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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman
Autoren: Deborah Crombie
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verschwand hinter der Fassade des besonnenen, glaubhaften und zutiefst gekränkten City-Bankers. Aber die Berechnung in Abbotts Augen ließ sich nicht verbergen, und nachdem sein etwas zerstreut wirkender Anwalt endlich eingetroffen war, tischte Abbott ihnen eine Geschichte auf, die zwar nicht wahr, aber doch meisterhaft erfunden war.
    Er erzählte, wie er sich große Sorgen um seinen trauernden Freund gemacht habe, nachdem Freddie sich bei ihrem Treffen im Red Lion am frühen Nachmittag so irrational verhalten habe. Da er Freddie in dessen Wohnung nicht angetroffen habe, sei er zum Cottage gefahren, um nach ihm zu suchen.
    Als er dann das fremde Auto vor dem Cottage gesehen und entdeckt habe, dass die Haustür nicht richtig geschlossen war, habe er sofort an einen Einbrecher gedacht und sich verpflichtet gefühlt nachzusehen. Daraufhin sei er von Kieran und dessen wild gewordenem Hund bedroht worden und habe sich zu verteidigen versucht.
    Was die Pistole betraf, so behauptete er, sie aus der Schublade von Rebecca Meredith’ Anrichte gezogen zu haben, als er nach irgendeinem Gegenstand suchte, mit dem er sich gegen den Irren mit seinem Hund zur Wehr setzen konnte.
    »Und dann sind Sie mit Ihrem Kollegen« – er sah Kincaid und Doug dabei scharf an – »hereingeplatzt und haben es versäumt, sich als Polizeibeamte zu identifizieren. Ich dachte, Sie gehörten zu der Bande.«
    »Bande?«, echote Kincaid. Er sah auf seine inzwischen wirklich nicht mehr sehr präsentablen Samstagsklamotten hinunter – schlammbespritzte Baumwollhose, durchnässtes Button-Down-Hemd und Pullover – und dachte wehmütig an seine ebenfalls klatschnasse Lederjacke, die zum Trocknen in einem Vorraum hing. Und Doug, dessen Brille von dem Handgemenge mit Abbott einen verbogenen Bügel hatte, und dessen inzwischen getrocknetes blondes Haar in alle Richtungen abstand wie bei einem Schuljungen, der gerade aus dem Bett gekrochen ist, passte noch weit weniger ins Bild. » Bande «, wiederholte er noch einmal und zog die Augenbrauen bis zum Anschlag hoch. Wenn Abbott dramatisieren konnte, dann konnte Kincaid es dreimal. Nicht einmal Abbotts Anwalt vermochte sich ein Grinsen zu verkneifen.
    »Ich glaube, Sie müssen mal Ihre Augen untersuchen lassen, Mr. Abbott«, fuhr Kincaid fort. Sie hatten sich in der Tat nicht ausdrücklich als Polizisten identifiziert, sodass er diesen Punkt vorläufig lieber auf sich beruhen ließ.
    »Was die Pistole betrifft, so hat Ihre Frau der Polizei bereits mitgeteilt, dass es sich um ihre eigene, illegal erworbene Schusswaffe handelt, die von Ihnen ohne ihr Wissen aus dem Haus entfernt wurde. Für mich ist das ein klares Indiz für Vorsatz.«
    Für das Tonband hatte er sodann wiederholt, was sie über Rebecca Meredith’ Besuch bei den Abbotts am vergangenen Samstag wussten, und über die Hintergründe des Mordplans, den Abbott daraufhin gefasst hatte.
    »Blödsinn«, sagte Abbott. »Absoluter Blödsinn. Und Sie können nichts davon beweisen.«
    »Oh, ich denke, das können wir sehr wohl. Wir haben Ihren Wagen beschlagnahmt, und ein Team von der Spurensicherung hat Ihre Kleider aus Ihrem Haus sichergestellt. Ich weiß, Sie halten sich für sehr clever, Mr. Abbott, aber es wird mit Sicherheit Spuren geben, die Sie übersehen haben, und Sie müssten auch am Tatort Faserspuren hinterlassen haben. Ganz zu schweigen davon, dass Kieran Connolly Sie als den Mann identifizieren wird, den er auf der Lauer liegen sah, genau an der Stelle, an der Rebecca Meredith ermordet wurde.
    Und was die Vorkommnisse in dem Cottage in Remenham betrifft, da gibt es vier sehr glaubwürdige Zeugen, die bereitwillig über Ihre Taten und Ihre Absichten Auskunft geben werden.«
    Dabei klang er allerdings überzeugter, als er es tatsächlich war. Für einen guten Strafverteidiger waren forensische Spuren kein Problem, außer wenn es sich um DNS handelte – DNS überzeugte die Geschworenen immer –, und von Gemma hatte er gehört, dass Chris Abbott bereits alles bestritt, was sie zu Gemma und Melody gesagt hatte, auch den Waffenbesitz.
    Es würde viel Zeit und Mühe kosten, die Anklage gegen Abbott so vorzubereiten, dass sie Aussicht auf Erfolg hatte, aber wenigstens konnte der Mann vorläufig keinen Schaden mehr anrichten.
    Die Sanitäter, die zusammen mit den Polizisten am Cottage eingetroffen waren, hatten sich gewundert, dass es ein vierbeiniger und kein zweibeiniger Patient war, der sie erwartete, doch es waren Kollegen von Tavie, und
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