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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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eines Mannes entscheidet. Meines hat sich entschieden. Warte, bis du sie siehst. Neben ihr sehen unsere Frauen wie zweitklassige Cabos aus.«
    »Auch ein zweitklassiges Cabo ist ein wunderschönes Tier«, widersprach Kairn.
    Ansa knuffte ihn spielerisch gegen die Schulter. »Nimm nicht alles so wörtlich, kleiner Bruder. Lass uns jetzt ernsthaft reden. Dir steht deine erste Mission als Krieger bevor.«
    »Der Gedanke ist ein wenig beunruhigend, das gebe ich zu.« Schon immer war Ansa der mutigere und abenteuerlustigere der beiden gewesen, sehr willensstark und freiheitsliebend. Stolz erfüllte Kairn, wenn er daran dachte, dass ihm ein ebenso gefährliches Unternehmen bevorstand, wie; es sein älterer Bruder hinter sich hatte.
    »Sei stolz und überheblich«, riet ihm Ansa. »Bescheidenheit bringt dich bei Ausländern nicht weiter. Du bist ein Krieger König Haels. Sorge dafür, dass es jeder weiß. Unser Ruf ist in der ganzen Welt bekannt und trägt dazu bei, dass man dich respektiert. Lässt du dir einmal von ihnen die kalte Schulter zeigen – ganz besonders von Beamten –, hörst du auf, für sie zu existieren. Dann bist du bloß ein Barbar. Menschen, die in Städten leben, halten uns für unkultiviert, und das ist ärgerlich. Hebe deine hohe Geburt hervor und behandele die mächtigsten Edelmänner bestenfalls als Gleichgestellte. Gib ihnen Grund zum Zweifeln, als hieltest du sie eigentlich für unterlegen.«
    Kairn lächelte. »Das hört sich an, als hätte man dich ein paar Mal abblitzen lassen.«
    Ansa nickte. »Es ist nicht einfach, der Sohn eines Königs zu sein und nicht damit angeben zu dürfen. Halte es dennoch besser geheim. Wenn fremde Könige einen Prinzen in die Hände bekommen, denken sie nur eines: Geisel!«
    »Als Geiseln wären wir aber wertlos!«, protestierte Kairn.
    »Das wissen sie nicht. Ausländer glauben, wir hätten eine königliche Familie, wie es bei ihnen Brauch ist. Wenn sie nach deiner Herkunft fragen, erzähle ihnen, du seist der Sohn eines mächtigen Häuptlings, der zum Rat unseres Vaters gehört. Dein Benehmen und deine wertvollen Waffen werden sie überzeugen.«
    »Vielleicht komme ich nicht weit«, gab Kairn zu bedenken. »Vielleicht treffe ich Vater auf seinem Rückweg. Selbst wenn ich Grenzen überqueren muss, wird er nicht schwer zu finden sein. Vater ist nicht wie gewöhnliche Männer.«
    Ansa lehnte sich zurück und betrachtete die rauchgeschwärzte Balkendecke. »Da wäre ich nicht so sicher. Er führt etwas im Schilde, wenn er die Eskorte ohne ein Wort der Erklärung zurückschickt. Wenn er nicht gefunden werden möchte, hast du es sehr schwer. Ich kann mir nicht vorstellen, warum er so lange fort bleibt, wenn er weiß, dass Gasam immer weiter vorrückt.«
    »Diese beiden«, sagte Kairn. »Gasam und Larissa. Sind sie so niederträchtig, wie er behauptet?«
    Ansa schloss die Augen. »Sie sind schlimmer, als ich mir je hätte träumen lassen. Mutter meint, er übertreibt, aber ich weiß jetzt, dass er die Wahrheit spricht. Sie kann sich nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der schlimmer ist als der Amsihäuptling, den Vater tötete, um sie zu gewinnen.«
    »Impaba«, fügte Kairn hinzu.
    »Ja, Impaba. Er war schlecht, aber verglichen mit Gasam war er nichts, weniger als nichts, und Larissa ist noch schlimmer. Sie sind nicht einfach böse, sondern das Böse, das in ihnen wohnt, ist bodenlos. Es ist schwer zu erklären, aber wenn du ihnen einmal begegnest, verstehst du, was ich meine. Ich hoffe, es bleibt dir erspart.«
    »Und jetzt kennen sie unser größtes Geheimnis.« Der Gedanke, dem Vater diese Nachricht überbringen zu müssen, ließ Kairn erschauern.
    Ansa umklammerte seine Handgelenke. »Ich wünschte, ich könnte dich begleiten, kleiner Bruder, aber ich würde zusammenbrechen, ehe wir hundert Meilen zurückgelegt hätten. Du wirst es schaffen. In deinen Adern fließt das beste Blut der Welt, das Blut von Hael und Deena, des Königs und der Königin der Steppe und des Hügellandes. Finde unseren Vater, Kairn! Finde ihn und bringe ihn zurück!«
    Und so war er aufgebrochen, nur mit seinem Cabo, seinen Waffen, der Kleidung und dem furchtbaren Wissen. Die ersten Nächte alleine waren schrecklich gewesen. Sein Leben lang hatte er inmitten vieler Menschen verbracht. Seine Landsleute reisten oft umher, aber immer in Gruppen. Einsamkeit war ihnen verhasst. Als er das Land seines Vaters verließ, wurde es noch schlimmer. Aber er wusste, Ansa hatte es geschafft, und der
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