepeilt, das wußte er in dem Moment, als er den grau angestrichenen Gleiter sah, der vor dem Haus landete, mitten im Viertel der vollkommen gleichen Relax-Häuser mit ihren Vorgärten, die einander genauso glichen wie die geometrisch geordneten, würfelförmigen Häuser.
    Sie würden eine Minute brauchen, um durch den Vorgarten zu kommen und festzustellen, daß niemand öffnete. Eine weitere Minute würden sie benötigen, um die Tür zu zertrümmern und den Weg in den Keller zu finden. Bestimmt zwei weitere, um den geheimen Weg in sein winziges technisches Labor zu entdecken. Er hatte also vier Minuten. Noch während er das dachte, war er fertig. Er betrachtete mit kurzem Bedauern seine technischen Anlagen an den Wänden des kleinen Raumes, hängte sich die Tasche um und öffnete die zweite Tür, die hinter dem Haus zu einer Treppe führte.
    Er war sich seiner Wehrlosigkeit durchaus bewußt. Aber selbst wenn es ihm möglich gewesen wäre, eine Waffe zu bekommen, hätte er sich keine besorgt. Er war der Meinung, daß ein Spion in dem Moment erledigt war, in dem man ihn anpeilte. Er konnte dann nur noch fliehen, und wenn man ihn dabei aufhielt, half auch keine Laserkanone mehr.
    Leroy eilte leichtfüßig die Treppe hoch, ein kleiner, schmächtiger, aber ungemein flinker Mann mit wirrem schwarzen Haar, das ihm stets in die Augen fiel. Er blieb an der Rückseite des Hauses, so daß es zwischen ihm und den Grauen Gardisten lag, deren Ankunft er über einen kleinen Kellerbildschirm beobachtet hatte.
    Er hatte das Haus sorgfältig auf seine nahe Lage an den Verkehrswegen hin gewählt. Zwei Minuten raschen, aber nicht allzu schnellen Laufes brachten ihn an die Unterführung zur Station, noch während die
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