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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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losgeschickt, um Simon zu sagen, dass ich dringend mit ihm sprechen muss.«
    Tormand war froh, dass er trotz seiner Entscheidung weitaus zuversichtlicher klang, als er sich fühlte. Er hatte mehrere Stunden gebraucht, um das Schreiben an Simon aufzusetzen. Seine innere Stimme hatte ihm dasselbe gesagt wie Walter, nämlich dass er die Sache einfach auf sich beruhen lassen solle. Diese Stimme war so laut geworden, dass er sie kaum noch hatte überhören können. Nur die Gewissheit, dass das Ganze weitaus mehr mit ihm zu tun hatte als mit Clara, hatte ihm die Kraft gegeben, diese feige Stimme zum Schweigen zu bringen.
    Er hatte das Gefühl, dass ein Teil seines flauen Magens von der wachsenden Furcht herrührte, er stünde kurz davor, dasselbe Schicksal zu erleiden wie James. Sein Adoptivbruder hatte drei Jahre gebraucht, bis es ihm gelungen war, seine Unschuld zu beweisen und den Makel, der seiner Ehre anhaftete, zu beseitigen. Drei lange, einsame Jahre war er gezwungen gewesen, sich ständig zu verstecken und davonzulaufen. Tormand befürchtete, dass ihm womöglich ein ähnliches Schicksal drohte. Allein die Vorstellung, wie es seiner Mutter dabei ergehen würde, bereitete ihm größtes Unbehagen. Die Ärmste hatte schon genügend Sorgen und Leid wegen ihrer Kinder erdulden müssen. Zuerst war seine Schwester Sorcha entführt und vergewaltigt worden, dann war seine Schwester Gillyanne verschleppt worden – zweimal sogar. Beim zweiten Mal hatte man sie gezwungen, ihren Entführer zu heiraten. Und schließlich hatte James in den Bergen Zuflucht suchen müssen. Tormand wollte es seiner Mutter wahrhaftig ersparen, um ein weiteres ihrer Kinder bangen zu müssen.
    »Wenn Ihr etwas finden könntet, was der Mörder berührt hat, würde es uns vielleicht gelingen, dieses Rätsel rasch zu lösen«, meinte Walter.
    Tormand riss sich gewaltsam von dem düsteren Gedanken los, dass auf seiner Familie womöglich ein Fluch lastete. Zweifelnd blickte er seinen Knappen an. »Was meinst du damit?«
    »Aye, wenn wir etwas hätten, was der Mörder berührt hat, könnten wir es der Ross-Hexe zeigen.«
    Tormand hatte von der Ross-Hexe gehört. Die Frau lebte in einem Häuschen einige Meilen außerhalb der Ortschaft. Obwohl die Dorfbewohner sie vor zehn Jahren aus ihrer Mitte verjagt hatten, suchten einige immer wieder Hilfe bei ihr, denn sie verstand es, ausgezeichnete Kräuterzubereitungen herzustellen. Manche behaupteten auch, die Frau habe Visionen, die dazu beitrügen, ein Problem zu lösen. Obwohl Tormand unter Menschen aufgewachsen war, die über solche Gaben verfügten, bezweifelte er, dass die Frau eine Wunderheilerin war, wie manche behaupteten. Meist handelte es sich bei den sogenannten Hexen einfach um alte Weiber, die sich mit Kräutern auskannten und den Leuten aufschwatzten, dass sie irgendwelche großartigen, geheimnisvollen Kräfte hätten.
    »Und weshalb denkst du, sie könnte mir helfen, wenn ich ihr etwas bringe, das der Mörder berührt hat?«, fragte er.
    »Weil ihr dann in einer Vision gezeigt wird, wie sich ein Vorfall zugetragen hat.« Walter bekreuzigte sich unwillkürlich, als fürchte er allein bei der Erwähnung dieser Frau um seine Seele. »Der alte George, der Verwalter der Gillespies, hat mir erzählt, dass Lady Gillespie einige Schmuckstücke gestohlen worden waren. Die Lady ging mit dem Schmuckkästchen zur Ross-Hexe, und sobald die Hexe das Kästchen in der Hand hielt, hatte sie eine Vision.«
    Als Walter verstummte, fragte Tormand nach: »Und, was hat die Vision der Frau gezeigt?«
    »Dass Lady Gillespies ältester Sohn den Schmuck entwendet hat. Er schlich sich ins Schlafgemach seiner Mutter, während sie am Hof weilte, und suchte sich die besten Stücke aus.«
    »Um darauf zu kommen, muss man keine Hexe sein. Lady Gillespies Ältester ist bekannt dafür, dass er viel zu viel Geld für teure Kleider, Frauen und das Glücksspiel ausgibt. Das weiß doch jeder Mann, jede Frau und jedes Kind im Ort.«
    Tormand nahm einen Schluck Ale, um nicht über Walters leicht verdrossene Miene grinsen zu müssen. »Jetzt weiß ich wenigstens, warum der Narr auf die Burg seines Großvaters verbannt worden ist, weit weggesperrt von all den Versuchungen des Hofes.«
    »Aye, aber trotzdem würde ein Versuch nichts schaden«, entgegnete Walter beharrlich. »Eigentlich müsste doch jemand wie Ihr größeres Vertrauen in solche Dinge haben.«
    »Ach, an Vertrauen mangelt es mir nicht. Zumindest habe ich so viel, dass es mir
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