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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
Autoren: Jochen Hellbeck
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Kalatsch haben wir alles gedroschene Staatsgetreide herausgebracht. An der Bahnlinie Kalatsch–Nischni Tschir–Stalingrad ist das Getreide aus allen Sammelstellen abtransportiert worden, und nicht nur aus den Sammelstellen, sondern auch aus den Depots.
    Pixin (Sekretär des Parteikomitees, Stadt Stalingrad): Der Feind hat uns überrumpelt, und fast niemand war aus der Stadt evakuiert worden, erst recht keine Arbeiter.
    Simenkow (Sowjetvorsitzender, Gebiet Stalingrad): Es wurden gleichzeitig vier Verteidigungslinien errichtet. Der Teil der Bevölkerung Stalingrads, der sich nicht für längere Zeit aus dem Haus entfernen konnte, da Kinder vorhanden waren, errichtete innerstädtische Linien. Das waren vor allem Frauen. Der übrige Teil der Bevölkerung, bis zu 28000 Menschen, arbeitete am zweiten Ring, an der 3. und 4. Don-Linie. […] Anfang August waren alle Verteidigungslinien in einer Ausdehnung von 1500 Kilometer Länge fertiggestellt. In unserem ganzen Gebiet gab es Verteidigungslinien, bis nach Astrachan. Am Don, an der Wolga, am Fluss Medwediza, überall waren Linien. […] Als ich in Moskau war, traf ich den Vorsitzenden des Exekutivkomitees des Sowjets für das Gebiet Tula. Er erzählte mir, wie sie Linien errichtet haben: Sie transportierten unterschiedliches Eisenmaterial an Ort und Stelle und häuften es dort auf, um die feindlichen Panzer an der Weiterfahrt zu hindern. Ich erzählte Gen. Tschujanow davon, dem Vorsitzenden des städtischen Verteidigungskomitees, und als wir begannen, städtische und andere Verteidigungslinien zu errichten, führten wir auch diese Maßnahmen durch.

Die Stalingrader Zivilbevölkerung beim Ausheben von Panzergräben, August 1942. Der einzige Mann rechts im Bild ist möglicherweise ein Agitator. Fotograf: L. I. Konow
    Pigaljow (Vorsitzender des Sowjetkomitees, Stadt Stalingrad): Auf die Initiative des Stadtparteikomitees hin bauten wir noch die sogenannte innere städtische Linie direkt am Stadtrand. Diese Linie konnte das Hauptquartier nicht mehr genehmigen. Alle anderen waren nach strategischen Erwägungen errichtet worden.
    Als gekämpft wurde, spielte diese Linie eine große Rolle. Bei der Zwischenlinie schafften es unsere Truppen noch nicht, sich festzusetzen, aber an der inneren hielten sie sich. Zum Bau dieser Linie zogen wir sämtlichen Arbeitsgesetzen zum Trotz alle Frauen hinzu, sogar die mit Kindern von zwei bis acht Jahren und Frauen über 50. Es wurde einfach die ganze Bevölkerung herangezogen, die fähig war, hinzugehen und zu arbeiten. Die übrige Bevölkerung war mobilisiert und zum Bau der äußeren Ringe abkommandiert worden.
    Generalleutnant Tschuikow (Oberbefehlshaber 62. Armee): Vor Stalingrad wurden Befestigungen gebaut. Auf dem Plan sieht alles wunderbar aus, tatsächlich gegraben wurden zehn Prozent.
    Generalleutnant Gurow (62. Armee): In der Stadt gab es keine Vorbereitungen auf den Kampf. Wir spürten das besonders stark, als wir unmittelbar in der Stadt kämpften und die Verteidigung der Stadt übernahmen.
    Pixin (Sekretär des Parteikomitees, Stadt Stalingrad): Einige Kommandeure der Roten Armee reagierten empfindlich darauf, dass sie unsere Verteidigungslinien nicht kannten. Der Oberbefehlshaber der 64. Armee sprach mehrere Male davon. Wie erklärt sich das? Das erklärt sich so, dass diejenigen, die mit den Linien zu tun hatten, extrem konspirativ vorgingen. Generalleutnant Schumilow [327]   sagte immer wieder: »Wenn ich gewusst hätte, dass es die Linie gab, hätte ich meine Truppen anders verteilt.«
    Pigaljow (Vorsitzender des Sowjetkomitees, Stadt Stalingrad): In den letzten Tagen vor den Bombardierungen bauten wir Barrikaden in der Stadt. Vorher hatten wir keine Barrikaden. Verteidigungslinien hatten wir, aber Barrikaden nicht, weil wir nicht gedacht hatten, dass er an einem Tag vom Don hierherkommen würde.
    Generalleutnant Tschuikow (Oberbefehlshaber 62. Armee): Die Barrikaden waren so gebaut, dass sie zusammenkrachten, wenn man sie nur mit dem Kotflügel streifte.
    Brigadekommissar Wassiljew (62. Armee): Wir konnten uns auf nichts stützen. Die Stadt hatte keinen Schutz. Sie hatten Panzersperren gebaut, die umfielen, wenn ein PKW sie streifte. Es gab keinerlei Befestigungen. Am Bahnhof hatten sie Vordächer aufgehäuft, die Deutschen benutzten sie, und wir mussten dagegen ankämpfen. Außerdem warfen uns die Arbeiter vor, sie hätten so viel getan für die Militärs, Unterstände und Erd-Holz-Bunker und ständige
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