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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter
Autoren: Arne Sjöberg
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Katastrophe kommen sollte, als sie uns schon be troffen hatte, dann war das Meer der günstigste Landeplatz für die ALGOL und bot gleichzeitig die größte Sicherheit sowohl für das Schiff als auch für uns.
    Ich stand immer noch dort vor der Station und schaute über die melancholisch-eintönige Landschaft hin. Blaugrüne und blau violette Töne – das waren die beherrschenden Farben dieses Planeten. Üppig wuchernde Moose, die den Boden von der Sta tion bis hinüber zu dem unfruchtbaren Dünenstreifen an der Küste nahezu lückenlos bedeckten, schimmerten samtig-bläulich, und nach rechts hin, bis an die Geröllzungen der ersten Berg ketten heran, standen Farne, niedrige Büsche und seltsam verkrüppelt anmutende, kümmerliche Bäume, deren Blattwerk in reinstem Violett erstrahlte. Sogar der Sand am Meer schien blaugrün zu funkeln.
    Ich kniff die Augen zusammen und schaute hinauf zu der großen Scheibe der Spica, die nahezu im Zenit stand. Hoher Mittag war es auf Tantalus. Die gewaltige Sonne da oben strahlte in grellem, blendendem Weißblau. Gigantische Energien wurden dort frei, beinahe unvorstellbar hohe Temperaturen. Siebenundzwanzigtausend Grad Kelvin hatten sie von Bord aus berechnet. Unsere Sonne dagegen, gute fünfundsechzig Parsek von hier entfernt, brachte es lediglich auf bescheidene fünftau- sendsiebenhundertfünfundachtzig Grad.
    Vier Mann hatten wir verloren, hier, in einer Welt, in der es nichts zu geben schien außer Pflanzen, niederen Fischen, Einzel lern, Bakterien und Viren. Und natürlich diesen Obelisken da oben in den Bergen, den wir uns noch nicht einmal näher angeschaut hatten.
    Warum rühren sie sich nicht? dachte ich dann. Warum rühren sie sich nur so, daß sie uns die Männer wegnehmen und uns einzumauern versuchen? Und ich dachte: Warum lediglich dieser Obelisk? Warum nichts weiter auf diesem riesigen Pla neten? Sie müssen doch eine unglaublich hoch entwickelte Kultur besitzen! Das muß doch zu mehr reichen als nur zu Kidnapping und Einmauern!
    Ich dachte wirklich: Kidnapping! Ich weiß nicht, aber selbst damals, noch unter der ganzen Gewalt des ersten Eindrucks stehend, vermochte ich nicht daran zu glauben, daß unsere vier Gefährten tot oder auch nur sonstwie unwiederbringlich verloren sein sollten. Es war viel zu seltsam zugegangen dabei. Und es lag auch außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit, daß eine Kultur, wie sie die Tantaliden notwendigerweise hervorgebracht haben mußten, keine anderen Mittel gegenüber einer fremden Zivilisation einzusetzen wußte als die des Vernichtens.
    Und ich dachte wieder: Wo sind sie wirklich? Wo sind ihre Städte, ihre Straßen, ihre Kommunikationsmittel? Sie müssen doch so etwas haben wie Radio, Telegraph oder Fernsehen! Wo sind ihre Produktionsstätten? Ihre Parks und Sportzen tren? Wo sind ihre Kinder?
    Ich wußte plötzlich, daß wir endlich zu diesem Obelisken hin mußten, und mir war dann auch klar, warum. Ich würde es Parthus gegenüber durchsetzen und, wenn es nötig werden sollte, auch gegenüber Castor, unserem Ersten Navigator, der an Bord der ALGOL geblieben war. Und ich würde dies tun trotz meiner etwas sonderbaren Stellung innerhalb der Mann schaft, oder vielleicht gerade darum.

II
    Hinter mir sagte jemand: „Sie möchten bitte reinkommen, Stenström. Der Chef will eine Krisenbesprechung machen. Ca- stor wird sich über Video dazuschalten.“
    Es war Nordin, unser Bioniker. Ich erkannte ihn an der Stimme, auch ohne mich umzudrehen. Ich schwieg und nahm nur zögernd den Blick von der Landschaft fort.
    „Das nützt wenig, wenn Sie sich hier die schöne blaue Um welt betrachten“, sprach Nordin weiter. „Nehmen Sie nun teil oder nicht?“
    „Was soll ich dabei?“ Ich wandte mich ihm langsam zu. Nordin war ein Raumfahrer wie aus dem Bilderbuch: einsneunzig groß, so flammend blond wie Spica, wenn sie noch ein paar tausend Grad zugelegt hätte, und in den Schultern so breit, als könne er bei Bedarf allein einen Steiggleiter von einer Rampe zur anderen tragen. Die Lamellenverschlüsse der schwarzen Einsatzkombination hatte er an Hals und Handgelenken nachlässig halb geöffnet. Er war einer von denen, die es immer zu warm fanden.
    „Was Sie dabei sollen?“ Er war eher erstaunt als verärgert. „Wer hat denn die geniale Idee mit Virgo gehabt? Das waren Sie doch, oder?“
    Ja, ich war’s gewesen, da hatte er nun recht. Ich schaute ihn verdrossen und wohl auch ein wenig bekümmert an. Ich war der einzige, den sie hier mit Sie
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