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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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zuckten und der Feind sich auf den Gegenangriff vorbereitete. Mit gewohnter Schnelligkeit brach die südliche Nacht herein und die Krieger verstauten die Bögen und zückten die Schwerter. Dann warteten sie erneut.
     
    Als die Hörner erklangen und die letzten Feinde sich zurückzogen, ohne von anderen ersetzt zu werden, grinste Gasam vor Freude.
    »Auf die Beine mit euch!«, brüllte er. Die Krieger erhoben sich, und man vernahm das Krachen der Pfeile, wenn zwei Schilde auseinander gezogen wurden. Trotz des schwachen Lichts sah er, dass zu viele Männer auf dem Boden lagen. Bei solch harten Kriegern bedeutete das schwerste Verletzungen oder Tod. Er wandte sich an Larissa.
    »Jetzt werde ich ihn zermalmen, kleine Königin! Warte hier. Das nächste laute Geräusch, das an deine Ohren dringt, wird das Geschrei von Haels Armee sein, wenn ich sie angreife und zertrete.« Gefolgt von seinen Schildträgern kletterte er die Leiter hinab.
    Es sieht Gasam ähnlich, die Verwundeten ihrem Schicksal zu überlassen, dachte Larissa. Dabei würde er sie später sicher noch brauchen. Sie kletterte die Leiter hinab und winkte dem Anführer ihrer Leibwache.
    »Wenn der König angreift, bleibt ihr hier bei mir.«
    Der Mann sah sie entsetzt an. »Dürfen wir dem König nicht in den Kampf folgen?«
    »Nein! Sobald die anderen fort sind, werdet ihr die Matrosen und Arbeiter wie Sklaven antreiben. Jeder Verwundete wird auf ein Schiff gebracht. Keine Bange, noch ehe die Nacht vorüber ist, wird es auch für euch genügend Kämpfe geben.«
    »Zu Befehl, Königin!«
    Gasams Hand öffnete und schloss sich um den Speerschaft, als er den schönsten Geruch der Welt einatmete – den Geruch frischen Blutes. Zwar gefiel ihm nicht, dass es sich um das Blut seiner eigenen Krieger handelte, aber das würde sich bald ändern.
    »Wir sind bereit, mein König!«, rief Raba. Aus der Dunkelheit hinter ihm erklang das Rascheln und Raunen ungeduldiger Krieger, die ihre Waffen zückten. Stundenlang hatten sie gelitten. Jetzt wollten sie Rache. Gasam hob die Stimme.
    »Wir gehen nach Norden, beschreiben einen Bogen und stürzen uns auf ihre schwächste Flanke. Wir rollen sie auf wie einen Teppich! Wir kämpfen nach Shasinnart im Laufen! Folgt mir!« Mit einem ohrenbetäubenden Kriegsschrei eilten sie davon und sprangen über die Schutzwälle und die Leichen der Gefallenen. Er wusste, dass die meisten seiner Männer ihn gar nicht gehört hatten, aber die ersten Reihen hatten ihn verstanden und der Rest folgte ihnen. Wenn man ihnen einen Feind gegenüberstellte, brauchten sie keine weiteren Befehle.
    Seine Füße schienen den Boden nicht zu berühren, so groß war sein Verlangen zu töten. Vor sich sah er verschwommene Schatten, von aufzuckenden Blitzen beleuchtet. Er ließ die Masse der Armee zu seiner Linken zurück, bis er im Schein der Blitze sah, dass die Reihen lichter wurden. Er wandte sich nach links. Hinter sich hörte er seine Krieger. In den nächsten Augenblicken sah er, dass er die Gegner dicht vor sich hatte.
    »Tötet sie!«, schrie Gasam. Hinter ihm erscholl der Kriegsschrei, und diesmal ließ er nicht nach, sondern wurde lauter und lauter, bis seine Krieger auf den Feind stießen.
    Gasam sah einen Reiter, der seine Axt hob, und durchbohrte den Mann mit seinem Speer. Er warf ihn mit Leichtigkeit aus dem Sattel. Ringsumher stießen die Krieger mit den Speeren zu, während von allen Seiten Reiter auf sie einstürmten. Ein unheimliches Licht erhellte das Schlachtfeld. Anscheinend wurden überall Lagerfeuer angezündet. Sehr vorausschauend von Hael, dachte Gasam. Offenbar hatte er sich gut auf die Nacht vorbereitet.
    »Wenn wir sie sehen, können wir sie besser umbringen!«, brüllte er.
    Er verlangsamte seine Schritte. Hier waren viel mehr Reiter, als er erwartet hatte. Hael hatte die Nordflanke verstärkt. Egal, es waren bloß Steppenkrieger, die ihre Bögen jetzt nicht benutzen konnten. Etwas sauste an seinem Ohr vorbei, und er begriff, dass ein paar Reiter das schwache Licht nutzten, um letzte Pfeile zu verschießen. Ein von Pfeilen durchbohrter Shasinn brach zusammen. Andere Geschosse prallten an schwarzen Schilden ab.
    »Vorwärts mit euch! Gebt es ihnen!«, kreischte Gasam. Seine Männer stürmten voran und die Reiter wichen zurück. Trotz ihrer Tapferkeit sorgten sie sich um ihre Cabos, die ein leichteres Ziel als ihre Besitzer boten. Die Tiere traten um sich und versuchten, die Angreifer mit den kleinen gebogenen Hörnern aufzuspießen.
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