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Die Sturmfluten des Frühlings

Die Sturmfluten des Frühlings

Titel: Die Sturmfluten des Frühlings
Autoren: Ernest Hemingway
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Paris gab es eine Straße, die nach Huysmans hieß. Gerade um die Ecke von dort, wo Gertrude Stein wohnte. Ja, das war mal eine Frau! Wohin führten sie ihre Wortexperimente? Was lag alldem zugrunde? Alldem in Paris? Ach, Paris! Wie weit es jetzt nach Paris war. Paris am Morgen. Paris am Abend. Paris bei Nacht. Wieder Paris am Morgen. Vielleicht Paris am Mittag. Warum nicht? Yogi Johnson schritt aus. Sein Gehirn arbeitete immer weiter.
    Alle drei schritten zusammen aus. Die Arme derer, die Arme hatten, ineinander verschränkt. Rote und weiße Männer gingen zusammen. Irgend etwas hatte sie zusammengeführt. War es der Krieg? War es Schicksal? War es Zufall? Oder war es einfach Glück? Diese Fragen kämpften miteinander in Yogis Hirn. Sein Gehirn war müde. Er hatte letzthin zu viel gedacht. Sie schritten immer weiter. Dann blieben sie jäh stehen.
    Der kleine Indianer blickte zu dem Schild auf. Es glänzte in der Nacht draußen vor den bereiften Fenstern der Bohnenstube. Erprobt und gelobt.
    «Wir wollen einen Haufen vom Erprobten», brummte der kleine Indianer.
    «Haufen gute Steaks in der Bohnenstube vom weißen Mann», brummte der große Indianer. «Hör auf den roten Bruder.» Die Indianer standen ein bißchen unsicher vor der Tür. Der große Indianer wandte sich Yogi zu. «Hat weißer Häuptling Dollar?»
    «Ja, ich hab Geld», antwortete Yogi. Er war bereit, es durchzustehen. Jetzt konnte er nicht mehr zurück. «Das Essen geht auf meine Rechnung, Jungens.»
    «Weißer Häuptling ist edel von Natur», brummte der große Indianer.
    «Weißer Häuptling ist ein Rohdiamant», stimmte der kleine Indianer zu.
    «Ihr würdet dasselbe für mich tun», wehrte Yogi ab. Schließlich, vielleicht stimmte es sogar. Das Risiko mußte er auf sich nehmen. Er hatte einmal in Paris ein Risiko auf sich genommen. Steve Brodie hatte ein Risiko auf sich genommen. So sagte man wenigstens. Jeden Tag in der ganzen Welt nahm jemand ein Risiko auf sich. In China nahmen Chinesen Risiken auf sich. In Afrika Afrikaner. In Ägypten Ägypter. In Polen Polen. In Rußland Russen. In Irland Iren. In Armenien…
    «Armenier nehmen kein Risiko auf sich», brummte der große Indianer leise. Er hatte Yogis unausgesprochenem Zweifel Ausdruck verliehen. Das war ein schlaues Volk, diese Rothäute.
    «Nicht mal im Teppichhandel?»
    «Roter Bruder glaubt es nicht», sagte der Indianer. Seine Stimme überzeugte Yogi. Wer waren diese Indianer? Hinter alldem steckte irgend etwas. Sie gingen in die Bohnenstube.

    Anmerkung des Autors für den Leser.
    So weit waren wir mit unserer Geschichte, lieber Leser, als Mr. F. Scott Fitzgerald eines Nachmittags zu uns nach Hause kam, und nachdem er bereits eine ganze Zeitlang da war, ließ er sich plötzlich am Kamin nieder und wollte, oder sollte man lieber sagen, konnte, nicht aufstehen, lieber Leser, damit das Feuer etwas anderes zu verbrennen bekam, um das Zimmer zu wärmen. Ich weiß, lieber Leser, daß diese Dinge manchmal gar nicht in einer Geschichte in Erscheinung treten, aber sie passieren dennoch, und überleg dir nur einmal, was sie für Leute wie dich und mich in dem literarischen Betrieb bedeuten. Falls du findest, daß dieser Teil der Geschichte nicht so gut ist, wie er hätte sein können, vergiß nicht, lieber Leser, daß tagein, tagaus in der ganzen Welt derartige Dinge passieren. Soll ich noch hinzufügen, lieber Leser, daß ich vor Mr. Fitzgerald den äußersten Respekt habe und ich, sollte irgend jemand anders ihn angreifen, der erste sein würde, ihm zu Hilfe zu eilen. Und das schließt auch dich ein, lieber Leser, obgleich ich nur höchst ungern so plump daherrede und das Risiko auf mich nehme, eine Freundschaft, wie unsere eine geworden ist, zu zerstören.

    PS: Für den Leser.
    Während ich dieses Kapitel durchlese, scheint es mir gar nicht so schlecht zu sein. Vielleicht gefällt es dir. Ich hoffe, daß es das tut. Und falls es dir gefällt, lieber Leser, und der Rest des Buchs auch, so erzähl es bitte deinen Freunden und sorge dafür, daß sie dies Buch kaufen, genauso wie du es auch getan hast. Ich bekomme nur 20 Cents von jedem Exemplar, das verkauft wird, und wenn auch 20 Cents heutzutage nicht viel sind, kommt doch eine ganze Menge zusammen, wenn zwei-bis dreihunderttausend Exemplare von dem Buch verkauft werden. Und das wird geschehen, falls jedem das Buch so gut gefällt wie dir und mir, lieber Leser. Und hör mal, lieber Leser, es war mir ernst, als ich sagte, ich würde gern alles
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