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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1
Autoren: Myra McEntire
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Verkehrsschilder und Laternen laufen, weil sie vor lauter Bewunderung kein Bein mehr vors andere kriegen. Hätte sie nicht diesen boshaften Sinn für Humor und wäre sie nicht treuer als ein Bernhardiner, dann hätte ich sie wahrscheinlich schon aus Prinzip gehasst. Ich tastete nach der Halskette, die Dru zu dem Kleid vorgesehen hatte, und war sicher, dass ich sie bereits angelegt hatte.
    »Deine Kette liegt noch auf der Kommode«, sagte Lily, ohne den Blick von mir zu wenden. »Die Ohrringe sind in der Tüte auf dem Bett.«
    Ich stieß genervt ihre Hände weg. »Woher weißt du bloß immer, wo alle Sachen sind? Und kannst du denn wirklich nicht mitkommen? Vielleicht begegnest du dem Jungen deiner Träume.«
    »Auf der ganzen Welt gibt es keinen Jungen wie den aus meinen Träumen«, murmelte sie und starrte auf die Kommode, bevor sie sich wieder meinen widerspenstigen Haarsträhnen zuwandte. »Alle anderen sind der Mühe nicht wert.«
    »Selbst wenn es deinen Traumjungen geben würde, er hätte im Moment keine Chance, dir näher zu kommen. Sieh zu, dass du unter die Dusche kommst.« Ich verpasste ihr einen liebevollen Klaps auf den Hintern. »Sonst zieht dein Gestank noch in meine Sachen!«
    Lachend und mit übertriebenem Hüftschwung wackelte sie aus dem Zimmer. Bevor sie im Bad verschwand, steckte sie noch einmal den Kopf durch die Tür und schenkte mir ihr breitestes Haifischgrinsen. »Du siehst wirklich super aus. Brich dir in den Schuhen nicht die Beine.«
    Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, und nach ein paar Spritzern von meinem Lieblingsparfüm – ein leichter Fliederduft mit einem Hauch von Vanille – schnappte ich noch Handtasche und Schultertuch. Ich war schon fast zur Tür hinaus, als mir einfiel, besser den Regenschirm mitzunehmen. Er passte farblich nicht zu meinem Outfit. Mit ein bisschen Glück würde man mich gar nicht einlassen.



3. KAPITEL
    L eider hatte ich nicht so viel Glück.
    Als ich ins Restaurant kam, hielt Dru beide Daumen hoch, während mein Bruder einen anerkennenden Pfiff ausstieß. Nachdem ich erklärt hatte, warum ich allein gekommen war, ging ich brav zu den »wichtigen Leuten«, denen Thomas mich unbedingt vorstellen wollte. Ihre Gesichter verschwammen im Glanz unzähliger Pailletten, Perlen und Diamanten, mit denen sie auf jeder Oscar-Verleihung Furore gemacht hätten. Sobald ich mich davonstehlen konnte, versteckte ich mich hinter dem Jazztrio zwischen Wendeltreppe und Bar, nippte an einem Saftcocktail und versuchte, mich unsichtbar zu machen.
    Ohne groß nachzudenken, hatte ich meine Mörderschuhe abgestreift und betrachtete nun den ganzen Rummel.
    Ich war immer eher schüchtern gewesen, hatte mich aber nie komisch verhalten, bevor ich anfing, Visionen von Leuten aus der Vergangenheit zu sehen. Es ist wirklich ein merkwürdiges Gefühl, wenn man nicht weiß, ob die Person, mit der man gerade spricht, körperlich anwesend ist oder nicht. Nicht zu wissen, ob man bei der nächsten Halluzination einen psychotischen Zusammenbruch erleidet. Als die Visionen sich häuften, achtete ich darauf, ob eine der anwesenden Personen von den anderen ignoriert wurde, was ein Hinweis darauf war, dass diese Person nicht real war. Natürlich hatte ich am Ende oft Mitleid mit diesen Leuten und sprach trotzdem mit ihnen. Wobei ich mich natürlich vergewisserte, dass uns niemand beobachtete.
    Nur für den Fall.
    Vor langer Zeit hatte ich damit aufgehört, Leute, die ich sah, wie Ballons zerplatzen zu lassen. Wenn ich meine Hand in etwas hineinschob, das wie ein Mensch aussah, und nichts als Luft spürte, musste es sie genauso in den Wahnsinn treiben wie mich. Also ließ ich die Visionen nach Möglichkeit in Ruhe, es sei denn, ich musste durch sie hindurchgehen.
    Zumindest war am heutigen Abend bis jetzt alles normal. Ich hatte mich gerade ein wenig entspannt, als ich am anderen Ende des Raums bei den Türen zur hinteren Terrasse einen jungen Typen stehen sah. Seine breiten Schultern steckten in einem Smoking, der ihm hervorragend stand, was Pech für mich war. Während ich ihn abcheckte, ging ich meine übliche Liste durch, die mir dabei half herauszufinden, ob jemand lebendig war oder nicht. Punkt eins war der Stil der Kleidung. Abendgarderobe war viel schwieriger für mich als Straßenkleidung. Sie wurde aus gutem Grund als klassisch bezeichnet, und seine Kleidung war so klassisch, wie man es sich nur vorstellen konnte.
    Sein schwarzes Haar war recht lang – auch das half mir nicht
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