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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter
Autoren: Arne Sjöberg
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schien.
    „Das Ding da ist schon wieder ein wenig in die Höhe ge kommen“, sagte ich.
    Nordin verschwendete keinen Blick daran. „Haben Sie etwas anderes erwartet?“ fragte er nur. Er wirkte jetzt bloß noch ver drossen. „Kommen Sie schon. Die da drinnen warten.“
    Parthus hatte die Gruppe im seismischen Kontrollraum ver sammelt, der seit dem Verschwinden Wagners, unseres Geolo gen, nur noch Gossel allein als Arbeitsplatz diente. Gossel war Planetologe.
    Da saßen die Männer nun im lockeren Rund beieinander, und von der Wand her flimmerte der noch leere Bildschirm des Videoempfängers. Auf einem guten Dutzend Kontrollgeräten zitterten die schlanken Nadeln hin und her. Die Apparaturen standen auf Leichtrohrtischen, die ziemlich provisorisch im Hintergrund des Zimmers zusammengeschoben waren. In halber Mannshöhe lief ein dickes Kabelbündel an der Wand ent lang und nach draußen. Über das Sichtfeld eines Oszillogra phen huschte mit nervtötender Regelmäßigkeit ein grünlich schillernder Nullpunkt von links nach rechts.
    Ich wußte, daß Gossel und Wagner gleich in den ersten Tagen nach der Landung eine Reihe seismischer Kontrollpunkte rings um die Station und in sehr unterschiedlicher Entfernung von ihr aufgebaut hatten. Die meisten davon übermittelten ihre Meßwerte auf dem Funkweg, aber einige von ihnen hatten auch direkte Kabelverbindung mit dem Raum hier. Und das war auch eine der unbegreiflichen Tatsachen, vor denen wir rätselnd standen: Als der Wall emporzuwachsen begonnen hatte, schloß er eben diese Kabel einfach in sich ein, ohne sie dabei auch nur einen Millimeter aus ihrer ursprünglichen Lage zu verschieben. Die Leitungen liefen nun praktisch durch den Wall hindurch, standen unter Leistung und lieferten nach wie vor ihre Werte.
    Bevor Wagner verschollen war, hatte er mir einmal erklärt, daß Tantalus offenbar ein noch sehr unruhiger Planet sei. Minibeben unterschiedlicher Stärke schienen ständig seine Kruste zu erschüttern, und vor allem zur Bergregion hin, wo ja der Vulkanismus ganz offen zutage trat, schien die Rinde besorgniserregenden inneren Spannungen ausgesetzt zu sein. Und so tanzten nun die Zeiger vor den Skalen der Apparaturen und schienen mir wie ein geheimnisvolles, lautloses Abbild der in neren Friedlosigkeit dieses riesigen Balles von Materie, auf dem wir saßen und der mit endlosem, atemlosem Schwung um seine Sonne herumraste, von einer Ewigkeit zur anderen.
    Ich schaute mir die Männer an, mit denen ich für die Zeit unseres Aufenthaltes hier auf Gedeih und Verderb verbunden war. Nordin saß gleich links von mir und hatte jetzt eine kalte Zigarre zwischen den Lippen. Er schien immer nur noch mürrischer zu werden. Rechts drüben kippelte Bergander auf seinem Stuhl. Er war unser Mechano-Elektroniker und Mädchen für alles. Er wirkte nicht so hünenhaft wie Nordin, der überhaupt der Größte von allen war, aber mickrig hätte man ihn nun auch wieder nicht nennen können. Das kastanienbraune Haar hing ihm in einer verwegenen Locke in die Stirn. Sein Gesicht war schmal und seine dunklen Augen sehr entschlossen. Da neben hockte Ekenberg. Er war ebenfalls dunkelhaarig, doch auch sein Teint wirkte bräunlich, die Haut direkt ledrig. Unge klärte Probleme konnte er ganz und gar nicht ertragen. Er war wohl derjenige, dem die Vorgänge auf Tantalus am meisten zu schaffen machten. Manchmal dachte ich, daß man ihn gar nicht hätte mitnehmen dürfen. Er sah einfach deprimiert aus. Er war Astro-Physiker und Mathematiker. Die Lochkarten des Rechenzentrums auf der ALGOL waren wohl eher seine Welt als der Plasmabrenner, mit dem er vorhin in stummer Verbis senheit an dem Wall draußen gearbeitet hatte.
    Ganz vorn saß Parthus. Er war ein energischer Mann unbe stimmbaren Alters und vielleicht der einzige auf der ALGOL, der mir ein wenig Sympathie entgegenzubringen schien. Sein Gesicht wirkte sehr nackt, die wenigen Haare, die er noch auf dem Schädel trug, waren schlohweiß, und er war nur um ein geringes schmaler in den Schultern als Nordin.
    Dann waren noch Gossel und Plecha da. Gossel war unter setzt und schien die Ruhe selbst zu sein. Er war blond, und das gleiche Blond sproßte ihm auch üppig auf den Handrücken, den Armen selbst, den Beinen und der nackten Brust. Ein biß chen wie ein Gorilla wirkte er dort auf seinem Hocker. Er scherte sich den Teufel um alle Vorschriften und lief in der Station nie anders herum als in Sandalen und knapp sitzenden Sporthosen. Plecha war unser
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