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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers
Autoren: ABBY GREEN
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Am liebsten wäre sie aufgestanden und gegangen oder hätte zu einer kräftigen Ohrfeige ausgeholt, um das selbstgefällige Grinsen aus seinem Gesicht zu vertreiben. „Es tut mir leid. Was kann ich tun, damit Sie sich besser … verbunden fühlen?“
    Sein Blick sprach Bände. „Augenkontakt würde helfen.“
    Sie hörte ein leises Kichern aus dem Hintergrund. Altvertrauter Schmerz brandete in ihr auf. Immer wieder wurde sie daran erinnert, dass die Menschen sie scheitern sehen wollten. Sie lächelte freundlich. „Natürlich.“
    Von da an bekam das Interview eine völlig neue Wendung. Denn da sie ihn nun ansehen musste, konnte sie auch die Wirkung nicht mehr verbergen, die er auf sie ausübte. Und das wusste er ganz genau. Alana kämpfte sich durch ein paar weitere Fragen, doch mit jeder wurde sie tiefer in einen sinnlichen Abgrund gezogen.
    Irgendetwas musste sie tun, um ihm zu entkommen. In ihrer Verzweiflung wich sie vom Skript ab. „Wie kommt es, dass sich ein Junge aus der Pariser Vorstadt so für Rugby interessiert?
    Sagt man nicht gemeinhin, dass dies ein Spiel der Mittelschicht ist?“
    Pascals PR-Berater verkrampfen sich, doch sie schritten nicht ein. Anders als bei anderen Prominenten, billigten sie ihrem Auftraggeber offenbar zu, sich selbst aus der Affäre zu ziehen. Zum ersten Mal ließ Pascal sich mit der Antwort Zeit. Er schaute sie an. Ein Gefühl der Furcht stieg in Alana auf. Dann lächelte er gezwungen, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. „Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.“
    Alana nickte nur schwach. Sie bedauerte jetzt schon, das Thema angeschnitten zu haben.
    „Es ist der Verdienst meines Großvaters“, sagte Pascal nach langem Schweigen.
    „Ihr Großvater?“ Sie vermied es, auf ihre Notizen zu blicken. In ihnen stand ohnehin nichts über einen Großvater.
    Er nickte. „Mit fünfzehn wurde ich zu ihm nach Südfrankreich geschickt.“ Er zuckte die Schultern, der Ausdruck in seinen Augen blieb unlesbar. „Ein Teenager und die Vorstädte von Paris sind keine gute Kombination.“
    Der Schatten, der über sein Gesicht huschte, weckte in ihr den Wunsch zu sagen: „Ist schon okay, Sie müssen nicht antworten“. Diese Feststellung verunsicherte sie. Normalerweise scheute sie sich nicht, unbequeme Fragen zu stellen. Aber Pascal sprach bereits weiter, als nehme er nichts von der Spannung wahr, die zwischen ihnen herrschte.
    „Er war sehr aktiv in Rugby League , der französischen Variante des Spiels. Er hat die Liebe zu diesem Sport in mir geweckt.“
    Nun hegte Alana keine Zweifel mehr, dass sie auf sehr persönliches Territorium vorgedrungen war. Das Funkeln in seinen Augen sagte ihr, dass sie mit dem Feuer spielte, wenn sie weiterhin Fragen in diese Richtung stellte. Auf einmal jedoch überkam sie das übermächtige Bedürfnis, die Gefahr herauszufordern.
    „Haben Sie auch selbst gespielt?“
    „Ich habe herausgefunden, dass ich das Talent besaß, meinen Kopf zu benutzen und viel Geld zu verdienen. Sich im Schlamm zu wälzen, überlasse ich den Profis.“
    Alana errötete bis in die Haarspitzen. War das eine Anspielung, dass sie angefangen hatte, schmutzig zu spielen? Um sich zu sammeln, schaute sie auf ihre Notizen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie all ihre vorbereiteten Fragen bereits gestellt hatte. Schon wollte sie das Interview beenden und sich bei Pascal für seine Zeit bedanken, da überraschte er sie erneut.
    „Jetzt habe ich auch eine Frage an Sie.“
    „Ach ja“, stieß sie ein wenig schrill hervor.
    „Darf ich Sie heute Abend zum Dinner einladen?“
    Alana erstarrte. Dann wich der Schock heißer Wut, dass er sie vor dem gesamten Team gefragt hatte. Die Kamera lief noch. Es war, als hielten alle im Studio die Luft an und warteten gespannt auf ihre Antwort. Sie versuchte, die Angelegenheit mit einem Lachen aus der Welt zu schaffen. „Ich fürchte, Mr. Lévêque, mein Chef sieht es gar nicht gern, wenn ich Berufliches mit Privatem vermische.“
    Rory stürzte vor, während er dem Team gleichzeitig bedeutete, die Aufzeichnung zu beenden. „Unsinn, Alana, das hier ist doch etwas ganz anderes. Ich bin sicher, du freust dich darauf, Mr. Lévêque zu zeigen, wie dankbar wir sind, dass er in seinem Terminkalender die Zeit für das Interview gefunden hat.“
    Entspannt lehnte Pascal sich im Sessel zurück. „Heute ist mein letzter Abend in Dublin. Aber wenn Sie Nein sagen, Alana, verstehe ich das natürlich.“ Er stand auf und schaute Rory an. „Können Sie
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