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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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gerade zwischen zwei Vorsitzenden. Vielleicht hat es sich auch geändert. Hier erfährt man nicht viel.«
    »Gibt es einen Platz, wo ich Unterkunft und Verpflegung für mich und das Cabo bekomme?«
    »Am Flussufer liegt ein Gasthof. Er wird hauptsächlich von Fischern und Seeleuten besucht, hat aber einen Stall. Es ist jedoch besser, wenn du dich selbst um das Tier kümmerst. In dieser Gegend sieht man Cabos nur selten.«
    Kairn verabschiedete sich von dem Mann und ritt in die Stadt hinein. Er hoffte, im Gasthaus mehr zu erfahren. Entweder war der Beamte sehr dumm, oder aber er gab es nur vor. Die Dorfstraßen waren schmal und schlammig. Kairn sah Gebäude mit einem oder zwei Stockwerken, mit strohgedeckten Dächern und Wänden aus Holzbohlen, deren Zwischenräume mit Lehm abgedichtet waren. Ihm wurde klar, woher die Stadt ihren Namen hatte. Kleine Gärten und Blumenkästen lockerten mit bunter Pracht den trübseligen Anblick ein wenig auf. Er fragte neugierig starrende Einwohner nach dem Weg und gelangte schließlich an einen Hügel, der sich als großer Erdwall entpuppte, zweimal so hoch wie ein Reiter mit Cabo und vollkommen glatter Oberfläche.
    Kurz darauf erreichte er den Gasthof, bei dem es sich um ein längliches niedriges Gebäude handelte, das ebenso trist aussah wie die übrigen Häuser. In einem Pferch standen ein paar Zwergbuckler, und in einer Ecke des Pferches erblickte er einen strohgedeckten Schuppen. Kairn saß ab und band das Cabo an einen Zaunpfahl.
    Er duckte sich in der Tür, um sich nicht den Kopf zu stoßen, und betrat einen düsteren Raum. Gegenüber der Tür befand sich eine lange Theke, hinter der ein Mann Becher polierte. Neugierig sah er auf.
    »Was kann ich für dich tun, junger Herr? Essen oder Unterkunft?«
    »Beides. Für mich und mein Cabo. Wir wollen uns ein paar Tage ausruhen. Hast du Futter für ein Cabo?«
    »Das beste Futter, Herr!« Der Mann eilte hinter der Theke hervor und musterte Kairn aufmerksam, während sie hinausgingen. »Ein Krieger aus dem Westen, wie? Die sehen wir hier nicht oft.«
    »Waren in den letzten Monaten welche hier? Ich suche nach ein paar Landsleuten.« Er tat so, als wäre ihm die Antwort nicht wichtig.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, nicht in den letzten zwei oder drei Jahren. Du kommst aus dem Land König Haels, des Stahlkönigs?« Die Bezeichnung bezog sich nicht auf den Charakter des Herrschers, sondern auf dessen kostbarste Handelsware.
    »So ist es«, antwortete Kairn enttäuscht. Wo steckte sein Vater bloß? Sie besprachen Futter und Unterbringung des Cabos, ehe Kairn sich genauer umsah. »Der Mann am Tor sagte, der Gasthof liege am Flussufer, aber ich sehe keinen Fluss.«
    Der Wirt grinste. »Du bist nicht weit davon entfernt. Er liegt jenseits des Deiches.« Er deutete auf die Lehmböschung.
    »Ist der Erdwall von Menschenhand gebaut?«, fragte Kairn und betrachtete den scheinbar endlosen Wall.
    »Das wird behauptet, obwohl ich auch nicht weiß, wie das sein kann. Geh nur hinauf und sieh ihn dir genauer an.«
    Die Lanze als Wanderstab benutzend, kletterte Kairn den steilen, mit Gras bewachsenen Abhang hinauf. Wenig später stand er oben. Die Breite des Walls betrug etwa zehn Schritte. Langsam ging er zur anderen Seite hinüber und sah in die Tiefe. Vor Staunen riss er Mund und Augen auf. Die Einheimischen redeten, als gäbe es nur einen einzigen Fluss im Land, und nun begriff er, warum. Sämtliche Flüsse des Westens zusammen konnten es nicht mit diesem hier aufnehmen. Kairn hätte nie gedacht, dass ein Fluss so gewaltig sein könnte.
    Sein Vater hatte ihm vom Meer erzählt: Eine große Wassermenge, so breit, dass kein Mensch sie zu überblicken vermochte und man tagelang in einem Schiff reiste, ohne das Ende zu erreichen. Er hatte es sich nicht vorstellen können. Über diesen Fluss konnte er gerade noch schauen. Am anderen Ufer entdeckte er Bäume, aber sie erschienen aus dieser Entfernung so klein wie Grashalme.
    Es war mehr Wasser, als er sich jemals hätte träumen lassen, und es bewegte sich. Die Strömung war langsam, aber ein Boot wurde von ihr davongetragen. Ein schwerer, fruchtbarer Geruch lag über den Wellen, als sei dieser Ort der Ursprung allen Lebens.
    Der Fluss faszinierte Kairn so sehr, dass er anfangs kaum auf den regen Verkehr achtete. Erst nach einer Weile fiel ihm auf, dass nicht nur sehr viele Gefährte dahintrieben, sondern dass sie auch von unterschiedlichster Ausführung waren. Es gab Flöße, Kanus und Boote,
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