Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
mit einem gezwungenen Schnauben in der Stimme. Das Funkeln in seinen Augen zeigte, daß ihn das Eintreffen des Barons in Wirklichkeit amüsierte.
    »Werdet Ihr ihn töten?«
    MacBain dachte eine Weile über die Frage nach, bevor er antwortete: »Wahrscheinlich.« Seine Stimme klang absichtlich überheblich.
    Calum lachte. »Baron Nicholas ist wirklich mutig, hierherzukommen.«
    »Nicht mutig«, stellte MacBain richtig. »Dumm.«
    »Er ist in Eurem Plaid richtig hübsch anzusehen, wie er den letzten Hügel hinaufkommt, MacBain«, verkündete Keith, der älteste der Maclaurin-Krieger, soeben lautstark, als er eintrat.
    »Soll ich ihn hereinholen?« fragte Calum.
    »Rein?« schnaubte Keith. »Wir sind mehr draußen als drinnen, Calum. Das Dach ist vom Feuer weggebrannt, und nur noch drei von vier Mauern stehen. Ich würde sagen, wir sind schon draußen.«
    »Das waren die Engländer«, erinnerte Calum seinen Clansherrn. »Nicholas …«
    »Er hat uns geholfen, das Maclaurin-Land von den Abtrünnigen zu befreien«, gab MacBain zurück. »Er hat keine Schuld an der Zerstörung.«
    »Er ist immer noch Engländer.«
    »Das habe ich nicht vergessen.« Er löste sich von der Feuerstelle, an der er gelehnt hatte, murmelte einen Fluch, als ein Holzscheit knisternd auf den Boden flog, und ging dann nach draußen. Calum und Keith schlossen sich sofort an. Am Fuß der Treppe nahmen sie ihre Position an beiden Seiten ihres Anführers ein.
    MacBain überragte seine Soldaten. Er war ein Riese von einem Mann mit finsterem Aussehen und Temperament, schwarzbraunem Haar und grauen Augen. Er wirkte niederträchtig. Selbst seine Haltung, wie er dort mit gespreizten Beinen, über der Brust gekreuzten Armen und einer düsteren Miene stand, war kriegerisch.
    Baron Nicholas entdeckte den Clansherrn, sobald er über den Kamm des Hügels gelangt war. MacBain sah ziemlich wütend aus. Nicholas mußte sich selbst daran erinnern, daß das seine übliche Haltung war. Dennoch war der finstere Gesichtsausdruck intensiv genug, daß Nicholas sein Ansinnen unwillkürlich überdachte. »Ich muß verrückt sein«, murmelte er vor sich hin. Er holte tief Atem, dann stieß er einen schrillen Begrüßungspfiff aus. Er setzte ein bemühtes Lächeln auf und reckte die Faust zum Gruß in die Höhe.
    MacBain war wenig beeindruckt. Er wartete, bis Nicholas den rechteckigen Vorplatz erreicht hatte, dann hob er seine Hand als stummes Signal, anzuhalten.
    »Ich dachte, ich habe mich verdammt klar ausgedrückt, Baron. Ich sagte, ich will Euch hier nicht mehr sehen.«
    »Aye, das habt Ihr mir gesagt«, stimmte Nicholas zu. »Ich kann mich erinnern.«
    »Erinnert Ihr Euch auch, daß ich drohte, Euch umzubringen, wenn Ihr noch einmal Euren Fuß auf mein Land setzt?«
    Nicholas nickte. »Mein Gedächtnis speichert auch Einzelheiten, MacBain. Ich kann mich auch an diese Drohung erinnern.«
    »Könnte man Euer Erscheinen dann als offene Herausforderung bezeichnen?«
    »Das könnte man daraus schließen«, antwortete Nicholas mit einem lässigen Schulterzucken.
    Das Lächeln auf dem Gesicht des Barons verwirrte MacBain über alle Maßen. Glaubte Nicholas, sie würden eine Art Spielchen spielen? War er so naiv?
    MacBain stieß einen langen Seufzer aus. »Legt mein Plaid ab, Nicholas.«
    »Warum?«
    »Ich möchte Euer Blut nicht darauf haben.«
    Seine Stimme bebte vor Zorn. Nicholas hoffte inständig, daß es nur Getue war. Er hielt sich für mindestens genauso stark und ausdauernd wie der Clansherr, und er war bestimmt genauso groß wie MacBain. Dennoch wollte er nicht mit dem Mann kämpfen. Wenn er den Clansherrn tötete, wäre sein Plan hinfällig. Und wenn der Clansherr ihn tötete, würde dieser niemals von dem Plan erfahren. Im übrigen war MacBain im Kampf viel flinker und geschickter. Zumal er auch nicht fair kämpfte, ein Zug, den Nicholas entschieden beeindruckend fand.
    »Aye, es ist Euer Plaid«, rief er dem Barbaren zu, »doch das Land, MacBain, das Land gehört nun meiner Schwester.«
    MacBains Stirnfalten vertieften sich. Er hörte diese Tatsache überhaupt nicht gerne. Sein Schwert aus der Scheide ziehend, trat er einen Schritt nach vorn.
    »Verdammt«, murmelte Nicholas, als er sein Bein über den Rücken seines Hengstes schwang und absaß. »Mit Euch ist nichts einfach, nicht wahr, MacBain?«
    Er erwartete keine Antwort und bekam auch keine. Er zog das Plaid von seiner Schulter, wo es wie ein Banner drapiert gewesen war, und legte es über den Sattel seines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher