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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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Aber die Insulaner waren Hirten und hatten keine Angst vor Tieren.
    »Findet Hael!«, brüllte Gasam. »Tötet! Tötet!«
     
    Gerade als der erste kalte Windstoß seinen Rücken traf, hörte Hael den Lärm, der aus Richtung Norden kam.
    »Er hat die Nordflanke angegriffen!«, rief er. »Hat Jochim die Lücke noch rechtzeitig verstärkt?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete einer der Offiziere. »Es war keine Zeit.«
    »Könnte es eine Finte sein?«, fragte ein anderer. Genau das wollte Hael auch wissen. Er konnte sich der Gefahr stellen, wenn er wusste, woher sie kam. Überall auf dem Schlachtfeld wurden Feuer entzündet. Im Licht der Flammen und Blitze sah er, dass sich zwischen seinem Korps und dem Schutzwall keine Insulaner befanden. Er blickte nach Norden. Die linke Flanke drohte sich aufzulösen. Das Funkeln der Waffen nahm kein Ende.
    »Eine halbe Drehung um den Mittelpunkt vollziehen! Die südliche Flanke muss der nördlichen gegenüberstehen! Wir umzingeln sie!« Die Hörner erklangen, und das gewaltige Manöver wurde langsam und zögerlich durchgeführt, als sich erschöpfte Krieger und müde Cabos dem Befehl fügten.
    »Beeilt euch!«, schrie Hael. »Eure Kameraden sterben!«
    Endlich rückte die Front nach Norden. Hael galoppierte los und begab sich ins Zentrum. Er hob den Speer, riss das Cabo herum und wies auf die Stelle, an der sich Gasam befand.
    »Angriff!«, brüllte er. Mit einem Schrei folgten sie ihm. Es war nicht das halsbrecherische Tempo eines Steppenangriffs, denn auf diesem Boden und bei dem dämmrigen Licht wären die meisten Cabos gestürzt und hätten den Feind nie erreicht. Dennoch waren sie schnell und warfen sich mit wilder Entschlossenheit voran. Männer des nördlichen Korps schlossen sich ihnen mit schrillen Freudenschreien an.
    Als sie die riesige Masse der Insulaner erreichten, fielen sie über die Feinde her, wie eine Woge sich über ein Riff ergießt.
    »Gasam!«, brüllte Hael und stieß einem Asasa den Speer durch die Kehle. »Wo steckst du?«
    Inzwischen hatten sich die Reiter und die Krieger zu einem unentwirrbaren Knäuel vermischt. Die Reihen hatten sich aufgelöst. Jetzt war es keine richtige Schlacht mehr, sondern ein schreckliches Getümmel, in dem jeder jeden tötete, bis kein Feind mehr übrig war.
    Hael spürte ein seltsames, aufregendes Gefühl der Freiheit. Jetzt gab es nichts mehr für den König zu tun; die Zeit der Generäle war vorbei. Die Zeit der Krieger war gekommen. Er musste Gasam finden und töten.
    »Gasam!«, schrie er wieder. »Wo bist du?«
     
    »Wo ist Hael?«, kreischte Gasam. »Findet Hael!«
    Niemand hörte ihn. Der Lärm der Schlacht übertönte jedes andere Geräusch und der Donner war ohrenbetäubend. Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel. Ein Shasinn in Gasams Nähe hob den Speer, der von einem Blitz getroffen wurde. Er schrie auf und fiel zu Boden, den glühenden Speer mit der verbrannten Hand umklammernd.
    Gasam wehrte einen Axthieb mit dem Schild ab und stieß dem Angreifer den Speer in den Leib. Plötzlich sah er inmitten der Reiter einen Bronzespeer aufleuchten. Bronzener Speer und bronzene Haare – Hael!
    Er lief auf die Gestalt zu und lachte in sich hinein. Die Kämpfenden hatten sich überall auf der Ebene verteilt und Gasam gelangte ungehindert in die Nähe des Reiters. Er hörte die Stimme des Erzfeindes, der nach ihm rief!
    »Ich komme, Hael«, lachte er. »Hier kommt der Tod!«
    Er rannte schneller und sah, wie Haels Kopf herumfuhr und er versuchte, sein Cabo zu wenden, aber es war zu spät. Gasam hob den Schild und rammte das Tier mit aller Kraft. Das Cabo stolperte und er zog ihm die Speerspitze über die Kehle. Heißes Blut spritzte gen Himmel, und er hob die Waffe, um Hael aus dem Sattel zu holen, aber er hatte sich von den Steigbügeln befreit und stand bereits vor ihm. Schnell wie die Zunge einer Schlange zuckte sein Speer vor. Gasam hatte den Schild weit nach rechts gehalten, da er angreifen wollte. Jetzt musste er den Angriff mit dem eigenen Speer abwehren. Klirrend prallten die Waffen aufeinander. Hael griff sofort an, sprang ungeschützt über den Körper des Cabos hinweg und zielte den Speer in beiden Händen haltend auf Gasams Seite. Gasam wich zurück und zerrte den Schild herum, um den Speer abzufangen. Es gelang ihm, aber sein folgender Vorstoß wurde meisterhaft abgewehrt.
    Gasam begriff, dass er schon viel zu lange andere für sich töten ließ. Hael war schon immer ein Meister im Speerkampf gewesen. Sie
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