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Die Stunde des Löwen

Die Stunde des Löwen

Titel: Die Stunde des Löwen
Autoren: Alexander Köhl
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Handy und Flugticket könnte der Täter mitgenommen haben. Ausschließen können wir das zurzeit noch nicht.«
    Â»Wer hat die Tote gefunden?«
    Â»Das Zimmermädchen. Sie war völlig mit den Nerven runter. Ich habe sie runtergeschickt, damit sie in einem der Aufenthaltsräume auf uns wartet. Den Portier, der gestern Abend Dienst hatte, habe ich außerdem herbestellt. Mittlerweile ist er vielleicht schon eingetroffen.«
    Nachdem er im Reservierungssystem nachgesehen hatte, teilte ihnen Rastafan Piu mit, dass Selma Tassen am Vorabend um zwanzig Uhr zweiunddreißig eingecheckt hatte.
    Â»Können Sie sich an die Ankunft der Dame erinnern?«
    Seine behaarten kaffeebraunen Hände auf dem Empfangstresen abgestützt, sah Piu sie einen Moment lang an. Dann beantwortete er ihre Frage mit einem stummen Nicken.
    Â»Kam sie mit oder ohne Begleitung?«
    Â»Der Gast hat das Foyer allein betreten.« Nur mit Mühe gelang es Rastafan Piu, ein Gähnen zu unterdrücken. Es war ihm anzusehen, dass er wohl etwas unsanft aus dem Schlaf gerissen worden war. Seine Augen blickten müde, und unter dem feinmaschigen Netz, das auf seinem Kopf einen apfelgroßen Haarknoten umspannte, lugten ein paar verirrte Strähnen hervor.
    Â»Wissen Sie, ob Frau Tassen noch Besuch bekam?«
    Â»Mit Sicherheit kann ich das nicht sagen. Bei uns am Empfang hat sich jedenfalls niemand nach ihr erkundigt.«
    Auf ihre Frage, ob eine zweite Schlüsselkarte für das Zimmer ausgestellt worden war, bat Rastafan Piu um einen Moment Geduld und schaute in den Computer. Als er wieder aufblickte, schüttelte er den Kopf.
    Â»Haben Sie gesehen, wie Frau Tassen anreiste?«, schaltete sich Born in das Gespräch ein.
    Â»Ja, ich sagte doch schon, dass sie das Foyer allein betreten hat.«
    Â»Wie sah es mit Gepäck aus? Hatte sie welches dabei?«
    Â»Soviel ich weiß, nur eine Handtasche. Und noch eine kleine Tüte, glaube ich. Aber keine großen oder schweren Gepäckstücke, bei denen sie Hilfe benötigt hätte.«
    Â»Wissen Sie, mit welchem Verkehrsmittel sie kam?«
    Â»Mit einem Taxi. Ich kenne sogar den Fahrer. Er fährt das Taxi mit der Nummer sechsundzwanzig.«
    Â»Haben Sie sich mit Selma Tassen unterhalten?«
    Rastafan Piu wirkte leicht irritiert. Ȇber was hätte ich denn mit der Dame sprechen sollen?«
    Â»Na, Small Talk zum Beispiel. Sie fragen, ob sie eine angenehme Anreise gehabt hat. Oder ob Sie ihr einen Tisch im Restaurant reservieren sollen. Vielleicht hat sie eine Auskunft von Ihnen gewollt?«
    Â»Nein, Frau Tassen war ziemlich schweigsam.«
    Â»Für wie lange hat sie das Zimmer gebucht?«
    Â»Nur für eine Nacht. Wir haben die Reservierung gestern Mittag bekommen.«
    Â»Waren die Zimmer neben ihrem belegt?«
    Rastafan Piu konsultierte erneut den Computer und antwortete, in dem Zimmer rechts von ihrem habe letzte Nacht kein Gast logiert. In dem links davon sei ein chinesischer Geschäftsmann gebucht gewesen, der bereits in den frühen Morgenstunden nach Hongkong abgereist sei.
    Â»Wurden Telefonate zu ihr durchgestellt, oder hat sie selbst irgendwo angerufen?«
    Nachdem der Portier auch das kontrolliert hatte, antwortete er, keins von beidem sei der Fall gewesen. »Anrufe aus den Zimmern sind auch nicht mehr so häufig wie früher. Jetzt, wo die Leute alle Handys oder Smartphones besitzen.«
    Â»Haben Sie letzte Nacht eine auffällige oder ungewöhnliche Beobachtung gemacht?«
    Â»Welcher Art hätte die denn sein sollen?«
    Â»Hat sich beispielsweise jemand in der Lobby herumgetrieben, der dort nicht hingehörte?«
    Rastafan Piu stieß ein leises Lachen aus. »Herr Kommissar, unser Haus liegt direkt am Flughafen. Zu uns kommen rund um die Uhr Gäste aus der ganzen Welt. Sie gehören alle mehr oder weniger hierher. Das Foyer wird aber selbstverständlich von Kameras überwacht. Wenn Sie wollen, können wir Ihnen die Bänder von letzter Nacht gern zur Verfügung stellen.«
    * * *
    Â»Träumst du wieder?«
    Das Bild von seiner mit Seifenschaum bedeckten Kollegin unter der Dusche löste sich so schnell auf, wie er es heraufbeschworen hatte.
    Â»Ich komm ja schon«, rief er ihr über das Wagendach seines Golfs hinweg zu und setzte sich im Laufschritt in Bewegung, um zu ihr ins Auto zu steigen.
    Vom Parkplatz des Präsidiums aus steuerte Mannfeld den Dienstwagen
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