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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
Autoren: Jochen Hellbeck
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werden.
    Pixin (Sekretär des Parteikomitees, Stadt Stalingrad): Die Zerstörungsbataillone hielten ein weiteres Vordringen des Feindes bis zum Morgen des 24. August auf, und zu der Zeit waren bereits reguläre Verbände der Roten Armee angerückt. Später wurden die Zerstörungsbataillone größtenteils in Einheiten der Roten Armee eingegliedert.
    Kaschinzew (Parteisekretär des Bezirks »Roter Oktober«): In diesem Zerstörungsbataillon fiel die Kommunistin Olga Kowaljowa, die einzige Frau dort. Sie gehörte eigentlich nicht dazu, doch als das Zerstörungsbataillon zur vordersten Linie abmarschierte, verließ sie die Arbeit, die Fabrik, ging zum Bezirkskomitee der Partei und äußerte den Wunsch, mit dem Bataillon zur vordersten Linie zu gehen. Zuerst half sie dem Zerstörungsbataillon als Krankenschwester, dann, als da nur noch Tote lagen, trat sie mit dem Gewehr in der Hand ins vorderste Glied. Und dort fiel sie.

Olga Kowaljowa
    Olga Kowaljowa [330]   war langjähriges Parteimitglied (seit 1925 oder 1926) und langjährige Arbeiterin in der Fabrik »Roter Oktober«. Als sie in die Fabrik kam, arbeitete sie zunächst als Hilfsarbeiterin im Walzwerk. Sie kam irgendwann zwischen 1921 und 1923 in die Fabrik, genau weiß ich das nicht mehr, dann trat sie in die Partei ein und zeigte besonderen Eifer bei der gesellschaftlichen Tätigkeit und bei der Parteiarbeit. Sie wurde als Frauenorganisatorin oder als Polithelferin für Frauenfragen in eine Politabteilung geschickt. Als sie von der Politabteilung in die Fabrik zurückkam, äußerte sie den Wunsch, die Qualifikation eines Stahlgießers zu erwerben. Sie war die erste Stahlgießerin in unserer Fabrik und, soweit ich weiß, die vierte in der SU. Drei gab es in Magnitogorsk [331]   , sie war die vierte. In den letzten drei Jahren arbeitete sie unter außerordentlich harten körperlichen Bedingungen als Stahlgießerin, und sie arbeitete nicht schlecht.
    Vor der Belagerung hatte man sie vorübergehend zur stellvertretenden Werksleiterin für Alltagsfragen ernannt, sie war Mitglied des Plenums des Städtischen Parteikomitees. Sie war eine sehr soziale Frau, hilfsbereit. Zu allem Übrigen hat sie noch ein Kind adoptiert, hat sich vorbildlich um ihren Adoptivsohn gekümmert. Sie hielt weder mit ihrer Zeit haus noch mit ihrer Kraft, alles gab sie der Arbeit und dem Parteileben.
    Pixin (Sekretär des Parteikomitees, Stadt Stalingrad): Sie unterhielt sowohl das Kind als auch ihre Mutter, doch sie setzte sich darüber hinweg und ging los, um ihre Heimatstadt zu verteidigen. Olga Kowaljowa starb einen mutigen Tod im Kampf gegen den Feind. […] Das Zerstörungsbataillon drängte den Feind nach Metschotka ab. Allerdings verlor es dabei viele Leute. Warum starb Olga Kowaljowa? Sie lag lange da, dann sagte sie: »Auf, Jungs, vorwärts.« Die, die weiter vorne waren, lagen auch. Das konnte sie aber nicht sehen. Sobald sie aufstand, wurde sie umgemäht.
    Major Demtschenko (Kommandant Stalingrads): Am 23. August erhielten wir die Mitteilung, dass der Gegner bis ans Traktorenwerk herangekommen war. Das war um 14 Uhr. […] Ich schaute durchs Fernglas und beobachtete den Angriff der Deutschen. Den ersten Stoß bekamen die Werksarbeiter ab. […] Der Gegner wurde aufgehalten, bis unsere Truppen mit Ausrüstung, Panzern und Gewehren übersetzten.
    Petruchin (Militärabteilung des Parteikomitees, Gebiet Stalingrad): Am 23. August um sechs Uhr abends begann die anhaltende Bombardierung der Stadt, die mit besonderer Intensität bis zum 27. August 1942 andauerte.
    Pigaljow (Vorsitzender des Sowjetkomitees, Stadt Stalingrad): Der erste Luftangriff war im Oktober 1941 im Kirow-Rajon, in Beketowka. Drei »Junkers« stießen herab und warfen ein Dutzend Bomben ab. Die Bomben warfen sie über dem Bahnhof ab. Die Leute fühlten sich damals wie in Friedenszeiten, der Feind war ja weit. Am Bahnhof war eine große Menschenansammlung, deshalb hatten wir einige Dutzend Opfer. Das waren die ersten Kriegstoten. Dann, im Winter, gab es bis auf Einzelanflüge keine Luftangriffe. Im April 1942 gab es einen ziemlich schweren Angriff. Etwa 50 Flugzeuge waren daran beteiligt. Wir hatten aber sehr wenige Opfer. Zu der Zeit war eine ziemlich starke Flugabwehr organisiert worden, neben unserer eigenen, lokalen. Es gab viele Fla-Lafetten, Flakartillerie war aufgestellt worden. Deshalb hat dieser Angriff keine großen Zerstörungen verursacht, große Gebäude haben nicht gelitten. Ein paar Häuschen wurden
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