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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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wohl, dass du nicht mehr allein sein solltest, bis dieser Verrückte erwischt worden ist und am Galgen baumelt.«
    Simons Worte holten Tormand aus seinen Grübeleien. Er seufzte tief auf. »Aye, ich verstehe ja, dass es das Klügste ist, aber das heißt noch lange nicht, dass es mir gefällt.«
    »Enthaltsamkeit wird dich nicht umbringen, dein Feind aber wird es tun.«
    »Enthaltsamkeit?« Tormand hatte keine Lust zuzugeben, dass er seit mehreren Monaten enthaltsam lebte. Vor allem wollte er es allerdings deshalb nicht zugeben, weil er sich nicht mit den Gründen dafür auseinandersetzen wollte. »Jesus, ich glaube, da wäre mir der Galgen noch lieber.«
    »Du Narr!«
    »Mag sein, aber ich blicke nicht deshalb so finster, weil ich bewacht werden soll. Mir ging gerade durch den Sinn, dass die Art, wie Clara gemeuchelt wurde, auf Wut, ja auf Hass hinweist. Und mir fällt niemand ein, der ihr gegenüber solch starke Gefühle gehegt hätte. So traurig es auch klingen mag: Wenn der Plan darin bestand, mich als Frauenmörder zu brandmarken, wäre eine solche Metzelei nicht nötig gewesen.«
    Als Simon ihn eine Weile wortlos anstarrte, rutschte Tormand etwas verlegen auf seinem Stuhl herum. »Es war nur so ein Gedanke.«
    »Ein guter Gedanke, einer, auf den ich selbst hätte kommen sollen«, erwiderte Simon grummelnd. »Aye, hinter dieser Schlächterei stecken Wut und Hass, sie zielte auf alles ab, was Clara schön und begehrenswert machte.«
    »Es hätte trotzdem auch Folter sein können, um ihr Informationen abzuringen«, wandte Walter ein, auch wenn in seiner Miene Zweifel zum Ausdruck kamen.
    Simon nickte. »Das könnte schon sein, aber ganz ehrlich: Clara hätte ihm – oder ihnen – alles gesagt, schon bei der ersten Berührung mit dem Messer. Alles, was sie wusste, wäre aus ihr herausgesprudelt, nachdem man ihr die erste Haarlocke geraubt hatte. Clara war unsagbar eitel, ihre Schönheit bedeutete ihr alles. Und außerdem glaube ich noch immer, dass sie von Anfang an geknebelt war, was meine Vermutung verstärkt, dass es nicht passiert ist, um an Informationen zu kommen.«
    »Also haben wir nach wie vor nichts in der Hand.« Tormand starrte in seinen leeren Becher, widerstand jedoch der Versuchung, sich nachzuschenken.
    »Nay. Wir haben einen Mord, den jemand dir in die Schuhe schieben wollte«, erwiderte Simon. »Das deutet auf einen Feind von dir hin, egal, aus welchem Blickwinkel ich es betrachte.«
    »Vielleicht weist es ja auch auf einen Feind von Ranald hin? Was könnte für einen Mann demütigender sein, als aller Welt zu zeigen, dass seine Frau mit einem anderen ins Bett ging und dann in ihrem Ehebett ermordet wurde?«
    »Clara war zu bekannt für ihre lockeren Sitten, und dass Ranald eine Geliebte hat, weiß ebenfalls jeder. Nay, es ist kein Geheimnis, dass sich weder der Gemahl noch die Gemahlin an die Eheschwüre hielten.« Simon stand auf. »Kommst du mit, um zu sehen, ob wir eine Blutspur finden?«
    Tormand stand zögernd auf. An den blutigen Ort des Verbrechens zurückzukehren war das Letzte, was er wollte, aber er wusste, dass ihnen das vielleicht helfen konnte, zumindest ein paar Antworten zu finden. Er hoffte nur, dass Ranald nicht schon da war. Der Mann hatte nie ein Hehl aus seiner tiefen Abneigung gegen Tormand gemacht, obwohl die Hälfte der Männer am Hof Clara ebenso gut gekannt hatten wie er. Nun war er wahrhaftig nicht erpicht, Ranalds Abneigung in dessen eigenem Heim über sich ergehen zu lassen, während Claras verstümmelter Leichnam zur Bestattung vorbereitet wurde.
    * * *
    »Na, das war aber lustig«, murrte Tormand eine Stunde später, während er Simon in einen der Gänge folgte, durch die Claras Liebhaber so viele Nächte geschlüpft waren.
    Die Begegnung mit Ranald war fast so schlimm gewesen, wie Tormand befürchtet hatte. Jeder hatte sehen können, dass der Mann zornig war. Vielleicht trauerte er auch aufrichtig, doch auf alle Fälle sah er in Tormand die perfekte Zielscheibe für seinen Zorn. Ohne Simon mit seiner verblüffenden Fähigkeit, solche spannungsgeladenen Begegnungen zu entschärfen, hätten sich Tormand und Ranald wahrscheinlich in eben diesem Moment in der Großen Halle des Hauses, in dem Clara gestorben war, duelliert.
    »Einen Moment lang fragte ich mich, ob er Clara tatsächlich geliebt hat. Aber nein, ich glaube, er betrauert vor allem den Verlust ihres Einflusses«, meinte Simon. Er ging sehr langsam durch den Gang und hielt eine Laterne hoch, während er den
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