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Die Sturmfluten des Frühlings

Die Sturmfluten des Frühlings

Titel: Die Sturmfluten des Frühlings
Autoren: Ernest Hemingway
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ihm erschien ein Lichtspalt im Dach. Dann wurde er von zwei schwarzen Gestalten verdeckt; man hörte das Geräusch eines Fußtritts, eines Stoßes, einer Reihe von Knüffen, einige dumpf, andere scharf, und dann kamen zwei menschliche Gestalten krachend die Leiter herunter. Von oben flutete der dunkle, gespenstische Klang von schwarzem Negerlachen.
    Die beiden Waldindianer klaubten sich aus dem Stroh zusammen und hinkten auf die Tür zu. Einer von ihnen, der Kleine, weinte. Yogi folgte ihnen hinaus in die kalte Nacht. Es war kalt. Die Nacht war klar. Die Sterne schienen am Himmel.
    «Verdammt blöder Club», sagte der große Indianer. «Pfundig verdammt blöder Club.»
    Der kleine Indianer weinte. Yogi sah im Licht der Sterne, daß er einen seiner künstlichen Arme verloren hatte.
    «Ich will nie mehr Billard spielen», schluchzte der kleine Indianer. Er schüttelte drohend seinen Arm gegen das Clubfenster, aus dem ein schmaler Lichtspalt drang. «Pfundig verdammter blöder Club, Mistclub.»
    «Laß man gut sein», sagte Yogi. «Ich besorg dir einen Posten in der Pumpenfabrik.»
    «Pumpenfabrik, zum Teufel noch mal», sagte der große Indianer. «Wir gehen alle Heilsarmee beitreten.»
    «Weine man nicht», sagte Yogi zu dem kleinen Indianer. «Ich werd dir einen neuen Arm kaufen.»
    Der kleine Indianer weinte weiter. Er setzte sich auf die schneeige Straße. «Ich kann nicht Billard spielen, mir alles egal», sagte er.
    Von oben, aus dem Fenster des Clubs, kam der gespenstische Klang von einem Negerlachen.

    Anmerkung des Autors an den Leser.
    Für den Fall, daß es irgend welchen historischen Wert haben sollte, berichte ich mit Vergnügen, daß ich das vorige Kapitel in zwei Stunden direkt in die Maschine geschrieben habe und dann mit John Dos Passos, den ich für einen sehr kraftvollen Schriftsteller und außerdem für einen mächtig netten Kerl halte, Essen gegangen bin. Dieses ist im Land als gegenseitige Beweihräucherung bekannt. Wir aßen Rollmops, Sole Meuniere, Civet de Lievre á la Cocotte, Marmelade de Pommes, und wir spülten das Ganze, wie wir zu sagen pflegten (was, lieber Leser?), mit einer Flasche Montrachet 1919 zur Seezunge hinunter und einer Flasche Hospice de Beaune 1919 pro Person zum Hasenpfeffer. Mr. Dos Passos teilte mit mir, soweit ich mich erinnere, eine Flasche Chambertin zur Marmelade de Pommes (zu deutsch Apfelmus). Wir tranken zwei Vieux Marcs, und nachdem wir beschlossen hatten, nicht ins Café du Dome zu gehen und über Kunst zu reden, gingen wir jeder zu sich nach Hause, und ich schrieb das folgende Kapitel. Ich möchte gern, daß der Leser ganz speziell die Art und Weise beachtet, wie die komplizierten Fäden der Lebensgeschichten der einzelnen Charaktere des Buchs zusammenlaufen und dann dort in der denkwürdigen Szene in der Bohnenstube festgehalten werden. Hierbei war es, als ich ihm dies Kapitel vorlas, daß Mr. Dos Passos ausrief: «Hemingway, du hast ein Meisterstück hervorgebracht.»

    PS: Vom Autor an den Leser.
    Jetzt ist der Moment gekommen, lieber Leser, wo ich versuchen will, Schwung und Bewegung in das Buch hineinzubringen, damit man merkt, daß dies Buch wirklich ein großes Buch ist. Ich weiß, daß du, lieber Leser, ebenso wie ich hoffst, daß ich diesen Schwung und diese Bewegung hineinbringen kann, denn stell dir nur vor, was es für uns beide bedeuten wird. Mr. H. G. Wells, der uns zu Hause besucht hat (wir machen Fortschritte im literarischen Betrieb, was, lieber Leser?), fragte uns neulich, ob vielleicht unser Leser – das bist du, lieber Leser, denk nur mal an, daß H. G. Wells bei uns zu Hause von dir gesprochen hat; wie auch immer, H. G. Wells fragte, ob unser Leser nicht denken würde, daß zuviel von dieser Geschichte autobiographisch sei. Bitte, lieber Leser, schlage dir solche Gedanken aus dem Kopf. Es ist wahr, wir haben in Petoskey in Michigan gelebt, und natürlich sind viele Charaktere dem Leben nachgezeichnet, so wie wir es damals lebten. Aber es sind andere Leute und nicht der Autor. Der Autor tritt in der Geschichte nur mit diesen kleinen Anmerkungen hervor. Es ist wahr, daß wir, ehe wir mit dieser Geschichte begannen, zwölf Jahre lang damit verbrachten, die verschiedenen indianischen Dialekte des Nordens zu studieren, und man bewahrt noch jetzt im Museum von Cross Village unsere Übersetzung des Neuen Testaments ins Ojibway auf. Aber du hättest an unserer Stelle dasselbe getan, lieber Leser, und ich denke, daß du nach reiflicher Überlegung
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