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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem
Autoren: Hubert Haensel
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über das Gläserne Schwert; ihre Finger verharrten auf den Symbolen.
    »Eine wertvolle Waffe«, stellte sie anerkennend fest. »Sie stammt vom Lichtboten?«
    »Ich erhielt sie in einem seiner Fixpunkte«, erwiderte Mythor ausweichend.
    »Du trugst Alton nicht bei dir, in jener Nacht… hüte es gut, denn du hast einmal erlebt, daß es der Schlüssel zu deinen Erinnerungen sein kann. Auch in Vanga finden sich die Zeichen wieder, in den Häusern des Regenbogendoms.«
    »Ich sah einige von ihnen. Was bedeuten sie?«
    Zahda machte eine Geste, die der Sohn des Kometen nicht verstand.
    »Manches steht in den geheimen Gesängen«, sagte die Zaubermutter. »Sie sind wie Wahrträume, in denen Zukunft und Vergangenheit bedeutungslos werden. So verkünden sie dein Kommen, Sohn des Kometen.
    Wenn die Winde von Ost und West, Nord und Süd sich vereinen und nur mehr eine Richtung kennen, dann ist es an der Zeit, Vanga und Gorgan wieder miteinander zu verbinden. - Du wirst den Hinweis erkennen und die Rolle, die dir darin zugedacht ist.«
    »Nur der Nabel der Welt kann damit gemeint sein. Aber wann soll es geschehen? Auch Caeryll könnte der Krieger gewesen sein, auf den Vanga wartet.«
    »Du irrst, Mythor, und gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen weiß ich, daß nur du der Mann bist, denn ich habe deine Spuren ein Jahr lang verfolgt - zum anderen besteht keineswegs Einhelligkeit unter den Zaubermüttern. Zaem zum Beispiel wird alles daransetzen, zu verhindern, daß unsere Welten jemals wieder eins werden. Sie mag ihre Gründe dafür haben wie ich die meinen habe, dir zu helfen.«
    »Sollte für euch alle nicht Fronjas Meinung gelten?«
    »Hier, nimm.« Zahda reichte Mythor das Gläserne Schwert zurück.
    »Du wirst mich zu Fronja führen?«
    Die Zaubermutter zögerte. Der Blick, mit dem sie Mythor bedachte, hatte in der Tat etwas Mütterliches an sich.
    »Ich weiß nicht, ob es gut für dich wäre«, sagte Zahda. »Allmählich beginne ich daran zu zweifeln.«
    »Was verschweigst du mir? Was ist mit Fronja geschehen - habt ihr sie womöglich schon…?« Er sprach seine Befürchtungen nicht aus, doch ein Zittern durchlief seinen Körper.
    »Der Ersten Frau wurde kein Leid angetan.«
    »Dann bringe mich zu ihr. Sofort.«
    »Du verkennst deine Bedeutung, Mythor, in einer Welt, die seit Menschengedenken von Frauen beherrscht wird. Hast du vor, mich zu töten, wenn ich dein Verlangen nicht erfülle?«
    Seine angespannte Haltung löste sich. Irritiert blickte er erst auf das Schwert in seiner Hand und dann auf Zahda. Schließlich stieß er Alton in die Scheide zurück.
    »Nein«, kam es tonlos über seine Lippen. »Das wäre gewiß keine Lösung in meinem Sinn.«
    Wieder lächelte die Zaubermutter.
    »Also höre mich an und entscheide dich, wenn du die Zusammenhänge kennst.«
    »Glaubst du, ich könnte Fronja jemals im Stich lassen?«
    Sie ging nicht darauf ein, sondern begann zu berichten:
    »Mehr tot als lebendig fand ich dich in der Totensee der Dämmerzone, in einer jener Nächte, in denen nur Hexen unterwegs sind, in denen sich kein Insulaner aufs Meer hinaus wagt. Mir war klar, daß das Gorgan-Tor dich ausgespien hatte, denn weit und breit fand sich kein Wrack eines Schiffes. Bereits das machte dich zu etwas Besonderem, denn es lag lange zurück, daß es Sterblichen gelang, unversehrt die Schattenzone zu durchqueren. Zuletzt war es Prinz Nigomir mit seiner Goldenen Galeere, der aus Gorgan zu uns kam. Er, der rastlose Wanderer, schien Wege zu kennen…«
    »Prinz Nigomir ist tot, sein Schiff liegt auf dem Grund der tiefsten See, wo die Nacht am schwärzesten ist.«
    »Ich weiß; du selbst sagtest es mir. Aus schäumender Gischt, in der du unweigerlich ertrunken wärst, holte ich dich empor in meinen Regenbogenballon. Deine Glieder waren steif von der Kälte des Wassers, deine Sinne weilten auf fernen Welten, die dir noch ein wenig Wärme boten, um den erlöschenden Lebensfunken für eine Weile zu erhalten. Dein Herz aber stockte vor Furcht und Entsetzen eingedenk dessen, was hinter dir lag.
    Lediglich das Vergessen war dein Schutz vor dem drohenden Wahnsinn; erinnern durftest du dich erst wieder, wenn das Gewesene verblaßt war, wenn es dir nur mehr wie ein böser Traum erschien.
    Ich wiegte dich in magischen Schlaf, auf daß ich deinen Geist anrufen und ihm seine Geheimnisse entlocken konnte. Als ich aber vernahm, daß Kräfte am Werk waren, die sich anschickten, die Große Barriere niederzurennen und von Vanga endlich Besitz
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