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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren
Autoren: Uwe Klausner
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bin dein Freund. Wenn du willst, kannst du mich beim Vornamen nennen – wie damals, als wir beim Militär in Britannien waren.«
    Â»Aber das geht doch nicht. Du bist doch der …«
    Â»Natürlich bin ich der Kaiser – aber nicht für dich. Oder glaubst du, mir macht das Theater bei den Audienzen Spaß?« An der Ostseite des Säulengangs angelangt, blieb der Kaiser stehen. Das Unwetter war vorüber, und die Luft, welche durch die Gänge wehte, wirkte belebend auf ihn. Das Plätschern des Springbrunnens tat ein Übriges, die Düfte, unter anderem Liguster und Ginster, mit eingeschlossen. »Aber was sein muss, muss nun mal sein. Wir haben schwere Zeiten hinter uns, und ich fürchte, die Zukunft wird nicht viel leichter werden. Ob an der Donau, am Niederrhein oder am Euphrat – überall beginnt es zu kriseln. Und ich kann nicht überall gleichzeitig sein.« Der Kaiser holte tief Luft. »Das Imperium ist nicht mehr das, was es einmal war. Das weißt du so gut wie ich, Gaius. Wir müssen auf der Hut sein, uns mit Zähnen und Klauen wehren. Sonst kann es sein, dass die Barbaren die Oberhand gewinnen.«
    Â»Ich hoffe, das Volk sieht es genauso wie du.«
    Â»Das wird es – aber nur, wenn der Herrscher keine Schwäche zeigt. Was nützt es, wenn die Leute dich lieben, wie einen Vater verehren, mit Hochachtung über dich sprechen? Gar nichts, Gaius – nicht das Geringste! Um für das, was dem Reich bevorsteht, gewappnet zu sein, reichen Anerkennung und Respekt nicht aus. Die Leute müssen mich fürchten, mir gehorchen, mich wie einen Gott verehren. Sie müssen vor mir zittern! Nur so wird es mir gelingen, das Reich zusammenzuhalten. Oder hast du schon vergessen, was vor drei Jahren los gewesen ist? Sieben Thronprätendenten, und das zu einer Zeit, wo die Auseinandersetzung, vor der wir stehen, noch gar nicht begonnen hat! Wir müssen gewappnet sein, verstehst du, Gaius? Ein, zwei Generationen, und die Barbaren werden vor den Toren unserer Städte stehen. Darauf, mein Freund, müssen wir vorbereitet sein, einig, nicht zerstritten, entschlossen, nicht verzagt, zuversichtlich und ohne Furcht. Was nützt es, wenn jeder tut, was er will, dem Kaiser den schuldigen Gehorsam verweigert, die Regierung schmäht und nach Kräften hinters Licht zu führen versucht? Siehst du, Gaius – da kommst du ins Grübeln! Glaub mir, die Zeiten, in denen der Kaiser Erster unter Gleichen war, sind vorbei. Unwiderruflich vorbei. Wenn wir das Steuer nicht herumreißen, wird es uns teuer zu stehen kommen. Dann wird Rom untergehen. Und mit ihm die Dinge, die uns lieb und teuer sind. Dann wird es keinen Kaiser, keinen Senat, kein Treveris mehr geben, nur Chaos, Zügellosigkeit und Anarchie.«
    Â»Rom wird nicht untergehen, Konstantin. Es wird leben.«
    Â»Aber nur, wenn wir uns keine Blöße geben. Wenn wir bereit sind, unser Leben in den Dienst des Staates zu stellen.« Die Stirn in Falten, verschärfte der Kaiser den Ton. »Was, denkst du, ist der Grund, weshalb ich eingewilligt habe, die Christen gewähren zu lassen? Doch nicht etwa, weil sie mir so sympathisch sind. Oder weil ich mich mit dem Gedanken trage, ihren Glauben anzunehmen. So weit, mein Freund, ist es noch nicht. Wenngleich … Sei’s drum: Mein Ziel ist es, sie für meine Zwecke einzuspannen. Nur so können wir erreichen, dass sie nicht mehr abseitsstehen, dass sie – falls nötig – zur Waffe greifen. Unter uns, Gaius: Du hättest sehen sollen, wie sich die Nazarener an der Milvischen Brücke auf den Feind gestürzt haben – und das alles nur wegen eines lächerlichen Kreuzes auf dem Schild.«
    Â»Heißt das«, tastete sich Varro mit der gebotenen Vorsicht vor, »heißt das, jenes Wunder, von dem alle Welt spricht, hat es in Wirklichkeit nicht gegeben?«
    Der Kaiser brach in schallendes Gelächter aus: »Nette Idee, was? Hätte glatt von mir stammen können. Ein Kreuz am Himmel, und das am Vorabend der Schlacht – darauf muss man erst mal kommen, oder?«
    Â»Und wer, mit Verlaub, hat sich die Geschichte ausgedacht?«
    Â»Einer meiner Höflinge, Gaius. Wer, tut nichts zur Sache. Wichtig war allein der Effekt, und der konnte sich wahrhaft sehen lassen.« Der Kaiser räusperte sich und fuhr fort: »Du verstehst, auf was ich hinaus will, Gaius? Jeder, auch
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