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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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Boden berührt.«
    »Ruhig, Vater«, mahnte Ansa. »Du hast viel Blut verloren und darfst nicht sprechen.«
    »Sprechen? Das habe ich doch immer getan. Halt!« Sie standen neben einem Gefallenen. »Bringt eine Fackel hierher.«
    »Es ist nur ein toter Shasinn, Vater«, sagte Kairn. Ein Amsi senkte die Fackel, um das Gesicht des Mannes zu beleuchten.
    »Luo. Vor vielen Jahren war er ein guter Freund. Ein Junge aus der Nachtkatzenbruderschaft …«
    Die Stimme wurde leiser und der König verlor das Bewusstsein.
     
    »Zurück!«, schrie Larissa. »Tragt den König auf ein Schiff! Die Schlacht ist verloren, aber wir kämpfen irgendwann weiter. Zurück! Helft den Verwundeten, zum Hafen zu gelangen! Jeder unverletzte Krieger soll uns Deckung geben.« Wie ein Hirte, der eine verwirrte Kaggaherde vor sich hertreibt, fuchtelte Larissa mit dem Speer und scheuchte die Männer vor sich her.
    »Larissa!« Ein vertrautes Gesicht tauchte vor ihr auf.
    »Pendu!« Zu ihrer größten Überraschung erblickte sie hinter ihm eine Gruppe Shasinn in perfekter Aufstellung. Sie trabten auf die Feinde zu und sangen ein Kriegslied. Es war Gasams Elitetruppe, angeführt von Pendu.
    »Wir halten dir die Feinde vom Leib, Königin. Begebt euch zum Hafen.«
    Larissa lief zu der Bahre aus Speeren und Schilden zurück. Gasam atmete noch. Blut strömte aus der furchtbaren Wunde, aber sonst gab er kein Lebenszeichen von sich. Sie befahl den Trägern, den Herrscher an Bord des größten Schiffes zu bringen, und rief den Piratenadmiral zu sich.
    »Segeln wir, meine Königin?«
    »Nein«, antwortete sie müde. »Sobald jeder Frachter beladen ist, soll er sich in die Bucht begeben. Alle Frachter bis auf diesen.«
    Die Segel des Schiffes, die wegen des Sturms fest zusammengerollt waren, wurden wieder gelöst. Der Regen hatte nachgelassen und auch der Wind wurde schwächer. Im ersten Licht des Morgens sah sie Menschen die Straße zum Hafen entlangeilen.
    »Schildträger an die Reling«, befahl sie ruhig. »Wenn es Steppenkrieger sind, werden sie schießen.«
    Zu ihrer größten Überraschung war es die stark dezimierte Truppe der Elitekrieger. In schnellem Trab begaben sie sich an Bord. Jeder Speer war bis zum Schaft mit Blut bedeckt, jeder Speerarm bis zum Ellbogen oder noch höher voller Blut. Als letzter ging Pendu mit wiegenden Schritten an Bord, einen Speer in jeder Hand. Sofort wurde die Laufplanke eingezogen und das Schiff aus dem Hafen gerudert.
    »Folgen sie uns?«, fragte Larissa.
    »Nein. Sie sind besiegt. Heute steht ihnen der Sinn nicht mehr nach Kampf.«
    »Das ist bei uns genauso. Wir haben alles verloren, Pendu. Wir haben die Schlacht verloren, unser Reich und unseren König. Ich habe sogar meinen kleinen Speer nicht mehr.«
    »Dann gebe ich dir einen anderen.« Er beugte sich über die Reling und tauchte einen seiner Speere ins Wasser. Als er ihn herauszog, funkelte die Waffe im Licht der aufgehenden Sonne. Es war Gasams berühmter Stahlspeer. Pendu reichte ihn der Königin.
    »Lebt der König noch?«
    »Kaum noch, aber er atmet. Wäre es nur nicht Hael gewesen, der ihm die tödliche Wunde zufügte.«
    »Aber du hast Hael getötet, Majestät!«, rief einer ihrer Leibwächter. Die anderen stimmten freudig erregt zu.
    »Meine Königin«, fragte der Admiral, »wie lauten deine Befehle?«
    Sie stützte sich auf den Speer und sah auf ihren Gemahl hinab, der keine Befehle mehr erteilen konnte.
    »Wie ist der Wind?«
    »Stark, aber nicht stürmisch.«
    »Dann segeln wir zu den Inseln.« Müde sah sie Pendu an. »Wir reisen heim.«
     
    »Was für ein Gemetzel«, seufzte Kairn, als die Sonne über dem Schlachtfeld aufging. Überall lagen Gefallene und tote Cabos. Der Boden bestand nur aus blutigem Schlamm und zertretenen Waffen. Alle Überlebenden hatten einen gehetzten Blick.
    »Nun, Vater hat gesagt, dieser Feldzug würde uns lehren, was Krieg bedeutet«, antwortete Ansa.
    »Haben wir gewonnen?«
    »Wir haben sie gebrochen. Sie flohen, wie Vater es voraussagte.« Er schwieg eine Weile. »Dafür haben sie uns aber bitter bezahlen lassen«, gab er schließlich zu.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass es so schlimm sein würde«, meinte Kairn. »Was ist passiert?« Sie rissen die Cabos herum und ritten zu den Hügeln hinüber, wo ihr Vater auf einer Bahre lag. Seit er den toten Shasinn erkannt hatte, dessen Namen sie schon nicht mehr wussten, hatte er nichts mehr gesagt.
    »In einem Krieg kann vieles schief gehen«, meinte Ansa. »Was Vater das
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