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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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sah er ihr mit seinen schwarzen Haaren und den blauen Augen recht ähnlich, sodass viele glaubten, er sei tatsächlich ein Bastard von ihr, was natürlich zu weiteren Problemen für sie beide führte.
    »Es geht mir gut, Walin«, beruhigte sie ihn und begann vorsichtig, um die Katzen nicht zu stören, aus dem Bett zu steigen. »Es ist bestimmt schon ziemlich spät.«
    »Aye, fast schon Mittag, aber du hast deinen Schlaf gebraucht. Gestern bist du erst tief in der Nacht von der Geburt zurückgekommen.«
    »Ach, schon so spät? Dann solltest du den Tisch für uns decken, ich komme gleich.«
    Sie zog sich rasch an und flocht sich die Haare. Dann trat sie zu Walin an den kleinen Tisch im Hauptraum des Häuschens. Als sie das Brot, den Käse und die Äpfel sah, lächelte sie Walin anerkennend an. Er hatte seine Sache gut gemacht. Sie schenkte zwei Becher Apfelmost ein, dann setzte sie sich ihm gegenüber auf die schmale Bank an dem zerfurchten Holztisch.
    »Hast du schlecht geträumt?«, fragte Walin, während er ihr einen Apfel reichte, damit sie ihn zerteilte.
    »Zuerst habe ich gedacht, ich träume, aber jetzt bin ich mir sicher, dass es eine Vision war. Wieder eine Vision über den Mann mit den unterschiedlichen Augen.« Sie legte den Apfel auf einen kleinen Holzteller und viertelte ihn.
    »Du hast oft Visionen von ihm, stimmt’s?«
    »Es sieht so aus. Sehr seltsam – ich weiß nicht, wer er ist, auch habe ich noch nie in meinem Leben einen solchen Mann gesehen. Und falls meine Vision eintrifft, werde ich ihn wahrscheinlich auch nie sehen.«
    »Warum nicht?« Walin nahm den Teller mit den Apfelschnitzen und stopfte sich gleich ein Stück in den Mund.
    »Weil ich diesmal einen sehr wütenden grauäugigen Mann gesehen habe, der ihm ein Schwert an die Kehle hielt.«
    »Aber du hast doch gesagt, in deinen Visionen siehst du Dinge, die eintreten werden. Vielleicht ist er ja noch gar nicht tot. Vielleicht solltest du ihn suchen und warnen.«
    Morainn dachte einen Moment lang darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nay, das glaube ich nicht. Weder mein Herz noch mein Verstand drängen mich dazu. Wenn ich so etwas tun sollte, würde ich einen Drang verspüren, mich sofort auf den Weg zu machen und den Mann aufzustöbern. Außerdem hätte ich ein paar Hinweise erhalten, wo er sich aufhält.«
    »Ach so. Dann werden wir also den Mann mit den unterschiedlichen Augen bald sehen?«
    »Aye, das nehme ich an.«
    »Das wird aber spannend werden.«
    Morainn lächelte und machte sich an die Aufgabe, ihren leeren Magen zu füllen. Es würde wirklich spannend werden, wenn der Mann mit den unterschiedlichen Augen an ihrer Schwelle auftauchte. Aber es könnte auch gefährlich werden. Sie durfte nicht vergessen, dass sich der Tod an seine Fersen geheftet hatte. Ihre Visionen sagten ihr zwar, dass er keine Schuld trug, aber es gab eine Verbindung zwischen ihm und den Toten. Ihr war, als würde alles, was er berührte, unter grauenvollem Leid und aus zahllosen Wunden blutend zugrunde gehen. Sie verspürte nicht den geringsten Wunsch, die Lache, die sie stets um seine Füße sah, mit ihrem Blut zu vergrößern. Doch leider würde das Schicksal ihr wohl nicht erlauben, dem Mann aus dem Weg zu gehen. Sie konnte nur beten, dass der Tod nicht mehr auf seinen Schultern hockte, wenn er an ihre Tür klopfte.

2
    Simon, willst du zugleich mein Richter und mein Henker sein?«
    Tormand beobachtete, wie sich Simon um die Ruhe und Besonnenheit bemühte, für die er landauf, landab bekannt war. Obwohl ihn der Gedanke bitter schmerzte, dass Simon ihm zutraute, Clara oder irgendeine andere Frau so zuzurichten, konnte er seinen Freund doch verstehen. Jeder ehrbare Mann wäre entsetzt gewesen über das, was Clara angetan worden war, und hätte es kaum erwarten können, den Schuldigen für dieses Verbrechen bezahlen zu lassen. Wer eine solch grauenhafte Untat zu Gesicht bekam, konnte leicht von einem Wahn gepackt werden. Das erklärte vielleicht auch, warum Simon in blinder Wut zu Tormand gestürmt war, nachdem er dessen Ring in Claras Hand gefunden hatte. Die Tatsache, dass sein Freund ihn nicht auf der Stelle getötet hatte, gab Tormand allerdings zu verstehen, dass sich unter Simons Entsetzen und Wut auch ein Zweifel regte.
    »Warum hatte sie deinen Ring in der Hand?«, fragte Simon barsch.
    »Ich fürchte, das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte Tormand. »Aber er ist zweifellos von dem oder denen, die mich in Claras Bett verfrachtet haben,
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