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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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Schildträger sind erstklassig. Wie steht es?«
    »Nicht gut. Die besten Speerwerfer der Welt hocken unter ihren Schilden, als wären sie nevanische Damen, die sich vor einem unerwarteten Regenschauer verstecken.« Er schaute auf das schwarze Dach seiner Armee hinab. Die Männer drängten sich dicht aneinander, damit sich die Schilde berührten und eine nahtlose Decke bildeten. Manche Schilde waren schon durch Pfeile miteinander verbunden.
    »Haben wir viele Verluste?«, fragte Larissa.
    »Es könnte schlimmer sein.« Er sah zur Sonne hinauf. »In einer Stunde geht sie unter. In zwei Stunden ist es dunkel. Dann greifen wir an.«
    »Können wir denn noch zwei Stunden durchhalten?«
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig. Sieh nur.« Er wies auf die Steppenkrieger, die noch immer ihr Manöver durchführten. »Das sieht sehr hübsch aus. Zweifellos halten sie es geraume Zeit durch, aber es fliegen schon jetzt weniger Pfeile als vorher. Entweder gehen ihre Vorräte zur Neige oder die Männer sind müde. Sie haben schwere Bögen, und man kann nur eine bestimmte Zahl Schüsse abgeben, ehe die Hände zu zittern beginnen und eine Pause eingelegt werden muss. Sie haben sicher damit gerechnet, uns mit den ersten Salven zu schwächen und wollten uns dann einkreisen, um den Kampf zu Ende zu bringen.
    Aber wir wurden gewarnt und eilten an diesen Platz, der vorteilhaft für uns ist. Dein schnelles Handeln bescherte uns zusätzlichen Schutz, der viel ausmacht. Das hat Haels Pläne zunichte gemacht. Schau dort hinüber!« Er wies weit nach rechts, wo nur wenige Feinde standen. »Er hat mir einen Fluchtweg gelassen. Jetzt verschwendet er seine Zeit damit, über ein Manöver nachzudenken, wie er mich heute Abend vernichten kann, wenn ich in diese Richtung fliehe.«
    Sie nickte. »Du hast wie immer Recht.« Dann schwieg sie eine Weile und beobachtete den Kampf. Der Anblick verschaffte ihr nicht das sonst übliche Vergnügen, denn diesmal schlachteten die Shasinn ihre Feinde nicht ab. »Hael«, murmelte sie nach einer Weile. »Wie hat ausgerechnet Hael das geschafft? Wie konnte uns dieser verträumte, dumme, mit Geistern plappernde Trottel unser ganzes Reich rauben?«
    Gasam umklammerte mit einer Hand das Geländer, mit der anderen seinen Stahlspeer. Die Knöchel traten weiß hervor.
    »Hael und ich wurden geboren, um einander zu töten. Heute Abend werde ich genau das tun.«
     
    Die Sonne stand tief, aber noch reichte das Licht zum Schießen. Die Salven waren schwächer geworden, da mehr und mehr Männer zu den Nusks reiten mussten, um ihre Köcher aufzufüllen. Hael betrachtete den nahenden Sturm. Die schwarze Linie war breiter geworden und fortwährend zuckten Blitze auf.
    »Seht nach Norden!«, schrie jemand. Er drehte sich um und erblickte hundert Reiter, die eilig näher kamen. Es waren die Flüchtlingshäscher, die während des Feldzuges Pässe und Grenzen gesichert hatten. Er hatte sie nach Norden geschickt, um Gasams möglichen Fluchtweg zu erkunden. Der Amsianführer zügelte sein Cabo neben dem König. Die übrigen Offiziere hielten sich zurück.
    »Wir haben etwas völlig Unerwartetes entdeckt, mein König.«
    »Heute ist der Tag der Überraschungen«, sagte Hael. »Was war es?«
    »Eine ganze Armee, bereit zum Kampf. Das Land Thezas liegt nur wenige Meilen entfernt. Die Armee steht an der Grenze. Es sind harte Burschen, die in ihren Rüstungen wie Schildkröten aussehen. Sie wussten nichts mit uns anzufangen und wir verstanden sie nicht. Wahrscheinlich wundern sie sich noch immer.«
    Hael schlug auf den Sattelknauf. Er war außer sich.
    »Er war auf dem Weg nach Thezas! Deshalb sind wir hier auf sämtliche Insulaner gestoßen!« Er dachte eine Weile nach und ermahnte sich, dass jetzt keine Zeit für Wutanfälle oder Verzweiflung war. Schließlich war Gasam hilflos und in Bedrängnis. Oder etwa nicht?
    »Jochim?«
    »Ja, mein König?«
    »Verstärke die Nordflanke mit deinem Regiment. Sorge dafür, dass ihr bis ans Wasser reitet. Gasam wird nicht nach Norden fliehen und ich will keine Schwachstelle haben.«
    »Jawohl, mein König!« Jochim ritt davon. Hael gab dem Hornisten einen Befehl, und schon erklangen schrille Töne, die von den Regimentshornisten und später von den Hundertschaften aufgegriffen wurden. Die letzte Reihe Krieger schoss ihre Pfeile ab und gesellte sich wieder zu ihren Kameraden. Fünfzigtausend müde Männer und Tiere warteten neben den Haufen aus Gestrüpp und Holz, während grelle Blitze vom Himmel
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