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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
Autoren: Jochen Hellbeck
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zum Don begonnen.
    Pausenloser Beschuss. Am Donsteilufer Russen. Sie sind deutlich zu sehen. Ständig hört man Geschosse detonieren. Am Abend die Stellung verlassen. Die Nacht auf der gefrorenen eisigen Erde verbracht.
    25. November – Haben die Einheit verloren. Bomben, Flieger, Artillerie.
    27. November – Eiliger Rückmarsch auf Sand. Sind eingeschlossen, sehr kalt. Bin ganz starr. Wir werden beschossen.
    28. November – Im Dunkeln saßen alle auf, wir bereiteten uns auf die Abfahrt vor. Ich und auch 8 von meinen Leuten. Wohin, weiß niemand.
    29. November – Stehen auf der Landstraße, wissen nicht weiter. Bin furchtbar hungrig. In den letzten Tagen gab es kaum etwas zu essen. Wie geht es weiter? Obwohl andere Einheiten in der Nähe Essen kochten, bekam ich keinen Löffel Suppe. Fuhren weiter. Hielten in einer Schlucht an. Suchten nach unserer Kompanie. Im nahen Dörfchen großes Durcheinander: Rumänen, Russen, Deutsche. Haben nach langer Suche unsere Kompanie gefunden.
    30. November – Kamen am frühen Morgen zu unserem Zug. Grub mich in die kalte Erde ein. Tag und Nacht erbitterte Kämpfe. Gegen Abend brachen russische Panzer durch, wir mussten uns verteidigen. Luftangriff und Granatenbeschuss. Ich hatte 36 Stunden nichts mehr gegessen. Jetzt erhielt ich 1/8 Brot, 1/16 Konservendose, mehrere Löffel Erbsensuppe und einen Schluck Kaffee.
    1. Dezember – Die Nacht im Schützengraben verbracht: die gleiche Ration Essen. Ununterbrochen detonieren Granaten. Bin schrecklich durchgefroren. Waren an vorderster Linie, sind dann zurückgekehrt. Übernachteten in der nächstgelegenen Ortschaft in einem Stall. Lag in Dreck und Mist. Alles nass, furchtbar durchgefroren.
    2. Dezember – Morgens Beschuss. Tote und Verwundete. Bin selbst kaum am Leben geblieben. Man hat mir meine ganze Habe gestohlen: Besitze nur noch, was ich am Leib trage. Sind 12 km marschiert, bin todmüde und ausgehungert. Wieder den ganzen Tag kein Essen. Bin schon völlig geschwächt.
    3. Dezember – Wieder Marsch und wieder kein Wasser. Man kann nicht mal den Durst löschen. Mir ist furchtbar schlecht. Wir essen Schnee. Abends die Quartiere nicht gefunden. Es schneit, ich bin ganz nass, in den Stiefeln Wasser. Haben einen Erdbunker gefunden. Wohne mit sechs anderen Kameraden darin. Haben etwas Pferdefleisch in Schneewasser gekocht. Was bringt die Zukunft? Sind eingeschlossen. 1/12 Brot!!!
    4. Dezember – 19 km schwerer Marsch. Alles vereist, kamen nach Gumrak, übernachteten in Waggons.
    5. Dezember – Es wird immer schlimmer. Viel Schnee, mir sind die Zehen erfroren. Starker Hunger. Abends nach schwerem Marsch in Stalingrad angekommen. Wir wurden von Geschossdetonationen empfangen. Wir gelangten mit Glück in einen Keller. Hier sind 30 Mann. Wir sind unwahrscheinlich schmutzig und unrasiert. Können uns kaum rühren. Sehr wenig Essen. 3–4 Papirossi. Ein fürchterliches Gedränge. Ich bin sehr unglücklich! Alles ist verloren. Hier wird ununterbrochen gestritten, die Nerven liegen bei allen blank. Post kommt nicht, schrecklich.
    6. Dezember – Das Gleiche. Liegen im Keller, man darf kaum rausgehen, die Russen sehen uns sonst. Jetzt haben wir wenigstens ¼ Brot am Tag erhalten, eine Konservendose für 8 Leute, ein bisschen Butter.
    7. Dezember – Alles wie gehabt. Lieber Gott, hilf, dass ich gesund in die Heimat zurückkehre. Meine arme Frau, meine lieben Eltern. Wie schwer sie es haben. Allmächtiger, mach dem allem ein Ende. Gib uns wieder Frieden. Wenn ich nur bald nach Hause könnte, zurück zum menschlichen Leben.
    9. Dezember – Heute eine etwas größere Portion Mittagessen, aber 1/12 Brot, 1/12 Konserve. Gestern hatte meine blonde Frau Geburtstag. Mir ist schwer ums Herz. Das Leben ist vollkommen sinnlos geworden. Hier ununterbrochene Streitereien. Was der Hunger anrichten kann!
    10. Dezember – Seit gestern habe ich nichts gegessen. Nur schwarzen Kaffee getrunken. Ich bin vollkommen verzweifelt. Gott, wie lange wird das noch dauern? Die Verwundeten befinden sich bei uns. Wir können sie nicht wegbringen. Wir sind eingeschlossen. Stalingrad ist die Hölle. Wir kochen das Fleisch verendeter Pferde. Es gibt kein Salz. Viele haben Durchfall. Wie furchtbar das Leben ist! Was habe ich Schlimmes in meinem Leben getan, dass ich jetzt so bestraft werde. Hier, in diesem Keller, drängen sich 30 Mann zusammen, in 2 Stunden wird es dunkel. Die Nacht ist lang, ob der Tag anbricht?
    11. Dezember –
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