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Die Sturmfluten des Frühlings

Die Sturmfluten des Frühlings

Titel: Die Sturmfluten des Frühlings
Autoren: Ernest Hemingway
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Scripps.
    «Und bringen Sie Ihren Vogel mit.»
    «Ja», sagte Scripps. «Der kleine Kerl ist jetzt ziemlich müde. Schließlich hat er eine anstrengende Nacht hinter sich.»
    «Das will ich meinen», stimmte die Kellnerin zu.
    Scripps ging hinaus, wieder zurück in die Stadt. Jetzt hatte er einen klaren Kopf und war bereit, dem Leben die Stirn zu bieten.
    Eine Pumpenfabrik war sicher interessant. Pumpen waren jetzt die große Sache. Jeden Tag wurden in New York in der Wall Street Vermögen durch Pumpen gewonnen und verloren. Er hatte von einem Kerl gehört, der die Kleinigkeit von einer halben Million in weniger als einer halben Stunde an Pumpen verdient hatte. Die wußten Bescheid, diese großen Wall Street-Unternehmer.
    Draußen auf der Straße blickte er zu dem Schild auf. Er las: Erprobt und gelobt. Die wußten, wie man’s machte, sagte er. Jedoch, war es möglich, daß da drinnen ein Neger als Koch beschäftigt wurde? Nur einmal, nur einen flüchtigen Augenblick lang, als das Schiebefenster hochging, glaubte er, einen Schimmer von etwas Schwarzem gesehen zu haben. Vielleicht war der Kerl aber nur rußig vom Herd.

2. Teil
Der Lebenskampf

Und hier protestiere ich feierlich; ich habe nicht die Absicht, irgend jemanden anzuschwärzen oder zu verleumden; denn obschon alles aus dem Buch des Lebens kopiert ist, und kaum eine Figur oder eine Handlung vorkommt, die nicht aus meinen eigenen Beobachtungen oder Erfahrungen stammt, habe ich dennoch die äußerste Sorgfalt angewandt, die Personen durch so an derartige Umstände, Schattierungen und Farben unkenntlich zu machen, daß es nicht möglich sein wird, sie auch nur mit dem geringsten Grad von Wahrscheinlichkeit zu identifizieren, und falls es jemals anders sein sollte, kann es nur dort sein, wo das geschilderte Versagen so geringfügig ist, daß es nur einer Schwäche gleichkommt, über die der Charakterisierte selbst so gut wie jeder andere lachen kann.

    Henry Fielding

1
    Scripps O’Neil war auf Arbeitssuche. Er freute sich darauf, mit den Händen zu arbeiten. Er ging die Straße entlang, von der Bohnenstube fort und an McCarthys Friseurgeschäft vorbei. Er ging nicht in den Friseurladen hinein. Es sah so einladend aus wie je zuvor, aber was Scripps suchte war eine Anstellung. Er bog scharf um die Ecke des Friseurladens und in die Hauptstraße von Petoskey ein. Es war eine hübsche, breite Straße, die zu beiden Seiten von Ziegel-und Kunststeinhäusern eingefaßt war. Scripps ging sie hinunter, dem Teil der Stadt zu, wo sich die Pumpenfabrik befand. Am Tor der Pumpenfabrik fühlte er sich befangen. Konnte dies wirklich die Pumpenfabrik sein? Zwar wurde ein nicht abreißender Strom von Pumpen herausgetragen und in den Schnee gestellt, und Arbeiter kippten kübelweise Wasser darüber, um sie mit einer Hülle von Eis zu überziehen, was sie so gut, wie es irgendwelche Farbe tun konnte, vor den Winterstürmen schützen würde. Aber waren es auch wirklich Pumpen? Es konnte alles Schwindel sein. Diese Pumpenarbeiter waren fixe Kerle.
    «Augenblick mal.» Scripps winkte einem der Arbeiter zu, der über eine neue, unfertig aussehende Pumpe, die gerade hinausgetragen worden war und protestierend im Schnee stand, Wasser schüttete. «Sind das Pumpen?»
    «Eines Tages, ja», sagte der Arbeiter.
    Scripps wußte, dies war die Pumpenfabrik. Die konnten ihm darüber nichts weismachen. Er ging auf die Tür zu. Dort war ein Schild.

    Kein Eintritt
    Das betrifft auch Sie.

    Kann das auf mich gemünzt sein? überlegte Scripps. Er klopfte an die Tür und ging hinein.
    «Ich möchte gern mit dem Chef sprechen», sagte er und blieb ruhig im Dämmerlicht stehen.
    Arbeiter kamen an ihm vorbei, die neue, unfertige Pumpen auf den Schultern trugen. Sie summten Liederfetzen vor sich hin, als sie vorbeikamen. Die Pumpenschwengel baumelten steif herunter in stummem Protest. Manche Pumpen hatten keine Schwengel. Die sind vielleicht im Grunde die glücklichsten, dachte Scripps. Ein kleiner Mann kam auf ihn zu. Er war gut gewachsen, gedrungen, mit breiten Schultern und einem bärbeißigen Gesicht.
    «Du willst den Chef sprechen?»
    «Jawohl.»
    «Ich bin der Werkmeister hier. Was ich sage, geschieht.»
    «Können Sie einstellen und entlassen?» fragte Scripps.
    «Ich kann das eine so gut wie das andere», sagte der Werkmeister.
    «Ich suche Arbeit.»
    «Irgendwelche Vorkenntnisse?»
    «Nicht in Pumpen.»
    «Gut», sagte der Werkmeister. «Du kannst Akkordarbeit machen. Komm mal her, Yogi»,
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