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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE
Autoren: Jack Vance
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zweifellos recht«, pflichtete Guyal ihm bei.
    »Aber wie läßt es sich bewerkstelligen? Blikdak wird eine Untersuchung nie zulassen.«
    »Nein, gewiß nicht. Wir müssen List anwenden, uns etwas einfallen lassen…«
    »Die Geister – sind sie nicht Bestandteil der Substanz des Dämons?«
    »In der Tat!«
    »Können sie nicht irgendwie gefangen werden?«
    »Selbstredend! In einem Lichtkäfig, den ich durch Gedankenkraft hervorrufen kann. Ja, wir brauchen einen Geist.« Kerlin hob den Kopf. »Stab! Einen Geist! Schaff einen Geist herbei!«
    Ein Augenblick verging. Kerlin drückte einen Finger an die Lippen. Ein leises Kratzen war an der Tür zu vernehmen und ein jämmerliches Wimmern. »Öffnet!« meldete sich eine bebende, schluchzende Stimme, »öffnet und überlaßt Blikdak die jugendlichen Geschöpfe. Seine Wache langweilt ihn. Er begehrt Ablenkung. Also schickt ihm die beiden, damit er sich an ihnen ergötze.«
    Kerlin erhob sich mühsam. »Es ist vollbracht!« Noch weinerlicher klang die Stimme hinter der Tür. »Ich bin gefangen – von blendender Helligkeit eingehüllt!«
    »Jetzt werden wir es ergründen!« freute sich Guyal. »Was den Geist aufzulösen vermag, wird auch Blikdak vernichten.«
    »Wie wahr!« pflichtete ihm Kerlin bei.
    »Warum nicht Licht?« schlug Shierl vor. »Licht zerfetzt den Geist wie ein Windstoß Nebelschwaden.«
    »Aber nur ihrer Schleierform wegen. Blikdak selbst ist von fester Substanz, und in seiner Dämonenwelt, mit der er sich auch in der Wand umgibt, können ihm selbst die grellsten Strahlen nichts anhaben.«
    Nachdenklich blickte Kerlin vor sich hin. Nach einer kurzen Weile deutete er auf die Tür. »Wir wollen uns zum Erscheinungsentwickler begeben, dort werden wir den Geist zu Makrodimensionen vergrößern, bis wir seine Grundstoffe erforscht haben. Guyal von Sfere, Ihr müßt mich stützen, meine Glieder sind wie Wachs.«
    An Guyals Arm schleppte er sich in die Museumshalle, dicht gefolgt von Shierl. Der Geist winselte in seinem Käfig und suchte vergeblich nach einem dunklen Fleckchen, durch das seine Schleiersubstanz sickern könnte.
    Kerlin beachtete ihn nicht. Er humpelte schwerfällig durch die Halle, und der Lichterkäfig mit dem gefangenen Geist schwebte hinterher.
    »Öffnet die große Tür!« krächzte Kerlin mit brüchiger Stimme. »Die große Tür zum Speicher der Erkenntnis!«
    Shierl rannte voraus und drückte mit aller Kraft gegen die schweren Flügel. Sie sprangen auf und gaben eine riesige dunkle Halle frei, in der sich das goldene Leuchten des Museums verlor.
    »Ruft nach Licht«, befahl Kerlin.
    »Licht!« rief Guyal. »Licht, herbei, herbei!«
    Helligkeit erfüllte die riesige Halle, die so groß war, daß die Säulen links und rechts sich wie dünne Stecken in der Ferne verloren. Ein Mann würde erschöpft zusammenbrechen, wollte er von einem zum anderen Ende laufen. In regelmäßigen Abständen befanden sich hier Reihe um Reihe der schwarzen Behälter mit Kupferbeschlägen, wie Guyal und Shierl sie beim Betreten des unterirdischen Raums bemerkt hatten, über jedem schwebten, ohne sichtbare Halterung, fünf ähnliche Behälter in strenger Symmetrie.
    »Was ist das?« fragte Guyal staunend.
    »Ich wünschte, mein armes Gehirn wüßte nur ein Hundertstel dessen, was die Bänke hier speichern«, keuchte Kerlin. »Sie sind unvorstellbar gewaltige Gehirne, vollgepfropft mit allem Wissen, allen Erfahrungen, allen Errungenschaften, allem, was die Menschheit je niedergelegt hat. Hier sind längstvergessene Erkenntnisse früher und später Zeit zu finden, wundersame Berichte, die Geschichte von zehn Millionen Städten, der Urbeginn aller Zeit und das vorhersehbare Ende, der Grund menschlicher Existenz und der Grund für den Grund. Tag für Tag habe ich hier gewerkt und mich geplagt, und doch habe ich nicht viel mehr erreicht als eine Synopse oberflächlichster Art – ein Überblick über ein weites und mannigfaltiges Gebiet.«
    »Ist das Wissen, Blikdak zu zerstören, denn nicht hier enthalten?« fragte Shierl.
    »Das ist es! Das ist es! Unsere Aufgabe ist lediglich, an diese Information zu gelangen. Doch unter welcher Rubrik finden wir sie? Unter Dämonenwelten? Beseitigung und Tötung?
    Abwendung und Vertreibung von Übel? Die Geschichte von Granvilunde (dort wurde eine solche Wesenheit verbannt)?
    Anziehende und abstoßende Hyperordonetten? Therapie für Halluzinatoren und Geistbessene? Verhaltensvorschläge in Zeiten der Gefahr? Oder vielleicht im
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