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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1
Autoren: Myra McEntire
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seine Grenzen erreicht. Ich hatte zwar ein bisschen Geld aus dem kleinen Treuhandfonds, den meine Eltern hinterlassen hatten, aber nicht genug, um die Kosten meines letzten Schuljahrs zu decken. Thomas hatte angeboten, mir die Abschlussklasse in Sedona zu finanzieren, doch das hatte ich abgelehnt. Oft und lautstark. Ich war damit einverstanden, bei ihm zu wohnen, da er mein gesetzlicher Vormund war, nur sein Geld wollte ich partout nicht annehmen.
    Also ging es zurück nach Tennessee. Irgendwie würde ich das eine Jahr schon herumkriegen, selbst in der öffentlichen Highschool.
    »Ich wollte noch etwas anderes mit dir besprechen.« Thomas strich erneut die Baupläne glatt. Wenn er so weitermachte, würde er noch die Tinte vom Papier reiben. »Wir … wir haben jemanden Neues gefunden, einen Berater, der sagt, dass er dir helfen kann.«
    Alle paar Monate hörte Thomas von jemandem, der mir vielleicht helfen konnte. Bislang waren es allesamt und ausnahmslos Spinner oder Nieten gewesen. Ich knallte die Wasserflasche auf die Anrichte, sodass sie fast umfiel, verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm einen finsteren Blick zu. »Noch einer?«
    »Diesmal ist es anders.«
    »Das war’s beim letzten Mal auch schon.«
    »Dieser Typ …«
    »Hat ein drittes Auge mitten auf der Stirn?«
    »Emerson!«
    »Ich hab nicht viel Vertrauen zu deinen Kontakten«, konterte ich und verschränkte die Arme ein wenig fester, wie um eine neuerliche Attacke unerwünschter »Hilfe« abzuwehren. »Hast du mal wieder die Werbeanzeigen auf den paranormalen Internetseiten studiert?«
    »Das hab ich höchstens ein-, zweimal gemacht.« Er versuchte, nicht zu grinsen. Ohne Erfolg.
    »Wo hast du den Neuen entdeckt?« Es war schwer, wütend zu bleiben, wenn er sich solche Mühe gab, mir zu helfen. »Sicher kommt er direkt aus dem Entzug.«
    »Er arbeitet für eine Organisation namens Hourglass. Der Gründer hat am parapsychologischen Seminar der Bennett Universität in Memphis gearbeitet.«
    »Das Seminar, das geschlossen wurde, weil es keiner finanzieren wollte? Na toll.«
    »Woher weißt du das denn schon wieder?«
    Ich warf ihm einen Blick zu, der in etwa ausdrückte: He, ich bin ein Teenager. Ich weiß, wie man sich im Internet informiert.
    »Hourglass ist eine sehr angesehene Organisation, glaub mir. Mein Ansprechpartner …«
    »Okay, okay … Wenn ich zu einem Treffen bereit bin, können wir das Thema wechseln?« Mit gespielter Unterwürfigkeit hielt ich die Hände hoch. Thomas hatte gewusst, dass er gewinnen würde. Er gewann immer.
    »Danke, Em. Ich habe es nur vorgeschlagen, weil ich dich liebe.« Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. »Ich hab dich wirklich sehr lieb.«
    »Ich weiß.« Er liebte mich wirklich. Und allen Uneinigkeiten zum Trotz erwiderte ich seine Liebe. Mit dem Ziel, weitere Gefühlsbekundungen zu vermeiden, erkundigte ich mich nach dem Verbleib meiner Schwägerin. »Wo ist deine Frau?«
    Thomas und Dru waren ein Renovierungstraumpaar. Sie hatten sich gesucht und gefunden, denn ihre Fähigkeiten ergänzten sich perfekt. Einmal konnte ich zusehen, wie Dru mit einem Vorschlaghammer auf eine Wand eindrosch, um die Umbauarbeiten in einem Gebäude zu beschleunigen. Als sie fertig war, sahen ihre Fingernägel immer noch perfekt aus.
    »Im Restaurant beim neuen Chefkoch. Er wollte mit ihr besprechen, welche Weine heute Abend serviert werden sollen.«
    »Da kann sie ihm bestimmt weiterhelfen.« Ihr Geschmack war unfehlbar.
    Der Klingelton von Thomas’ Handy gab mir die Chance zu entkommen. Ich warf die leere Wasserflasche in den Recyclingeimer. »Schon ganz schön spät. Muss noch unter die Dusche.«
    Als die Küchentür hinter mir ins Schloss fiel, roch ich frische Farbe. Dru hatte die Wände im vorderen Wohnzimmer vor Kurzem mit tiefrotem venezianischen Putz versehen. Die gemütlichen Ledersofas mit den sepiafarbenen Seidenkissen passten hervorragend zu dem Holzfußboden. Eine Wand war vollständig verglast; eine andere war mit Bücherregalen bedeckt, in denen gediegene Lederbände sowie zerlesene Taschenbücher standen. Ich strich über die Buchrücken und hätte es mir am liebsten mit einem der Schmöker gemütlich gemacht. Doch das ging heute Abend nicht. Thomas und Dru hatten das Gebäude der alten Telefongesellschaft zu einem schicken Restaurant umgebaut. Statt es, wie geplant, an einen Investor zu verkaufen, wollten sie es nun selbst behalten und führen. In ein paar Stunden sollte die große Eröffnung stattfinden.
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