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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren
Autoren: Uwe Klausner
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Freund mit den Gedanken woanders, als höre er ihm überhaupt nicht zu.
    Als Varro geendet hatte, zuckte der Kaiser nicht einmal mit der Wimper, worauf der Anwalt, einmal mehr irritiert, die Welt nicht mehr verstand. Da versuchte er, dem Freund die Nachricht so schonend wie möglich beizubringen, machte sich alle nur möglichen Gedanken – und was geschah? Nichts. Das Mysterium namens Konstantin nahm die Nachricht ohne jede Regung auf. Mehr noch, es schien, als interessiere sie ihn nicht.
    Â»Und was wirst du jetzt tun?«, fragte Varro, als das Schweigen, mit dem der Kaiser seine Ausführungen quittierte, unerträglich wurde.
    Â»Nichts.«
    Varro fiel aus allen Wolken. »Nichts?«
    Â»Du hast richtig gehört, Gaius!«, stellte Konstantin mit Nachdruck fest. »Wie ich dich kenne, willst du bestimmt wissen, warum.«
    Â»Ich nehme an, du hast deine Gründe.«
    Â»Die habe ich – sei unbesorgt.« Die Hände auf dem Rücken, wandte sich der Kaiser um und richtete den Blick auf den Springbrunnen, dessen Mittelpunkt eine Personifikation der Fides darstellte. Wie um die Ironie komplett zu machen, wies die Skulptur große Ähnlichkeit mit der Kaiserin auf, wofür ihr Gatte, der beharrlich schwieg, jedoch keinen Blick zu haben schien. »Ich fürchte nur, du wirst sie nicht verstehen.«
    Â»Den Versuch wäre es wert, findest du nicht?«
    Â»Dann hör gut zu – und behalte es für dich.« Der Körper des Kaisers straffte sich. »Um es kurz zu machen: So ahnungslos, wie du vermutest, bin ich nicht. Gerüchte, dass Fausta mich hintergeht, gibt es nämlich schon lang. Ich muss gestehen, anfangs habe ich ihnen keinen Glauben geschenkt, aber dann, vor ein paar Tagen, habe ich mich entschlossen, den Oberhofmeister einzuschalten. Tiro ist – oder war – in der Wahl seiner Mittel zwar nicht zimperlich, aber im Fall meiner Frau waren seine Methoden von Erfolg gekrönt. Das bedeutet, die Kammerfrau der Kaiserin hat geredet. Zugegeben, Tiro musste ein wenig nachhelfen, aber wenigstens wusste ich dann Bescheid.«
    Â»Und du hast nichts unternommen?«
    Â»Du verstehst die Zusammenhänge nicht, Gaius.«
    Â»Doch, ich glaube schon. Dir geht es darum, einen Skandal zu vermeiden, hab ich recht? Man stelle sich vor: Die Kaiserin wird des Verrats bezichtigt – so etwas spricht sich hier schnell herum. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo dein Thronjubiläum ins Haus steht. Nicht auszudenken!«
    Â»Du bist ein kluger Mann, Varro. Aber du vergisst das Wesentliche.«
    Â»Und das wäre?«
    Â»Wer eine Dynastie gründen will, braucht zweierlei: die nötige Legitimation und – Kinder.«
    Â»Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen.«
    Â»Ganz einfach: Faustas Vater zählte zu den Männern, die unserem Staat wieder auf die Beine geholfen haben. Er war jemand, zu dem das Volk aufgeschaut hat, sowohl als Feldherr als auch als Kaiser.«
    Â»Aber das war dein Vater doch auch.«
    Â»Du verstehst nicht, was ich damit sagen will, Gaius. Vater hatte ihm viel zu verdanken. Und ich – tja, ich im Grunde genommen auch. Wäre Faustas Vater nicht gewesen, der sie mir zur Frau gab, hätte ich mich womöglich nicht im Sattel halten können. Ich hab diese Dirne gebraucht, Gaius, so merkwürdig dies auch klingen mag.«
    Â»Aber jetzt doch nicht mehr, oder?«
    Â»Doch, Gaius, mehr denn je.«
    Â»Nach allem, was vorgefallen ist?«, entrüstete sich der Advokat, unfähig, das Gehörte zu begreifen. »Eine Hochverräterin auf dem Thron – tut mir leid, da komme ich nicht mit.«
    Â»Sie hat Hochverrat begangen, da gebe ich dir recht.«
    Â»Aber du brauchst sie noch – zum Kindergebären.«
    Â»Wie gesagt, Gaius: Du bist ein kluger Mann. Warum trittst du eigentlich nicht in meine Dienste? Ich bin sicher, du würdest es weit bringen.«
    Varro senkte den Kopf und schwieg.
    Er hatte genug gehört. Genug, um jegliche Illusion zu verlieren.
    Der Kaiser schien es nicht zu bemerken. »Damit wir uns nicht falsch verstehen: Sie wird dafür bezahlen. Für alles, was sie mir angetan hat. Allein, momentan kann ich mir keine Skandale leisten. Das siehst du völlig richtig. Und ich brauche sie noch, wenngleich nur zu einem ganz bestimmten Zweck. Hat die Dirne erst ihren Zweck erfüllt, werde ich Vergeltung üben. Aber erst, wenn
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