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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin
Autoren: Petra Hammesfahr
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wieder ein.
    Davon hatte Grit Adigar gesprochen. Es war alles ordnungsgemäß abgelaufen. Zuerst ein Feuer. Dann das Meer. Eine Beisetzung im engsten Kreis. Und nur Margret wusste, was sich in der Urne befunden hatte. Asche! Grit Adigar hatte sie in die Nordsee rieseln sehen.
    Er fragte sich, wen oder was sie ins Krematorium geschickt haben mochten oder ob nicht, wie es üblicherweise sein sollte, ein Forensiker einen letzten Blick in den Sarg geworfen hatte. Dann fiel ihm siedend heiß ein, was sie über Margrets Diebstahl gesagt hatte. Verdammt nochmal! Es war ein Hammer, aber beweisen ließe es sich heute kaum noch, wennvor fünf Jahren niemandem aufgefallen war, dass irgendwo eine Leiche fehlte.
    Gegen seinen Willen musste er lächeln. Mit ein bisschen Geschick und Phantasie   … Von beidem hatte Margret Rosch bestimmt ausreichend. Sie hat Recht, dachte er. Es könnte nicht nur, es musste funktionieren. Mit Magdalenas Krankengeschichte. Mit Grit Adigars Aussage. Mit Hans Bueckler. Und Achim Miek, der den Totenschein ausgestellt hatte, würde sich auch eher auf die Zunge beißen, als zuzugeben, dass er vor einem leeren Bett gestanden und seine Freundin die Tote erst hatte organisieren müssen.
     
    Sie stand am Fenster und starrte hinaus in den trüben Tag. Es war kalt draußen und nass. Am Vormittag hatte es geregnet. Februar war es inzwischen. Und es war der letzte Tag hinter Gittern. Sie wusste es, nur glauben konnte sie es nicht.
    Eberhard Brauning hatte bei seinem Besuch gesagt: «Ich hole Sie am frühen Nachmittag ab, Frau Bender. Eine genaue Uhrzeit kann ich Ihnen leider nicht sagen.»
    Es kam nicht an auf ein paar Minuten. Sie hatte viel Zeit, viel zu viel Zeit. Die anderen hatten keine. Der Professor hatte nur eine knappe Viertelstunde für sie gehabt – kurz nach Mittag. Es gab Kartoffelbrei, Erbsen in Mehlpampe und ein Hühnerbein mit labbriger Haut und wenig Fleisch am Knochen. Nach dem Essen kam Mario und brachte sie zum Professor. Er wollte ihr noch etwas erklären und ihr seine guten Wünsche für die Zukunft mit auf den Weg geben. Er hatte ihre Entlassung in eine offene Therapie befürwortet. Jetzt war sie nicht mehr wichtig für ihn.
    Sie war für niemanden mehr wichtig. Auch für die Richter war sie es nicht gewesen. Ein Hauptverfahren gegen Cora Bender vor der großen Strafkammer am Landgericht Köln hatte es nicht gegeben. Keine Anklage wegen Mord oder wenigstens Totschlag. Kein Urteil: Lebenslänglich! Damit hätteman es vielleicht irgendwie zurechtrücken können. Aber wie sie darüber dachte, interessierte niemanden.
    Sie hatte es nur bis ins Büro des Untersuchungsrichters geschafft. Aufgrund des psychologischen Gutachtens stellte der Staatsanwalt den Antrag, kein Verfahren zu eröffnen. «Schuldunfähig!» Da war ohnehin nicht mit einer Verurteilung zu rechnen.
    Aber gehört worden waren sie alle. Rudolf Grovian und Johannes Frankenberg. Sogar Hans Bueckler! In Kiel hatten sie ihn aufgetrieben. Sie hatte ihn nicht zu Gesicht bekommen, es war besser so.
    Hans Bueckler erklärte unter Eid, er habe in jener Mainacht vor fünf Jahren zusammen mit Ottmar Denner das Haus in Hamburg-Wedel fluchtartig verlassen, nachdem sie feststellen mussten, dass Georg Frankenberg ein Mädchen getötet hatte. Wer das Mädchen gewesen war, wusste Hans Bueckler nicht. Er erinnerte sich nur noch, dass er und Denner in einem Lokal zwei Mädchen kennen gelernt hatten, die sich als Schwestern ausgaben, es jedoch nicht waren. Was mit der Leiche und dem zweiten Mädchen geschehen war, wusste Hans Bueckler auch nicht. Eine Falschaussage war ihm nicht nachzuweisen.
    Das psychologische Gutachten befasste sich ausführlich mit der Kellerszene und noch ausführlicher mit der schwarzen Seele Cora Benders. Schuldig geboren. Neunzehn Jahre Haft in einem mittelalterlichen Kerker. Aber am Ende war ein Vater der Verbrecher. Nein, ihrer nicht, von ihrem Vater war gar nicht die Rede. Frankies Vater war der wahre Übeltäter. Das stand allerdings nicht im Gutachten. Das behauptete nur der Pflichtverteidiger.
    Eberhard Brauning war großartig gewesen. Er hatte mit Helenes tatkräftiger Unterstützung ein Plädoyer aufgesetzt und es dem Untersuchungsrichter vorgetragen, als stünde er vor der großen Strafkammer. Sein Versprechen hatte er dennochnicht halten können. Keine zeitlich befristete Haftstrafe, zurück in die Klapsmühle, bis der Professor sie für reif befand, von nun an wieder für sich selbst zu denken.
    Es war
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