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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers
Autoren: ABBY GREEN
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verstand die Botschaft. „Dieses Gespräch führt zu nichts“, fuhr sie ihn so unwirsch an, wie ihre Furcht es zuließ. „Ich muss zurück zu meiner Arbeit, und wahrscheinlich gibt es auch für Sie einen aufregenderen Ort als ein verwaistes Stadion.“
    Nach einer langen Pause, trat er einen Schritt beiseite und bedeutete ihr mit einer huldvollen Geste, sie solle an ihm vorbeigehen. Mit zusammengebissenen Zähnen folgte sie seiner Aufforderung. Während sie sich an ihm vorbeipresste, war sie sich seiner Größe, mindestens einsfünfundneunzig, des breiten muskulösen Oberkörpers und des berauschenden Dufts, der von ihm ausging, überaus bewusst.
    Ein Duft wie nach Sex.
    Oh, verflixt, was war denn nur los mit ihr? Seit wann glaubte sie, Sex riechen zu können? Und seit wann glaubte sie zu wissen, wie Sex roch? Eine seltsame Schwäche überkam Alana, doch glücklicherweise war sie bereits an ihm vorbei. Hastig legte sie die letzten Schritte in Richtung Aufzug zurück, der sie nach unten und hoffentlich zurück in die Realität bringen würde.
    Ihre stillen Gebete fanden kein Gehör. Plötzlich spürte sie erneut seine Gegenwart. Er sagte kein Wort, als die Lifttüren sich öffneten und sie die Kabine betraten. Alana drückte auf den Knopf und sandte ein Stoßgebet gen Himmel, die Fahrt möge wenigstens nicht lange dauern.
    Das Gefühl, auf engstem Raum mit ihm eingeschlossen zu sein, war so überwältigend, dass sie geradezu aus dem Lift stürzte, kaum dass die Türen sich öffneten. Sie konnte ihren Wagen schon sehen … da hörte sie die Schritte des Fremden hinter sich.
    Es fiel ihm nicht schwer, sie einzuholen. „Wissen Sie, es gibt tatsächlich einen aufregenderen Ort, an dem ich sein sollte. Haben Sie vielleicht Lust, mich zu begleiten?“
    Der Fremde war atemberaubend attraktiv. Alana konnte es nicht fassen. Sie wusste, dass sie nichts Besonderes war. Sie sah aus wie eine Million andere Frauen auch. Was, um alles in der Welt, wollte der Mann von ihr? Jeder konnte sehen, dass er in einer anderen Liga spielte. In ihrem Kopf begannen Alarmglocken zu schrillen.
    Ein eleganter dunkler Lexus hielt neben ihnen. Offenbar sein Wagen – sein von einem Chauffeur gelenkter Wagen.
    „Es tut mir leid, Mr. …?“
    „Lévêque.“
    „Mr. Lévêque.“ Selbst sein Name besaß einen erotischen Klang. Zielstrebig. Wichtig. „Ich muss zurück zu meiner Arbeit“, wiederholte sie. „Genießen Sie Ihr Wochenende. Hier in Dublin gibt es viele nette Frauen.“ Die nicht so blöd sind, vor diesem Traummann davonzulaufen, meldete sich eine spöttische Stimme in ihrem Kopf. Doch als sie sich endlich umwandte und zu ihrem Wagen hastete, redete sie sich ein, wie stolz sie auf sich war. Er hatte nicht sonderlich enttäuscht gewirkt. Ja, er hatte nicht einmal versucht, ihre Meinung zu ändern. Er war bloß ein reicher Tourist, der auf die Insel gekommen war, um sich das Spiel anzusehen. Und mit Rugbyfans kannte sie sich aus. Einst hatte sie dazugehört, aber das war lange her.
    „Alana, du kannst jetzt nicht gehen!“
    „Ich muss nach Hause, Rory. Mein Bruder feiert seinen vierzigsten Geburtstag.“
    Ihr Chef ignorierte ihren Einwand, nahm ihre Hand und zog Alana zurück in die Menschenmenge, die sie gerade mühsam hinter sich gelassen hatte.
    „Alana, du musst ihn kennenlernen. Immerhin interviewst du ihn morgen. Er hat höchstpersönlich nach dem Spiel angerufen und hat explizit nach dir gefragt … wahrscheinlich hat er deine Reportage gesehen oder so, aber wen interessiert das? Hast du auch nur eine Ahnung, was das für ein Knaller ist? Er ist ein wichtiger Sponsor des Six Nations Turniers … lebt ziemlich zurückgezogen … Milliardär.“
    Immer wieder wurde Alana von den anderen Partygästen angerempelt, während sie Rory zu folgen versuchte. Sie verstand nur die Hälfte von dem, was er ihr sagte. Irgendetwas über ein Interview? Das war nichts Ungewöhnliches. Fast jeden Tag führte sie eins oder mehrere. Warum veranstaltete er bei diesem ein so großes Theater? Flüchtig warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Die Überraschungsparty fing in einer halben Stunde an. So lange dauerte die Fahrt zum Haus ihrer Eltern.
    Plötzlich blieb Rory stehen und wandte sich um. Er musterte sie besorgt. „Schade, dass du dich nicht mehr herausgeputzt hast. Du hättest dir wirklich ein bisschen Mühe geben können, Alana!“, sagte er missbilligend.
    Allmählich wurde sie wütend. Wieso erwarteten die Menschen immer, dass sie noch
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