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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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hinwegzureiten. Auf der anderen Seite grenzte der Wald ans Meer. Das südliche Ende der Front verlief bis zur Küste.
    Gasam hatte die Krieger Treibholz und Wrackteile zu einem Schutzwall aufstapeln lassen. Sie hatten Pfähle angespitzt, und mit der Spitze nach oben in den Boden gerammt, um die Reiter auf Distanz zu halten. Gasam bedeckte die Augen und sah blinzelnd in die Sonne. Sie hatte den Zenit längst hinter sich gelassen. Je später, desto besser, dachte er.
    In weiter Ferne sah er die Reiter näher kommen. Das südliche Ende ihrer Flanke lief weit über Gasams Front hinaus. Das nördliche Ende war schmaler und zwischen Haels linker Flanke und dem Meer klaffte eine breite Lücke.
    »Im Norden sind sie schwächer«, sagte einer der Generäle.
    »Das ist Absicht«, erklärte Gasam. »Wie jeder gute General bietet mir Hael einen Fluchtweg. Er hofft, dass ich die Nerven verliere und fliehe. Er braucht nicht zu wissen, dass dort hinten die ganze thezanische Armee steht und ich ganz bestimmt nicht in diese Richtung fliehen möchte.«
    »Wie sollen wir kämpfen?«, fragte Raba.
    »Bis Einbruch der Dunkelheit werden wir uns nur verteidigen«, antwortete Gasam. »Nachts nützt ihm seine Taktik nichts. Am nächsten Morgen gehen sie wieder zum Angriff über. Sagt euren Männern, sie sollen den Reitern wenig Aufmerksamkeit schenken, sondern die Cabos mit den Speeren aufschlitzen. Zu Fuß sind diese Steppenkrieger schlechte Kämpfer.«
    »Zu Befehl, mein König.«
    Plötzlich erblickte Gasam Männer, die aus der Richtung des kleinen Hafens kamen. Sie schleppten schwere Gegenstände, und er sah Nusks und Sklaven, die schwer beladene Wagen zogen. Neugierig ritt er ihnen entgegen. Da erblickte er Larissa, welche die Männer mit lauter Stimme antrieb und den zierlichen Speer schwenkte, den er ihr geschenkt hatte. Die Waffe war kürzer als ein Wurfspeer und bestand ganz aus Stahl. Sie war das Zeichen ihrer Autorität, die nur hinter der seinen zurückstand.
    »Was hast du vor, Larissa?«, fragte er. »Ich möchte nicht, dass ein Haufen Zivilisten meinen Kriegern in die Quere kommt.«
    »Sie bringen euch Schilde«, erklärte sie. »Ich habe alles Nützliche aus dem Hafen mitgebracht: Lukendeckel, Wände und Dächer von Schuppen, Schrott und alles, was euch vor Pfeilen schützt. Die Männer können sie gegen Speere lehnen und sind dahinter geschützt. So ähnlich machen es Bogenschützen und Pioniere, wenn sie von Festungen aus beschossen werden.«
    »Eine gute Idee! Vielleicht sollten wir auch die Schiffe in Einzelteile zerlegen lassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Unter Umständen brauchen wir sie noch.«
    »Nein! Ich werde nicht noch einmal vor Hael davonlaufen!«
    »Kämpfe, solange du kannst, Geliebter, und dann entscheiden wir, was zu tun ist. Aber wir wollen uns jetzt nicht zu unüberlegten Taten hinreißen lassen.«
    Gasam hütete sich, ihr zu widersprechen, wenn sie in diesem Ton mit ihm sprach, und wandte sich wieder seinen Kriegern zu. Während Larissa die provisorischen Schilde verteilen ließ, ritt er entlang der Front und beobachtete den Feind. Der Anblick war unbeschreiblich. Nie zuvor hatte er so viele Reiter gesehen. Er sprang aus dem Sattel und ein junger Krieger führte sein Cabo fort.
    »Da ist er«, sagte Luo, der einer der wenigen war, der den feindlichen König persönlich kannte.
    Und da war er. Genau in der Mitte der feindlichen Front ritt Hael an der Spitze seiner Armee. Er saß auf einem wunderschönen Cabo, und der sanfte Wind, der vom Meer herüberwehte, zerzauste sein langes goldenes Haar. Er stützte den Shasinnspeer auf den Sattel. Gasam ärgerte sich, dass ein Abtrünniger wie Hael das Zeichen der Macht der Shasinn offen zur Schau trug. Gasams Leibwächter umringten ihn. Handverlesene Krieger hielten Schilde bereit, die doppelt so dick waren wie üblich. Gasam hatte sämtliche Schilde verstärken lassen, seitdem er die Bögen der Steppenkrieger zum ersten Mal erlebt hatte.
    »Bitte trete zurück, mein König«, sagte einer der Schildträger. »Dein Beobachtungsturm ist beinahe fertig. Hier bist du in Schussweite der Feinde.«
    »Noch nicht«, erwiderte Gasam. »Zuerst wird er mit mir reden wollen.« Er grinste verächtlich. »Hael hat schon immer gerne geredet.«
     
    Haels Hornist sah den König fragend an. »Soll ich hinüberreiten und mich erkundigen, ob er verhandeln will, Majestät?«
    »Niemandem hat eine Unterhaltung mit Gasam je genützt«, sagte Hael. »Feuer!«
    Der Mann setzte das
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