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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman
Autoren: Deborah Crombie
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Festnahme und so weiter. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
    »Nein, das tust du nicht«, entgegnete Doug schroffer als beabsichtigt. Er konnte ihr nicht sagen, wie sehr er sich schämte, wenn er daran dachte, wie er dagestanden hatte, stocksteif wie eine Vogelscheuche, während Ross Abbott mit seiner Pistole herumgefuchtelt hatte. Er hätte derjenige sein sollen, der sich auf Abbott stürzte, und stattdessen hatte er zugelassen, dass sein Chef sein Leben riskierte.
    Der Gedanke war unerträglich.
    »Tut mir leid«, sagte er wieder. »Cheers.« Er kippte sein halbes Glas hinunter und prustete dann, als die Kohlensäure ihm in die Nase stieg.
    »Immer langsam mit dem Zeug.« Melody lächelte, doch er spürte, dass sie ein wenig besorgt war. »Weißt du was? Die Kisten können warten. Schauen wir uns lieber den Garten an. Und dann, Sergeant Cullen, schulden Sie mir noch einen ungestörten Lunch, mit einem Eton Mess als Dessert. Wir können Sockenaffen machen.«
    »Sockenaffen?« Er sah sie an, als habe sie vollkommen den Verstand verloren. War das etwa irgendeine abgefahrene Anmache?
    »Im Jolly Gardeners«, erklärte Melody. »Ich habe den Aushang gesehen, als wir neulich dort waren. Man kann während des Sonntagslunchs Sockenpuppen basteln. Die Socken bekommt man sogar gestellt.« Sie leerte ihr Glas, und ihre Wangen begannen rosig zu glühen. »Na los, wo bleibt dein Sinn für Abenteuer, Dougie?«
    Ja, wo? Doug hatte das Gefühl, dass sein Leben plötzlich eine völlig überraschende, surreale Wendung genommen hatte. Andererseits – was hatte er zu verlieren?
    »Okay«, sagte er. »Die Kisten können warten. Sockenaffen. Warum eigentlich nicht?«
    Freddie hatte den Dreck und das Blut vom Boden des Cottage aufgewischt. Nachdem die Gewitter von gestern Abend abgezogen waren und erfrischend klare, reine Luft zurückgelassen hatten, lüftete er das Haus gründlich durch und drehte die Heizung auf, um die klamme Kälte zu vertreiben, die sich seit Beccas Tod in den Mauern festgesetzt zu haben schien.
    Er putzte und räumte auf, und als er ein Foto fand, das mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich lag, hob er es auf und betrachtete es lange, um es dann in einer Schublade verschwinden zu lassen. Er wollte nicht mehr an Ross Abbott denken, jedenfalls nicht bis zum Beginn des Prozesses.
    Gestern Abend hatte er Rache genommen, schnell und gnadenlos. Es war ein gutes Gefühl gewesen, und er empfand keine Reue.
    Er hatte alle ehemaligen Kommilitonen aus Oxford angerufen, die damals mit ihm im Blue Boat gesessen hatten, und ihnen erzählt, was Ross damals vor dem Boat Race getan hatte. Das würde genügen. Ross’ Karriere würde vielleicht sogar einen Mordprozess überleben, doch die Mundpropaganda in Rudererkreisen würde seinen Ruf unwiederbringlich ruinieren.
    Es war zwar allenfalls eine symbolische Vergeltung für Beccas Tod, doch es schien nur angemessen, dass Ross Abbott das verlieren würde, was ihm am allerwichtigsten war.
    Freddie jedoch war sich überhaupt nicht mehr sicher, was ihm wichtig war. Während er sich im Cottage umsah, wurde ihm bewusst, dass er dieses Häuschen liebte, dass er sich hier zu Hause fühlte, wie er es in der Malthouse-Wohnung nie getan hatte. Sobald die juristischen Kriterien erfüllt waren, könnte er die Wohnung verkaufen und wieder ins Cottage ziehen. Vielleicht könnte er ja mit den Möbeln aus dem Malthouse zur Guy Fawkes Night ein Freudenfeuer entfachen, dachte er und grinste schief.
    Würde es ihm etwas ausmachen, dieses Haus mit Beccas Geist zu teilen? Während er reglos in dem stillen Zimmer stand, wurde ihm bewusst, dass sie einander trotz all ihrer Fehler und Schwächen geliebt hatten. Und auf eine ganz sonderbare, bittersüße Weise vermochte dieser Gedanke seine Trauer zu lindern. Nein, es würde ihm nichts ausmachen, hier zu wohnen.
    Aber wenngleich er dank Beccas Großzügigkeit finanziell wieder Boden unter den Füßen hatte, musste er feststellen, dass er jegliches Interesse an Immobiliengeschäften verloren hatte oder daran, sich in Kreisen zu bewegen, wo nichts, was man vorweisen konnte, jemals gut genug war.
    Was dann? Er hatte nie etwas anderes getan, als Leute dazu zu überreden, ihr Geld in dieses oder jenes Projekt zu investieren. Er besaß keinerlei praktische oder nützliche Talente.
    Durch das offene Fenster hörte er das Geräusch von Autoreifen auf Asphalt. Er schaute hinaus und sah einen verbeulten Land Rover vor dem Cottage halten.
    Es war Kierans
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